Walllonie
Mayo, Senf und Mango-Curry
Der belgische Hersteller Bionat vereint Tradition und Moderne

Mit Senf Marke Bister und Mayonnaisen und Aufstrichen von Natura will die wallonische Bionat-Gruppe sich auf dem europäischen Bio-Markt behaupten. Zu einer traditionellen Fertigung ohne Zusatzstoffe kommen heute vegane Innovationen für eine umwelt- und gesundheitsbewusste Zielgruppe. Langfristig will das Unternehmen komplett auf Bio umstellen.
Die Bionat-Gruppe ist 2018 aus einer Fusion der traditionellen Familienunternehmen Bister und Natura hervorgegangen. Der jetzige Eigentümer Arthus de Bousies hat die Marke Natura 2012 erworben und sechs Jahre später auch Bister übernommen.
Natura wurde bereits 1939 gegründet – vom Fischhändler Philippe Vryghem, der eine Mayonnaise als Beilage zu seinen Gerichten selbst herstellen wollte. Ein ebenso alteingesessenes Traditionsunternehmen ist Bister, ein in Belgien sehr bekannter Senf-Hersteller. 1926 gegründet, wählte Bister zum Ende des 2. Weltkriegs für seine Senfgläser eine Granatenform, um die Explosivität der Produkte zu symbolisieren. Diese Form wurde bis heute nicht verändert.
„Wir sind eine junge Firma mit alten Kenntnissen“, meint Geoffrey Lamarche, Vertriebsleiter von Bionat. Mit der Bio-Produktion habe man bei Bister schon 1980 begonnen, heute werde mit Hilfe von Natura mehr Bio als konventionell verkauft. Für 60 Prozent des jährlichen Umsatzes von 12 Millionen Euro sei das Bio-Segment verantwortlich. In fünf Jahren würde das Unternehmen gerne komplett auf Bio umstellen.
Von Vollkorn-Senf bis Chili-Aufstrich
Bister hat bisher drei Bio-Senfe im Angebot: Vollkorn, mild und belgisch. Die Senfsamen würden zum Teil aus Belgien bezogen, sechs Landwirte in der Region belieferten den Hersteller. „50 Jahre lang gab es keinen Senfanbau in Belgien“, erklärt Lamarche. Der Einkaufspreis von belgischen Samen sei daher fünf Mal so hoch wie der von Senf aus der Ukraine.
Natura kann schon mit 13 verschiedenen Bio-Produkten aufwarten: Es gibt vier Mayonnaisen, etwa mit scharfem Pfeffer, mit Trüffel oder vegan, eine Sauce béarnaise, eine Sauce tartare sowie verschiedene Vinaigrette-Dressings von Honig-Senf über Schnittlauch bis hin zu Cocktail.
„Wir haben hier aktuell fünf Entwicklungen“, so Lamarche. „Hin zu Bio, vegan, lokal, gesund und frisch.“ Das vegane Angebot wachse immer weiter. Eier und Senf sollen möglichst aus der Region bezogen werden, nur das Sonnenblumenöl werde noch importiert. Die Mayonnaise werde bei Natura „wie zu Hause gemacht“: nur mit Eiern, Öl, Senf, Essig, Salz und Wasser, ohne jegliche Zusätze und per Bäckerei-Rührgerät verquirlt. „Vor fünf Jahren hat noch keiner nach den Inhaltsstoffen gefragt, das ist heute anders“, beobachtet Lamarche. Da die Produktion ohne Zusätze seit jeher ein Markenzeichen von Natura ist, bedeutet die veränderte Nachfrage einen neuen Wettbewerbsvorteil. „Unsere Philosophie passt zum Zeitgeist.“
Als große Innovation hat Natura seit letztem September erstmals vier vegane Bio-Aufstriche im Sortiment: Paprika Chili, Karotte Ingwer, Aubergine Kumin sowie Mango Curry werden jetzt in kompakten 170-Gramm-Gläsern verkauft. Sie enthalten 15 bis 17 Prozent Gemüse und seien weniger ölig als die Aufstriche anderer Hersteller. Für dieses Jahr ist bereits die nächste Produktneuheit geplant: Fertigsaucen für die warme Küche, etwa Champignon oder Curry.
Viel ungenutztes Potenzial
Produziert wird die Ware der Bionat-Gruppe mittlerweile an drei verschiedenen Standorten, in Belgien, Frankreich und Holland. Die Hälfte der 55 Mitarbeiter ist in der Produktion beschäftigt, die andere in Vertrieb und Verwaltung. Alle Artikel werden im Einzelhandel angeboten, es gibt aber auch Großpackungen für Kunden in Gastronomie und Industrie. „Wir können 20.000 Kilo auf einmal liefern, einen ganzen Laster voll“, meint Lamarche.
Exportiert werden die Produkte bereits nach Portugal, Spanien und England, außerdem in kleinen Mengen nach Deutschland, Dänemark und in die Schweiz. Für Deutschland arbeite man mit dem Göttinger Distributeur Viani zusammen, der sonst vor allem auf italienische Produkte spezialisiert ist. Direkt mit dem LEH in Kontakt zu kommen, sei schwierig, Bionat würde sich aber noch eine bessere Verbreitung wünschen. „Da ist noch viel ungenutztes Potenzial“, ist Lamarche überzeugt.
Lena Renner