Tierwohl
Aldi beendet nicht die Massentierhaltung
Deutsches Tierschutzbüro kritisiert die Initiative Tierwohl
Vor wenigen Wochen hat Aldi angekündigt, bald kein Billigfleisch mehr zu verkaufen. Bis 2030 will der Discounter sein Frischfleisch-Sortiment auf die Haltungsstufen 3 und 4 (Außenklima- und Premium-Haltung) der Initiative Tierwohl umstellen. Das Deutsche Tierschutzbüro zweifelt jetzt die Wirksamkeit dieser Initiative an. Die Vorgaben seien zu lasch und hätten mit Tierwohl nichts zu tun.
Die Initiative Tierwohl ist privatwirtschaftlich organisiert und wird durch die großen Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Kaufland, Edeka, Rewe und Penny finanziert. Die Gesellschafter der Initiative sind unter anderem der Deutsche Bauernverband, der Verband der Fleischwirtschaft und der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft. „Das sind alles Verbände, die sich in der Vergangenheit nicht dadurch ausgezeichnet haben, sich für mehr Tierschutz einzusetzen", kritisiert Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros.
Eine staatliche Kontrolle zur Einhaltung der Haltungsstufen gibt es überhaupt nicht. Die Kontrollen werden durch die Initiative Tierwohl selbst bzw. durch Personen oder Firmen, die von der Initiative beauftragt werden, durchgeführt. „Da wundert es auch nicht, dass 98,98 Prozent aller Kontrollen ohne Beanstandungen sind", so Peifer.
Mit dem Begriff ‚Tierwohl‘ hätten die Haltungsstufen der Initiative ohnehin nichts zu tun. Selbst die Stufe ‚Premium‘ sei aus Tierschutzsicht sehr kritisch zu beurteilen. „Hier stehen einem Schwein 1,5 qm Platz zur Verfügung, sogenannte Spaltenböden, auch im Außenbereich, sind nicht ausgeschlossen. Das Platzangebot von Masthühnern liegt bei ca. zwölf Tieren pro qm. Für die Hühner ist lediglich ein Auslauf für 1/3 ihrer Lebenszeit vorgesehen, was gerade einmal 27 Tage ihres sehr kurzen Lebens bedeutet", sagt Peifer. Zudem könnten Sauen weiterhin in Kastenständen gehalten werden und ‚Verstümmelungen‘ wie das Abtrennen von Ringelschwänzen bei Ferkeln seien nicht ausgeschlossen.
Bei der Stufe 3, die als ‚Außenklima‘ beschrieben wird und Verbrauchern so suggeriert, dass die Tiere Auslauf auf einer Weide haben, könnten den Tieren auch nur ‚Anreize‘ geschaffen werden, etwa durch größere Fenster. Vorgaben zur Rinderhaltung, Tiertransporten und Schlachtung gebe es überhaupt nicht, obwohl gerade in diesen Bereichen sehr großes Leid vorherrsche. „Ich halte die Initiative für wenig durchdacht und letztlich werden Verbraucher*innen dadurch in die Irre geführt und getäuscht, denn mit Tierwohl hat dies nichts zu tun", so Peifer abschließend.