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Grüne Woche
Green Deal 2030 – Impuls für die Agrar- und Ernährungswende?
Bioland-Podiumsgespräch zu den Chancen des Green Deals 2030
Anlässlich der Internationalen Grünen Woche lud Bioland gestern zu einem digitalen Podiumsgespräch ein. Ob der Green Deal ein Impuls für die Agrar- und Ernährungswende sein kann, diskutierten die Grünen-Politikerin Renate Künast, Fridays-for-Future-Aktivistin Julia Thöring und Bioland- und IFOAM-Präsident Jan Plagge.
„Wenn wir die GAP nicht umsteuern, verliert die Politik an Glaubwürdigkeit“, erklärte Jan Plagge. Was wir bräuchten, sei ein ganzheitlicher Ansatz für Biodiversität, Klima und Tierhaltung. Wenn Landwirte entsprechende Maßnahmen ergriffen, so müssten diese auch honoriert werden. Der Ökolandbau sei ein bewährter Systemansatz für den Schutz der Biodiversität sowie des Klimas. Deshalb müsse die Politik den Ausbau des Ökolandbaus fördern und entsprechende Rahmenbedingungen setzen. Das Ziel des Green Deals von 25 Prozent Ökofläche sei dafür die „zentrale und wichtigste Zielmarke überhaupt“.
Auch Renate Künast betonte, man müsste den Ökolandbau fördern, wie nur möglich. Dabei sei keine Zeit zu verlieren – es gehe hier auch um eine Verlässlichkeit für die Landwirte. Die Agrarpolitik müsse sich jetzt weg von Direktzahlungen und hin zu einem Punktesystem bewegen, durch das Gemeinwohlleistungen und Ökolandbau gerecht entlohnt werden. Die Städte könnten zudem über die Außer-Haus-Verpflegung in Krankenhäusern, Kitas und Schulen die Nachfrage nach Bio steigern. Viele engagierte Städte wie Berlin oder München gingen hier schon mit gutem Beispiel voran. Außerdem bräuchten wir eine reduzierte und dafür bessere Tierhaltung.
Für eine Reduktion der Tierhaltung plädierte auch die Aktivistin Julia Thöring. Die Klimakrise sei ein systemisches Problem. Deshalb müsse nicht der Konsument verantwortlich gemacht, sondern der Rahmen geändert werden. Im Sinne der sozialen Gerechtigkeit könnte etwa das Essensgeld bei Hartz IV erhöht werden, damit qualitativ hochwertige Lebensmittel für alle bezahlbar blieben. Für 70 Prozent der Deutschen habe die Klimakrise Priorität. Das müsse sich jetzt auch in den Bemühungen der Politik widerspiegeln. Der Green Deal reiche nicht, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Es brauche eine sozialgerechte Transformation der Landwirtschaft, die klimaschonendes Wirtschaften konsequent fördere.
Zukunftskommission Landwirtschaft legt Abschlussbericht vor
Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat gestern ihren Abschlussbericht verabschiedet. Er enthält Empfehlungen für eine grundlegende Agrar- und Ernährungswende: mehr Ökologie, mehr Klimaschutz und weniger Tierhaltung. Umweltmaßnahmen sollen sich für Landwirte zukünftig rechnen, Fleisch teurer werden. Als Reaktion gab es heute Beifall von allen Seiten: von Bio-Verbänden, Politikern und Bauern.
Die deutschen Verbände der Bio-Bauern, -Lebensmittelhersteller sowie -Händler richten sich heute mit einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ihre Forderung: ‚Höfe retten, heimische Bio-Versorgung sichern, Umwelt & Klima schützen mit der GAP!‘ Anbei finden Sie den Brief im Wortlaut.
In einer Web-Veranstaltung der Europa-Grünen nahmen Politiker und Wissenschaftler gestern die EU-Agrarreform unter die Lupe. Mit Blick auf den bislang vernachlässigten Klima- und Biodiversitätsschutz warben sie für eine vorbehaltlose Einbindung des Green Deals in die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP).