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Naturland wird 40

Jubiläumskongress mit hochkarätigen Gästen

Naturland wird 40
„Wir haben die Veränderung selbst in der Hand!“, sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir beim Jubiläumskongress Naturlands im Clärchens Ballhaus in Berlin.

Mit vielen prominenten Gästen aus Politik, Wissenschaft und Praxis feierte Naturland heute in Berlin sein 40-jähriges Jubiläum. Unter dem Motto ‚Bio ist die Antwort‘ sprachen Naturland-Präsident Hubert Heigl, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und die Artenschutzexpertin Katrin Böhning-Gaese über nötige Maßnahmen für das Ziel von 30 Prozent Bio und den Beitrag des Ökolandbaus zur Bewältigung der aktuellen Krisen.

Von fünf Bauern wurde der größte internationale Bio-Anbauverband vor 40 Jahren gegründet. Heute wirtschaften über 140.000 Landwirte in über 60 Ländern weltweit nach Naturland-Richtlinien. „Die Naturland-Gründer haben schon damals erkannt, dass wir nur mit der Natur überleben können – nicht gegen sie“, erklärte Naturland-Präsident Hubert Heigl in der Begrüßung.

Im Zeitalter des Klimawandels samt Dürre und Naturkatastrophen biete Bio die Antwort: durch aktiven Wasserschutz, humose Böden, Vielfalt auf Äckern und Wiesen, energieeffizientes Wirtschaften und gesunde Ernährung. Damit sich die auch alle leisten können, müsse die Politik steuernd eingreifen und dem Marktversagen, dass Leute, die umweltbewusst einkaufen, dafür mehr zahlen müssen, entgegenwirken.

Von der Politik fordert Heigl außerdem eine Kampagne für Bio in der Außer-Haus-Verpflegung, eine Pestizidsteuer nach dem Vorbild Dänemarks, ein Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmitteln und eine gemeinsame europäische Agrarpolitik, die ökologisches Wirtschaften honoriert. Als wichtigen Schritt lobte der Naturland-Präsident die beschlossene Einführung einer gesetzlichen Tierhaltungskennzeichnung mit eigener Bio-Stufe. Jetzt müsse die FDP ihren Widerstand aufgeben, damit auch die Finanzierung gesichert ist.

Naturland zeigt, was möglich ist

Herzlich zum Jubiläum gratulierte der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. „Ökolandbau ist mein Vorbild“, meinte der Minister. Als Bio-Pionier habe Naturland gezeigt, was möglich ist, und könne nun hoffentlich auch andere inspirieren. Das Positive am menschengemachten Klimawandel: „Wenn Menschen die Ursache sind, können Menschen auch etwas dagegen tun. Wir haben die Veränderung selbst in der Hand!“

Nicht nur die Grünen, sondern die gesamte Bundesregierung stehe hinter dem Ziel von 30 Prozent Bio bis 2030. Bis zum nächsten Sommer soll die Strategie dafür im Kasten sein. Aktuell arbeite man daran, die Ökolandbauförderung und das Bundesprogramm Ökolandbau weiter zu verbessern, die Tierhaltung zukunftsfest umzubauen und das Bio-Angebot in der staatlichen Außer-Haus-Verpflegung zu erhöhen.

Um die gleiche Freiheit aller zu ermöglichen – auch der Menschen im globalen Süden –, gelte es, vor allem die Kleinbauern und die lokale Landwirtschaft zu stärken. Dazu gehöre der Zugang zu Saatgut, eine funktionierende Infrastruktur, Bildung, die Rückkehr zum Anbau traditioneller Kulturpflanzen und die Gleichstellung von Frauen.

Ökolandbau als wichtiger Teil der Lösung

Prof. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg-Forschungszentrums und Gewinnerin des Deutschen Umweltpreises 2021, führte dem Publikum die Wichtigkeit der Biodiversität als existenzieller „Maschinenraum der Ökosysteme“ vor Augen. So spielen etwa Vögel eine zentrale regulierende Rolle in der Schädlingsbekämpfung und als Samenausbreiter. Für das Trilemma, Klimaschutz, Biodiversitätserhalt und Ernährungssicherung auf derselben Fläche zu erreichen, sei der Ökolandbau ein wichtiger Teil der Lösung: durch extensive Beweidung, weniger Pestizide und Düngemittel sowie eine strukturreiche Landschaft mit Hecken, Bäumen und Brachen.

Landnutzungsänderungen – also Abholzung und industrielle Landwirtschaft – seien nach dem Weltbiodiversitätsrat hauptverantwortlich für den drastischen globalen Rückgang der Biodiversität in den letzten 50 Jahren. Um diese Krise zu stoppen, fordert Böhning-Gaese, landwirtschaftliche Subventionen an Gemeinwohl-Leistungen zu knüpfen, Robotik und Digitalisierung in der Landwirtschaft zu nutzen und die Züchtung robuster und dürretoleranter Sorten voranzutreiben.

Als weitere hochkarätige Gäste nahmen die Bio-Köchin und EU-Abgeordnete Sarah Wiener (Österreichische Grüne) sowie DFB-Ehrenspieler und Unternehmer Philipp Lahm am Jubiläumskongress teil. Sie diskutierten darüber, wie man Kinder schon von klein auf für gesundes Essen begeistern kann. Sowohl Wiener als auch Lahm unterstützen Kinder und Jugendliche dabei mit ihren Stiftungen.

Lena Renner

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