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Gemeinwohlprämie statt Flächensubventionen

Was läuft schief in der Landwirtschaft? Was muss sich für den Klimaschutz ändern? Und wie kann man dafür sorgen, dass die Transformation auch passiert? Im Rahmen der von der grünen Bundestagsfraktion initiierten Online-Reihe ‚Zukunft der Landwirtschaft‘ zur Internationalen Grünen Woche 2021 diskutierten am Freitag, 15.01.2021, namhafte Akteure über den Umbau der Land- und Ernährungswirtschaft.

Die Landwirtschaft sei einerseits Opfer des Klimawandels – andererseits trage sie durch die Zerstörung von Humus und Artenvielfalt dazu bei, so eröffnete der Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter die Veranstaltungsreihe. Die Bedingungen auf vielen Höfen seien sowohl für Menschen als auch für Tiere nicht so, wie man sich das wünscht, was auch dazu führte, dass viele Bauern aufgeben müssten. Verantwortlich sei mit die Macht des Einzelhandels, die daher begrenzt werden müsse. Die 400 Milliarden, die im Rahmen der GAP zur Verfügung ständen, sollten Bauern, Tieren, dem Klima und dem Erhalt der Artenvielfalt dienen.

Auch Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen mahnte, die zehn größten globalen Gefahren hingen von Landwirtschaft und Klimaschutz ab. Das Thema müsse deshalb endlich in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Um das zu erreichen, sei es nötig, emotionaler rüberzukommen und die Kommunikation zu ändern – „weg von den Eisbären“ und hin zu Themen wie der Versorgung der eigenen Familie, Gesundheit und Generationengerechtigkeit.

Wegkommen müsse man auch von den traditionellen Konfliktlinien, ergänzte Prof. Peter Strohschneider, Vorsitzender der Zukunftskommission Landwirtschaft. Aktuell hieße es oft Öko gegen Konventionell und Groß gegen Klein – stattdessen brauche es aber einen mittleren Konsens und einen Austauschprozess zwischen den unterschiedlichen Stakeholdern.

Den wünscht sich auch die Aktivistin Jutta Sundermann von der Aktion Agrar, die zum Gesellschaftsvertrag aufrief. So müsse man dem wütenden Bauern von ‚Land schafft Verbindung‘ zuhören, auch wenn das vielleicht unangenehm sei. Viele der Demonstranten würden gerne etwas ändern und etwas für Artenvielfalt und Klimaschutz tun, hätten aber nicht die finanziellen Mittel dazu.

Harald Ebner, Grünen-Obmann im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft stimmte zu, die Landwirtschaft brauche ökonomische Anreize, um sich anders zu verhalten als bislang. Viele Bauern seien von Preisdruck und Existenzsorgen getrieben und „jeder Hof, der zumacht, ist einer zu viel“.

Auch der Agrarwissenschaftler Prof. Harald Grethe erklärte, es sei schwierig, alles über den Marktpreis zu regeln. Die Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft müsse auch finanziell zum Ausdruck gebracht werden. Dies könne durch die Gestaltung von Ordnungsrecht erreicht werden – zum Beispiel durch die zielorientierte Honorierung von Leistungen im Bereich Umwelt-, Klima- und Tierschutz anstelle von pauschalen Flächensubventionen.

Gemeinsam mit Renate Künast, Grünen-Sprecherin für Ernährungspolitik, und Harald Ebner plädierte er für die Einführung einer Gemeinwohlprämie. Eine solche könnte über ein Punktesystem laufen, das tier- und umweltfreundliches Verhalten von Bauern honoriert. Gleichzeitig sind sich Künast, Grethe und Sundermann einig, dass die Tierhaltung insgesamt reduziert werden muss: Weniger und dafür besser gehaltene Nutztiere sind das Ziel.

Lena Renner

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