Bio in den Mainstream
Hersteller mit Biomarken - Biogroßhandel in den Regionen
bioPress Square & Fair Table offener Donnerstagstalk ab 15 Uhr

Bioqualitäten variieren wie sonstwas auch. Anbieter und Handel müssen sich auch im Bioangebot unterschiedlich zurecht finden. Hofladen, Fachhandel, SEH oder Filiale im LEH und nicht zuletzt Discounter, alle führen um ihren speziellen Standpunkt ihren Einzelkampf.
Eine Gemeinwohl-Biostrategie lässt sich nicht erkennen. Bestenfalls noch bei Bioland. Der Verband hat einen großen Schritt gewagt. Mit dem Verbandslabel in den Discounter. Das hat Prügel eingebracht. Und dennoch scheint der Weg hinein in die Masse der Verbraucher richtig und wegweisend zu sein.
Die Absicht? Auch bei den Verbrauchern Präsenz zeigen. Denn gerade die müssen genauso transformiert werden wie der Handel und die Bauern.
Gemeinsam - Gemeinwohl? Ja bitte, aber immer die anderen! Und wer schaut über den Gartenzaun, wer über den Tellerrand?
Bioland hat als Gegengewicht zum Lidl-Deal auch die Stellung der Hersteller im Bioland Verband gestärkt und mit ihnen eine eigene Gruppe gebildet. Weder die Bauern sind glücklich in den Händen eines Handelsgiganten noch die Hersteller, die lieber ihre eigene Marke verkaufen denn als reiner Dienstleister die Eigenmarken anderer zu produzieren.
Alle Großen im Handel - auch im Naturkostfachhandel - fördern am liebsten ihre Eigenmarke. Da bleibt viel von der positiven Bio-Geschichte an einem selber hängen. Man fühlt sich dann näher an allem dran. Aber kann man auch, was man vorgibt?
Die Verbraucher glauben doch nicht wirklich an die Geschichten, an die Bilder über der Käsetheke bei Alnatura mit der Alm und dem Bauern auf einem Holzschemel, der eine Kuh melkt. Die wissen auch, dass die Alnatura Bio-Milch nicht von Hand, sondern einer Melkmaschine gemolken wird.
Sind Verbraucher blöd? Oder sollen sie bewusst vom Marketing verblödet werden? Es scheint so. Eigentlich wollen sie aber echte Transparenz, die mit dem Adressaufdruck der Hersteller auf der Aldi-Eigenmarke zu finden ist, aber nicht bei Alnatura und vielen anderen sogenannten Biopionieren?
Haben Kaufleute mit den Eigenmarken ihrer Vorstufen ECHTES Bio in den Regalen oder fahren die besser mit den Markenartikeln der Bio-Hersteller? Auch wenn die Echtheit von Bio weder bei Aldi noch bei Rewe oder Alnatura angezweifelt werden sollte, haben doch auch Bio-Eigenmarken das Image von billig oder preiswert.
Was nicht per se schlecht sein muss. Viel vom Gleichen lässt sich verbilligen, weil die Prozesse und Logistik für große Lose kostengünstiger sind. Klasse oder Masse? Je nach Blickwinkel kommt man da zu unterschiedlichen Folgerungen. Mal sind sie wahr, mal Fake. Mal der echte Horror, klar.
Wie wirkt sich die Konzentration sonst noch aus? Lieferanten, Bauern wie Produzenten, kommen schnell unter Druck, wenn sie von Masse abhängig sind. Auch ist die Logik, dass im Handel alles Aldi wäre, sowieso mehr als unbedacht.
Konzentration von Vielen hat zu dem System geführt, das jetzt wieder überwunden, abgeschafft werden sollte. Was wurde dagegen gesetzt? Der Bioladen! Der Biobauer. Und was hat das gebracht? Alnatura, Dennree. Und Aldi als Bio-Umsatz-Marktführer, und gleich danach Rewe-Bio mit Eigenmarke und ein wenig Marken...
Bio hat keine Dezentralisierung gebracht. Wenigstens Transparenz? Partiell ja. Doch sonst? Und wo wird darüber nachgedacht, wie sich das ändern ließe? Durch noch mehr Abgrenzung des Fachhandels, der ja all das hier Geforderte schon kann? Nur nicht umsetzt.
Klimawandel, Nachhaltigkeit, kurze Strecken, regionale Herkunft... Dem Tierwohl zuliebe Fleisch abschaffen, Vegetarisch und Vegan leben, manchmal auch Flexitarisch, oder doch wenigstens das Gewissen beruhigen mit Biokäufen?
Es wäre an der Zeit für vernünftige Strategien: GEMEINSAM!
Voll-Bio geht nur in der Fläche, nicht in einem Exzentriker-Winkel. Das zeigen die regionalen Bio-Großhändler. Sie liefern in die Fläche ihrer Region. Sie liefern auch an den LEH jedoch unter Zurückhaltung, sozusagen unsichtbar unter dem Ladentisch, damit keiner Stress macht! Machen sie das aus Rücksicht auf die Bauern? Oder die Konsumenten?
Oder weswegen?
Vielleicht weil auch sie einem Wachstumszwang unterliegen? Oder sind sie so nah dran, dass sie die Verbraucher wittern?
Statt Win-Win-Situationen besser NIX tun-Nix tun, da kann sich keiner verletzt vorkommen. Weil keiner als erster den Kopf aus dem Fenster streckt. Soll sich doch ein anderer als mutig erweisen!
Angesagt wäre eine offene Diskussion mit klaren Worten. Wir machen das am bioPress Square & Fair Table im
(einfach anklicken) Donnerstagstalk, ab 15 Uhr.
Mischen auch Sie sich ein. Reden Sie mit!
Erich Margrander