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BioFach

Eigenmarken und Markenvielfalt

Interessierte diskutierten beim bioPress-Roundtable

Wie sehen die Biosortimente der Zukunft aus? Was können Eigenmarken zur Verbreitung von Bio beitragen? Und schaffen Herstellermarken-Strategien mehr Vielfalt statt Einfalt? Beim bioPress Roundtable trafen sich am vergangenen Freitag im Rahmen der Biofach rund 40 Interessierte zu einem Gespräch über die Bedeutung von Bio-Marken.

„Um Eigenmarken kommen wir nicht herum“, sagte Erich Margrander. Für das Image der Händler sei es natürlich toll, eigene Biomarken zu betreiben. Warum aber zeige sich darüber hinaus Bio-Markenvielfalt so selten im herkömmlichen Supermarkt?

Marcus Wewer, zuständig für die Qualitätssicherung der Bio-Eigenmarke Rewe, widersprach, es gäbe neben der Rewe-Eigenmarke schon auch viele Markenprodukte in den Rewe-Märkten. Was wenig Sinn mache, seien Zweitmarken der großen Hersteller, die keiner kaufe. Attraktiv seien dagegen auch Dachmarken mit einheitlichem Konzept. Insgesamt sei die Möglichkeit, Markenprodukte zu bekommen, in den letzten Jahren deutlich einfacher geworden. Und die Nachfrage sei da – sowohl bei Kaufleuten als auch bei Kunden.

Dabei seien die Filialen darauf angewiesen, dass die Produkte zentral gelistet werden. Die selbstständigen Kaufleute hätten da mehr Freiraum und seien insofern etwa auch in der Region aktiver. Detlef Maas vom Großhändler Naturkost West meinte allerdings, auch bei Kaufleuten könnte das Verständnis für Bio und Marken noch größer sein. Auch Christoph Gerhard, der Category Management für den Biomarkt anbietet, sieht in punkto Markenkenntnis noch viel Schulungsbedarf. Diese sei aber nötig, damit sich noch unbekannte Bioprodukte bei den Kunden etablieren.

Tür auf für mehr Biomarken?

„Natürlich bekommen neue Bio-Produkte erstmal viel Gegenwind“, sagte Erich Margrander. Denn jedes Bio-Produkt, das verkauft wird, verdränge ein konventionelles im Regal. Wir müssten daher eigentlich auch froh sein über Eigenmarken, die viel bewegt hätten. Vor 20 Jahren sei Bio noch in Metern gemessen worden. Heute müsse jeder Supermarkt auch mindestens ein paar 100 Bioprodukte im Sortiment haben. Jetzt sei es an der Zeit, dass Markenvielfalt noch viel mehr Kaufanreize biete mit einer breiteren Bio-Auswahl in allen Warengruppen. Nur dann könne Bio zur Normalität werden.

Warum öffnet Rewe seine Tür nicht für Hunderte von Biomarken? Das liege auch mit an der Größenstruktur der Hersteller, erklärte Marcus Wewer. Viele Herstellermarken könnten zwar den Fachhandelsmarkt gut bedienen, aber vielleicht nicht die nationale Listung für einen Rewe oder Edeka stemmen. Gefragt sei hier außerdem auch die Politik. Es reiche nicht, 25 Prozent Öko-Landwirtschaft als Ziel zu haben. Man müsse vielmehr auch die Absatzstrukturen im Blick haben und fördern.

„Die Politik kann immer nur helfen“, gab Erich Margrander zu bedenken. Der Handel aber müsse weg von seinen pyramidalen Denkstrukturen. Je mehr in eine Hand gerät, desto zentralistischer werde das System. Dann werde nicht auf Vielfalt geschaut, sondern möglichst kompakt zusammen gestrichen auf die Schnelldreher. Über die Zusammenarbeit mit regionalen Bio-Großhändlern könnten dagegen dezentrale Strukturen geschaffen werden.

Authentizität und Regionalität

Dies passiere auf lokaler Ebene bereits – sowohl bei Kaufleuten als auch bei Filialen mit engagierten Marktleitern, so Marcus Wewer. Trotzdem hätte es die klassische Lebensmittelindustrie einfacher. Wenn etwa Kellogg’s ein neues Bio-Produkt auf den Markt brächte, schaffe es das leichter in den LEH als das Produkt eines noch unbekannten Herstellers. Der hätte wiederum die Möglichkeit, sich etwa über Verbandsware und Regionalität zu profilieren.

„Für Produzenten ist es wichtig, sich auch selbst auf den Waren präsentieren zu dürfen“, fügte Andrea Richert hinzu. Sie betreut als Strategic Consultant Produzenten auf der Lieferseite und konnte von einer extremen Marktveränderung berichten. Viele Lieferanten gingen Richtung Online-Vermarktung, der Verbraucher sei vermehrt an der Herkunft der Waren interessiert und fälle seine Kaufentscheidung entsprechend. Die Entwicklung gehe in Richtung klare Produkte mit klarer Herkunft und in Richtung Authentizität.

Unabhängig davon, wie es gehandhabt wird: „Bio ist aus den Supermärkten nicht mehr wegzudenken“, stellte Erich Margrander abschließend fest. Er wünscht sich einen neuen Gesellschaftsvertrag, für den Hersteller, Verantwortliche in der Logistik, Marktleiter und Berater sich regelmäßiger zusammensetzen und austauschen sollten.

Lena Renner

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