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Bio in der Wallonie: Vernetzt für 30 Prozent 2030

Positiver Markttrend in Sicht

Bio in der Wallonie: Vernetzt für 30 Prozent 2030 © Vincent Van Laethem / BioWallonie

Wie Deutschland hat sich Belgien die Bewirtschaftung von 30 Prozent Bio-Fläche im Jahr 2030 zum Ziel gesetzt. Die Wallonie, in der ein Großteil der Bio-Landwirtschaft angesiedelt ist, hat sich der Marke mit knapp 13 Prozent schon etwas mehr genähert als die Bundesrepublik. Mit Hilfe von allen Branchenakteuren engagiert sich die Organisation BioWallonie dafür, die Entwicklung von Ökolandbau und Bio-Markt nach vorne zu bringen.

Die BioWallonie ist ein gemeinnütziger Verein, der mit Regierungsgeldern gefördert wird, sodass eine kostenlose Mitgliedschaft möglich ist. Gegründet wurde er bereits 2013, um den damaligen Bio-Strategieplan voranzutreiben. Heute sind 25 Mitarbeiter damit betraut, die Bio-Entwicklung in Brüssel und der Wallonie im Sinne des ‚Plan bio 2030‘ zu überwachen. Die Organisation dient als Informationsquelle für Landwirte, Verarbeiter und Handel, unterstützt Unternehmen bei der Bio-Umstellung, fördert die Vernetzung innerhalb der Wertschöpfungskette und will das Bewusstsein für den Mehrwert von Bio schärfen.

Die Aufgaben werden in vier verschiedenen Abteilungen umgesetzt: technische Beratung für Landwirte, um bei der Bio-Umstellung zu helfen und Produktionsfaktoren zu verbessern; Querschnittsthemen; nachhaltige Ernährung mit Bio-Fokus in der Gemeinschaftsverpflegung; und die Entwicklung von Wertschöpfungsketten.

In dieser vierten Abteilung ist Pierre-Yves Vermer angestellt, der speziell die Entwicklung des Getreidesektors und anderer Ackerkulturen verantwortet. Zusammen mit sechs anderen Mitarbeitern setzt er sich vor allem für Vernetzung in der Branche ein. Jeden Februar werden um die 300 Akteure eingeladen, um ihnen neue Trends und Zahlen aus dem Bio-Markt in Belgien und der EU zu präsentieren. Das Team veranstaltet Workshops und bringt alle zwei Monate ein Fachmagazin heraus.

Subventionen federn Bio-Krise ab

„90 Prozent der Bio-Produktion in Belgien findet in der Wallonie statt“, erklärt der Experte. Über 92.000 Hektar würden hier momentan ökologisch bewirtschaftet, ein Flächenanteil von knapp 13 Prozent der gesamten Landwirtschaft. Dabei seien die Bio-Betriebe im Schnitt etwas kleiner als die konventionellen. Einer von sechs Höfen betreibe im Moment Ökolandbau, also rund 16 Prozent.

2023 gab es 2.014 Bio-Landwirte, ein kleiner Rückgang von zehn Höfen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der zertifizierten Bio-Verarbeiter liegt bei 836. „In Belgien wird nach der Umstellung auch die Beibehaltung des Ökolandbaus subventioniert“, berichtet Vermer. Darin sieht er einen Grund, weshalb die ‚Bio-Krise‘ hier deutlich glimpflicher verlief als im Nachbarland Frankreich, wo acht bis neun Prozent der Bio-Anbaufläche verloren wurden. „Die Bio-Getreideernte war dort 2024 halb so hoch wie gewöhnlich – sie werden importieren müssen“, verdeutlicht er den Ernst der Lage.

Bio-Obstanbau boomt, Gemüseanbau rückläufig

In der Wallonie wird über 70 Prozent der Bio-Fläche von Grünland eingenommen. Die Haltung von Bio-Mastrindern ist 2023 angestiegen, während etwas weniger Milchkühe gehalten wurden. Um über 20 Prozent hat die Bio-Schweinehaltung zugelegt. Während Weidefläche und Ackerkulturen (22 Prozent der Bio-Fläche) stabil blieben, ging der Anbau von Bio-Gemüse zurück und der Anbau von Bio-Obst hat deutlich zugenommen (um 15 Prozent).

Mit Blick auf den Absatz lag der Marktanteil von Bio in der Wallonie 2023 – stabil zum Vorjahr – bei 5,1 Prozent. 457 Millionen Euro gaben wallonische Haushalte für Bio aus, darunter 30 Prozent für Trockenprodukte wie Mehl, Müsli, Kaffee etc, jeweils 22 Prozent für Fleisch sowie Obst und Gemüse und 13 Prozent für Milchprodukte.

Der deutsche Discount, Aldi und Lidl haben laut Vermer noch keine große Präsenz in Belgien. Fast die Hälfte der Bio-Vermarktung in der Wallonie (gut 48 Prozent des Umsatzes) finde in den großen Supermarktketten des Landes statt: Carrefour aus Frankreich, Colruyt und Delhaize aus Belgien. Bioläden sind für rund 17 Prozent des Umsatzes verantwortlich.

Entwicklungshemmnis: Handelsmargen und Greenwashing

Aktuell zeichne sich eine langsame Erholung von der Krise ab und die Nachfrage gehe wieder nach oben. Sie weiter voranzubringen, ist für Vermer ein essentieller Punkt für die Bio-Entwicklung. „Die Umstellungsbereitschaft wird der Nachfrage folgen“, ist er überzeugt. Gleichzeitig warnt er auch davor, zu schnell auf Ökolandbau umzustellen, bevor der Absatz nicht gesichert ist. So habe die Überproduktion im Bereich von Bio-Milch bereits dazu geführt, dass ein Teil konventionell vermarktet werden musste. „Wir raten den Leuten, dass sie sich im Vorfeld um einen Platz im Markt kümmern.“

Hinderlich für mehr Bio-Käufe seien die teilweise überhöhten Preise. Einige Einzelhändler nutzten Bio für viel zu hohe Gewinn-Margen, sodass manche Produkte unverhältnismäßig teurer würden. „Bio muss leistbar sein!“, so Vermer.

Eine Gefahr seien aktuell außerdem ‚konkurrierende‘ Produktionsmethoden wie regenerative Landwirtschaft und ‚No-Till‘ (Direktsaat ohne Pflügen), die Nachhaltigkeit für sich beanspruchen und die Verbraucher verunsicherten. „Wir bemühen uns sehr um Kommunikation, damit die Hintergründe von Ökolandbau richtig verstanden werden.“

Die BioWallonie konzentriert sich dabei auf den B2B-Bereich und mehr Verständnis auf Unternehmensseite. Alle zwei Jahre veranstaltet sie eine Feldveranstaltung, bei der zum Beispiel biologische Unkrautbekämpfungsmethoden vorgestellt werden, um Skeptiker zu überzeugen. Sie setzt sich außerdem für mehr Effizienz und verbesserte Techniken im Ökolandbau ein. „Hohe Erträge sind elementar, um von konventionellen Landwirten ernstgenommen zu werden“, stellt Vermer fest.

„Die Leute im Bio-Sektor sind überzeugt von dem, was sie tun“, meint er. Mit viel Motivation lasse sich auch eine große Wirkung erzielen. Im Moment sei der Trend wieder vielversprechend, für 2024 habe es aus dem Sektor positives Feedback gegeben. Die BioWallonie hofft auf ein zweistelliges Wachstum als Jahresergebnis.

Lena Renner
 

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