Agrarpolitik
Verbände übergeben Gentechnik-Petition
Über 420.000 Menschen fordern Wahlfreiheit und Risikoprüfung

Vor dem Bundeskanzleramt wurden heute 420.757 Unterschriften der Petition ‚Nicht hinter unserem Rücken – kein Freifahrtschein für neue Gentechnik in unserem Essen!‘ an die Parlamentarischen Staatssekretärinnen Bettina Hoffmann (Bundesumweltministerium) und Manuela Rottmann (Bundeslandwirtschaftsministerium) übergeben. Vertreter eines breiten Bündnisses von Organisationen aus Umwelt- und Verbraucherschutz machten dabei deutlich, warum eine konsequente Regulierung gentechnischer Verfahren und ihrer Produkte nötig ist.
„Gentechnisch veränderte Organismen können, wenn sie einmal in die Umwelt freigesetzt wurden, nicht zurückgeholt werden“, betont Florian Schöne, Geschäftsführer des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR). Auch bei neueren gentechnischen Verfahren seien off-target-Effekte mit Risiken für die Umwelt zu erwarten. Das Vorsorgeprinzip der EU, das eine gründliche Risikoprüfung vorschreibt, müsse auch zukünftig gelten.
„Bäuerinnen und Bauern wollen auch in Zukunft das Recht haben, gentechnikfrei zu erzeugen“, so Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Nur mit Hilfe einer strikten Regulierung könnten sie sich vor Gentechnik-Verunreinigungen in Saatgut, Futtermitteln und Ernten schützen.
Auf Abhängigkeiten, die Gentechnik durch Patente schafft, wies Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hin. „Bio wirtschaftet ohne Gentechnik – und das soll so bleiben!“ Wenn die EU-Kommission das Gentechnikrecht verwässern will, untergrabe sie damit die eigenen Ziele zur Ausweitung von Bio.
Die heute übergebene Petition wurde in einem Zeitfenster von circa sechs Monaten gezeichnet und richtet sich an die EU-Kommission sowie die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).
Die Kernforderungen der Petition lauten:
- Auch neue gentechnisch veränderte Organismen (GVO) müssen so gekennzeichnet werden, dass Verbraucher, Bauern, Züchter und Unternehmen aus Handel und Verarbeitung sie jederzeit erkennen und vermeiden können.
- Auch neue GVO müssen weiterhin entsprechend dem EU-Vorsorgeprinzip einer Risikoprüfung unterzogen werden.
- Rückverfolgbarkeit und Nachweisverfahren müssen eine Zulassungsvoraussetzung für GVO bleiben, ebenso die Rückholbarkeit. Wer GVO auf den Markt bringt, muss für Risiken und Folgeschäden haften.
- EU, Bund und Länder müssen mehr Forschung zu Umwelt-, Biodiversitäts- und Gesundheitsrisiken neuer GVO, zu ihren sozio-ökonomischen Auswirkungen sowie zur Entwicklung genereller Nachweisverfahren fördern.
- Um eine vielfältige, klimafreundliche und sozial gerechte ökologische und bäuerliche Landwirtschaft voranzubringen, sollten vor allem Forschung und Weiterentwicklung von bewährten und wirksamen gentechnikfreien agrarökologischen Methoden gefördert werden.
Die Petition wird EU-weit von über 50 Organisationen aus Umwelt- und Verbraucherschutz sowie Land- und Lebensmittelwirtschaft getragen. In Deutschland wird die Petition unterstützt von:
- Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
- Aurelia Stiftung
- Biokreis
- Bioland
- Bundesverband Naturkost Naturwaren
- Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)
- Demeter
- Deutscher Naturschutzring (DNR)
- Gen-ethisches Netzwerk
- Naturland
- Save our Seeds
- Slow Food Deutschland
- SumOfUs