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Pestizide

NABU fordert Offenlegung der Einsatzdaten von Pestiziden

Umweltinstitut München wünscht sich eine digitale Erfassung in der ganzen EU

Anfang Juni wurde die Landwirtschaftsverwaltung Baden-Württemberg gerichtlich dazu verpflichtet, anonyme Daten von Agrarbetrieben zum Einsatz von Pestiziden in Naturschutzgebieten herauszugeben. Der Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg und der Zweckverband Landeswasserversorgung hatten geklagt und in letzter Instanz gewonnen. Nun fordert der NABU eine bundesweite Offenlegung der Pestizideinsatzdaten. Das Umweltinstitut München unterstützt das Anliegen.

„Das aktuelle Urteil aus Baden-Württemberg ist ein großer Erfolg für den Artenschutz. Es sollte der Startschuss für eine bundeseinheitliche Regelung zur Veröffentlichung der Einsatzdaten sein, um die Umweltauswirkungen durch Pflanzenschutzmittel präziser auswerten und gegensteuern zu können“, sagte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger auf einer Pressekonferenz des NABU.

„Wie umfangreich Pestizide eingesetzt werden und in welcher Relation dies zum Rückgang unserer Insektenvielfalt beiträgt, lässt sich nur anhand genauer Daten bewerten. Diese Daten können wir jetzt in Baden-Württemberg endlich einsehen“, erklärte Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes Baden-Württemberg. Mit dem Urteil sei klargestellt worden, dass es sich bei Daten zum Pestizideinsatz um Umweltinformationen handelt, die jeder interessierte Bürger erhalten können muss.

Nach Wunsch des NABU sollen Pestizideinsatzdaten künftig in ganz Deutschland ausgewertet werden können. Die Ergebnisse sollen dann für Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie für Gesellschaft und Wissenschaft verfügbar gemacht werden. Der Verband hat deshalb in zehn weiteren deutschen Flächenländern Einsicht in die Aufzeichnungen zu Pestizidanwendungen beantragt und will auch dort im Zweifel den Klageweg beschreiten.

Auch das Umweltinstitut München pocht auf eine öffentlich zugängliche Erfassung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft. In Brandenburg klagt es gegen das Landesamt für Landwirtschaftliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF), um Einsicht in die Daten über Pestizideinsätze in einem Biosphärenreservat zu erlangen. Trotz der erfolgreichen Klage in Baden-Württemberg blockiert die Behörde bisher die Herausgabe der Daten.

Anhand der Spritzdaten von 1.200 Südtiroler Landwirtschaftsbetrieben wird das Umweltinstitut dafür demnächst konkrete Aussagen über den realen Pestizideinsatz in Südtirol machen können. Diesen einmaligen Datenschatz konnte die Umweltorganisation im laufenden Pestizidprozess gegen ihren Mitarbeiter Karl Bär als Beweismittel sicherstellen lassen.

„Um echte Transparenz über Pestizideinsätze in der Landwirtschaft und ihre Folgen für Mensch und Artenvielfalt zu garantieren, ist eine EU-weit einheitliche, digitale Erfassung dringend nötig. Es kann nicht sein, dass es Monate an Arbeitszeit und hohe Geldsummen erfordert, diese Daten überhaupt erst in eine auswertbare Form zu bringen, während das Artensterben ungebremst voranschreitet. Die EU-Kommission muss die Vorgaben für die Erfassung dieser wichtigen Umweltinformationen schnellstmöglich überarbeiten und dafür Sorge tragen, dass diese leicht zugänglich sind, beispielsweise in Form einer durchsuchbaren Datenbank”, ergänzt Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer am Umweltinstitut, die Forderungen des NABU.

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