Drogeriewaren
Drogeriewaren im Supermarkt werden ökologisch
Kunden weiten ihr Nachhaltigkeitsbewusstsein aus auf Naturkosmetik, Körperpflege- und Wasch-, Putz- und Reinigungs-Produkte

Körperpflegeprodukte, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel sowie jetzt auch Hygieneartikel gehören ebenso zum täglichen Bedarf wie Lebensmittel. Verbraucher entscheiden sich dabei zunehmend für nachhaltige, umweltfreundliche Alternativen. Eine Chance zur Kundengewinnung und -bindung, die der Handel mit einem entsprechenden Öko-Sortiment nutzen kann.
„Die Regale werden grüner“, sagt Mirja Eckert von der Strategieberatung The New. Laut der Branchenexpertin, die den deutschen Naturkosmetikmarkt auf Basis von Marktforschungsdaten beobachtet und analysiert, konnte insbesondere zertifizierte Naturkosmetik weiter zulegen: Im ersten Halbjahr 2021 ist dieser Bereich um fünf Prozent gestiegen, der Gesamtkosmetikmarkt dagegen hat rund vier Prozent verloren.
Hinsichtlich der Vertriebskanäle verzeichneten vor allem der E-Commerce sowie Verbraucher- und Drogeriemärkte Zuwächse. Das hänge zum einem mit dem Wunsch nach ‚One-Stop‘ Einkaufsmöglichkeiten zusammen, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten. Das heißt, Konsumenten wollen Körperpflege- und andere Non-Foodartikel zusammen mit ihren Lebensmitteln kaufen. Zum anderen wächst sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Geschäften das Nachhaltigkeitsbewusstsein – und das zeigt sich in einem entsprechenden Angebot.
So überarbeite etwa der Lebensmitteleinzelhandel mit Blick auf klimaneutrale oder klimapositive Gesamtkonzepte seine Sortimente, sagt Eckert. Und weiter: Naturkosmetik sei ein wichtiger Teil im Nachhaltigkeitskonzept, was auch klar kommuniziert werde.
Der Trend hin zu gesünderen und nachhaltigen Produkten umfasst dabei den gesamten Drogeriebereich mit:
- Körperpflege und Kosmetik
- Hand- und Flächenhygiene
- Waschmittel
- Putzmittel und Pflegeprodukte
- Geschirr-Reinigungsmittel
Hautaggressive Konservierungsmittel und Tenside, riskante, schwer abbaubare und erdölbasierte Chemikalien sowie Mikroplastik sind tabu. Die Hersteller von ökologischen Alternativen können zeigen, dass gute Leistung durchaus ohne solche bedenklichen Inhaltsstoffe gelingt. Die Produktkonzepte erstrecken sich dabei bis zu den Verpackungen. Angesagt sind Abfallvermeidung und Recycling.
Zugpferd Naturkosmetik
Echte Naturkosmetik enthält nicht nur wenige Prozent pflanzlicher Zutaten. Diese bilden vielmehr die Basis. Hochwertige Pflanzenöle oder -butter und -auszüge werden je nach Produkt begleitet von natürlichen ätherischen Ölen zur Beduftung, mineralischen Stoffen oder milden waschaktiven Tensiden aus nachwachsenden Rohstoffen.
Den Rezepturen liegen definierte Kriterien für einen nachhaltigen − nicht selten ökologischen − Anbau, schonende Gewinnung und Verarbeitung zugrunde. Zwar ist eine neue Kosmetikverordnung geplant, doch bisher ist der Begriff Naturkosmetik gesetzlich nicht geschützt.
Für Sicherheit sorgen jedoch Naturkosmetik-Siegel wie BDIH, Cosmos (natural oder organic), ICADA oder NaTrue. Ausgelobt werden nicht selten außerdem Tierversuchsfreiheit (zum Beispiel cruelty free) oder vegan. Erreichen lassen sich sowohl diejenigen, die ausschließlich Naturkosmetik verwenden als auch Wechselkäufer.
Natürliche Inhaltsstoffe, aber auch nachhaltige Verpackungskonzepte seien im Mindset, heißt es unter anderem auch von Lavera. Als Kosmetik-Vollsortimenter bietet der Hersteller pflegende und dekorative Kosmetikprodukte an, von Körperlotionen und Handcremes mit und ohne Duft über Zahncreme bis zu Make-up. Auch Männerpflege ist dabei, was noch bei eher wenigen Anbietern der Fall ist.
Zur Vielfalt tragen über 300 pflanzliche Bio-Inhaltsstoffe, Pflanzenfluide und -komplexe bei, wobei Lavera mit regelmäßigen Neuheiten auf das Angebot aufmerksam macht.
Cosmondial gehört zu den Unternehmen mit einem Mehrmarken-Ansatz und ergänzt die jugendliche dekorative Kosmetik unter der Preiseinstiegsmarke benecos seit 2019 durch GRN [Grün] mit reiner Naturkosmetik. Bei den Produkten für Frauen und Männer handelt es sich überwiegend um Körperpflegeartikel.
In diesem Zusammenhang lässt sich feststellen, dass eine Reihe an Anbietern neben klassischer Kosmetik noch weitere Produkte von Sonnenschutz bis zu Saunaölen ins Programm aufnehmen. Vor allem die sofort wirksamen Sonnenschutzmittel mit mineralischem Lichtschutzfilter und dafür ohne Octocrylen oder ähnliche bedenkliche Stoffe haben in den letzten Jahren Zugewinne verbucht.
Zu den Anbietern gehören unter anderem Lavera, Eubiona, Speick oder Styx. Und mit einem innovativen Sunstick in einer Kartonhülle hat jetzt sogar Hello Simple als Vorreiter der low-waste-Bewegung den Trend aufgegriffen.
Pflegen mit Konzept
Um auf die individuellen Hautbedürfnisse einzugehen, arbeiten die Hersteller gern mit aufeinander abgestimmten Pflegeserien, die bestimmte Leitpflanzen enthalten. Mal handelt es sich um Öle oder Auszüge, die aus der traditionellen Heilkunde bekannt sind. Mal kommen Pflanzen mit neu entdeckten pflegewirksamen Inhaltsstoffen zum Einsatz.
Styx Naturkosmetik aus Österreich bietet beispielsweise sowohl Serien auf Basis von Hanf- oder Mohnöl an als auch Hand- und Fußcreme mit traditionellen Kartoffelauszügen. Das Unternehmen steht zugleich dafür, dass auch bei Drogeriewaren Ländergrenzen verschwinden und auf diese Weise die Angebotsauswahl weiter wächst.
Auf einen einzelnen Leitstoff konzentrieren sich eher wenige Hersteller, diese jedoch erfolgreich. Neben Santaverde mit Aloe Vera-Kosmetik aus eigenem Bio-Anbau gehört etwa Argand’Or dazu. Im Mittelpunkt des exklusiven Sortiments steht das ansonsten als Speiseöl gefragte Arganöl. Gewonnen wird es unter fairen Bedingungen von einer Frauenkooperative in Marokko und bildet bei Argand‘Or in Haut- und Haarpflegeprodukten die Basis.
Mit Sonett als drittem Beispiel ergänzt jetzt auch ein Hersteller von ökologischen Wasch- und Reinigungsmitteln mit Naturkosmetik das Angebot. Im Mittelpunkt für die angebotenen Körperlotionen, Massage- und Kinder-Pflegeöle steht ein Mistel-Auszug, der unter anderem ausgleichend wirken soll.
Nachhaltige Verpackungen und Plastikfreiheit gesucht
Zu einem wichtigen Kriterium bei der Kaufentscheidung hat sich die Verpackung entwickelt. Die Lösungsansätze der ökologisch orientierten Hersteller reichen von Bio-Plastik und Recycling-Kunststoff und/oder recyclingfähigem Kunststoff bis zu Refill-Optionen und low-waste in Form von festen Alternativen in Karton und Dose.
Lavera strebt nach eigenen Angaben an, in allen Produkten so wie bereits in den Shampoos und Spülungen den höchstmöglichen Anteil an Rezyklaten einzusetzen. Nicht nur Lavera reagiert mit festen Dusch- und Shampoostücken nun ebenfalls auf die Nachfrage nach komplett plastikfreien Produkten, sondern mittlerweile mehrere der bekannten Naturkosmetikfirmen. Pioniere für feste Kosmetik waren jedoch Start-ups, die sich von Anfang an den Verzicht auf Kunststoff und Abfall vorgenommen haben.
Feste Alternativen, ob bei Kosmetik oder Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln (WPR), vereinen den Vorteil des Verzichts auf Kunststoffverpackungen mit Wasserfreiheit: Es wird nicht nur Wasser als Ressource an sich gespart, sondern durch das geringere Gewicht sinken auch die Energiekosten beim Transport. Anfangs waren die Produkte überwiegend in Unverpacktläden und online erhältlich. Mittlerweile finden sie sich auch im Naturkostfachhandel und Drogerie- oder einzelnen Verbrauchermärkten.
Dass die Idee ankommt, zeigte sich unter anderem auf den letzten Vivaness-Messen, wo Hello Simple für ihre Deocreme im Schraubglas und den Spülseifen-Block ausgezeichnet wurde. Das junge Unternehmen baut das Sortiment kontinuierlich aus, im Bereich Naturkosmetik unter anderem mit dem erwähnten Sonnenstick, Handbalm im Stück oder Zahnputztabs.
Bei den WPR im Sortiment begleiten das feste Spülmittel unter anderem Kernseife, Waschpulver und eine DIY Putzbox. Die Produkte zeichnen sich durch einfache, palmölfreie Rezepturen aus. An Händler vertreibt Hello Simple hauptsächlich direkt (SEH über Strecke), außerdem über den Biogroßhandel und einen Online-B2B-Marktplatz.
Das Angebot von Pandoo gestaltet sich weniger breit gefächert. Der Hersteller konzentriert sich vielmehr auf feste Naturseifen für den ganzen Körper: für die Haare, das Gesicht, zum Duschen sowie für die Rasur. Hergestellt werden die Rundstücke in Handarbeit in einer Manufaktur im Allgäu – auch das ein möglicher Kaufaspekt, wird eine heimische Herstellung doch von immer mehr Verbrauchern wertgeschätzt.
Ökologische Haushaltsprodukte funktionieren
Beim großen Sortiment der Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, kurz WPR, stehen die Zeichen genauso auf Grün. Die ökologischen Alternativen, wie sie AlmaWin, Sodan und Sonett als Pioniere oder auch W. Ulrich mit der Marke ,Ulrich natürlich‘ sowie eine Reihe an neuen jungen Marktteilnehmern führen, haben eine klare Richtschnur: Die Basis bilden Rohstoffe, die gut und vollständig biologisch abbaubar sind.
Phosphate, Chlorchemie, PEG-Tenside, optische Aufheller oder gentechnisch erzeugte Enzyme bleiben bei Öko-Produkten ebenso außen vor wie Mikroplastik. Sogar Bio-Qualität haben selbst die natürlich duftenden ätherischen Öle – etwa bei Sodasan. Einige Hersteller führen alternativ extra unbeduftete Produkte für sensible Menschen (Sodasan acht Artikel). Besonders umfassend gestaltet sich AlmaWins Marke Klar, bei der einige Produkte noch extra vom Deutschen Allergie- und Asthma-Bund (DAAB) zertifiziert sind.
Klare Zutatenlisten informieren über die Zusammensetzung, was eine transparente online-Kommunikation ergänzt. Außerdem sollen wiederum meist bestimmte Siegel Sicherheit auf den ersten Blick geben. Zu den wenigen anerkannten Zeichen mit klaren Kriterien zählen der Nature Care Product NCP und der Natural Cosmetics Standard NCS. Vergeben werden diese zum Beispiel von der Gesellschaft für allgemeine Wirtschaftsethik.
Außerdem lässt sich der CSE nennen, bei dem das gesamte Unternehmen inklusive seiner Wirtschaftsweise geprüft wird. W. Ulrich betont in diesem Zusammenhang, dass die Verpackungen ihrer Öko-Produkte keine Sicherheits- und Gefahrenhinweise tragen müssen.
Vielfalt und Leistung der ökologischen Lösungen müssen den Vergleich mit konventionellen WPR dabei keinesfalls scheuen. Vom Colorwaschmittel über Spülmaschinentabs bis zum WC-Reiniger reicht die Auswahl. Eingeschlossen sind Gallseife, Flecklöser und diverse andere Spezialprodukte. Es liegt auf der Hand, dass die Hersteller mit Blick auf den Klima- und Ressourcenschutz nicht nur kontinuierlich an der Produkt-, sondern auch an der Umweltbilanz arbeiten.
Angeboten werden die meisten WPR-Produkte üblicherweise in Füllmengen ab 500 Millilitern beziehungsweise einem Kilogramm. Doch auch dafür gibt es nachhaltige Verpackungslösungen. So bietet Sodasan für einen Teil des breiten WPR-Sortiments Nachfüllkonzentrate an. Für die ebenfalls geführten Großgebinde gibt es das nachhaltige Bag-in-Box-System. Ansonsten verwendet der Hersteller für flüssige Produkte recycelten Kunststoff. Der bedenkenlose Einsatz der Flaschen werde durch Schadstoff untersuchen sichergestellt.
Auch beim WPR-Vollsortimenter AlmaWin können Kunden die als Konzentrate konzipierten Produkte zum Teil im Neufüllbeutel bekommen, andere im Graskarton. Neu hinzugekommen sind jetzt klimaneutrale Spülmittel, bei denen der CO2-Fußabdruck der gesamten Wertschöpfungskette berechnet und kompensiert wird.
Querschnittsthema Hygiene und Desinfektion
Während der Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für Hygiene auch bei Endverbrauchern deutlich an Relevanz zugenommen. Einige Öko-Unternehmen zeigen, dass sich Gesundheitsschutz, Umweltschutz und Hautschonung nicht ausschließen. Bei den Anbietern handelt es sich interessanterweise um solche, die primär Kosmetikprodukte herstellen, genauso wie um solche mit WPR im Hauptprogramm.
Maßnahme Nummer eins ist die regelmäßige Reinigung der Hände mit Seife. Stückseifen werden dabei üblicherweise den Kosmetik-Anbietern zugerechnet. Spätestens seit der Kunststoffdebatte erleben die Klassiker eine Renaissance. Ein natürlicher Duft, Verzicht auf Erdöl-basierte Zutaten oder Palmfett und eine Herstellung oft in Manufakturarbeit – das sind einige der Aspekte, die Kunden zu naturkosmetischen Seifen greifen lassen.
Flüssigseifen, zur praktischen Dosierung üblicherweise im Pumpspender, kennt man vor allem von WPR-Herstellern. Die Produkte stellt das Unternehmen in einem schonenden Siedeverfahren mit Bio-Olivenöl her und beduftet sie mit ätherischen Ölen.
Sonett konzentriert sich auf Flüssigseifen. Hergestellt aus Bio-Pflanzenölen könne man sie ebenso für die Hände wie für den Körper verwenden. Beim Pendant für die hygienische Händereinigung von AlmaWin handelt es sich um einen sanften, pH-neutralen Seifenschaum aus Waschnuss-Extrakt unter der Marke Klar, der zudem rückfettend und damit trotz der Reinigungsleistung gut hautverträglich sein soll.
Um Keimen von Bakterien bis zu Viren auf ökologische Weise den Garaus zu machen, setzen die Hersteller dann auf pflanzliches Ethanol. AlmaWin schreibt dazu: „Das Klar Hygienespray hat für uns während der Corona-Pandemie an Bedeutung stark zugenommen.“ Als Pumpspray eigne es sich hervorragend zur Schnelldesinfektion von Gegenständen und Oberflächen. Es enthalte keine Duftstoffe, daher könne bei Oberflächen, die mit Lebensmittel in Kontakt kommen, kein Geruch übergehen.
Produkte zur hautfreundlichen Hände- und Flächendesinfektion haben auch Sodasan und Sonett im Programm. Je nach Anwendung und Gebindegröße stehen sie in unterschiedlichen Angebotsformen zur Verfügung. Nicht zuletzt das macht am Point of Sale die ökologischen Alternativen für die Kundschaft attraktiv.
Bettina Pabel