Wir haben es satt
Agrarindustrie abwählen! - Agrarwende lostreten!
„Wir haben es satt“-Bündnis bringt zur IGW ‚Fußabdrücke‘ vor das Kanzleramt

Berlin, 18.01.2020 | Seit zehn Jahren – immer wieder zur Internationalen Grünen Woche - protestieren Zehntausende in Berlin für eine zukunftsfähige Agrarpolitik. Wo sich sonst in jedem Jahr die Menschenmengen drängen, finden sich 2021 rund zehntausend ‚Fußabdrücke‘ vor dem Kanzleramt. Die Organisatoren vom Bündnis „Wir haben es satt“ gestalteten aus den eingeschickten Botschaften ein eindrucksvolles Meer von Aufrufen für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft.
Unzählige Fuß- und Stiefelabdrücke sowie Treckerspuren mit Forderungen sind in Berlin gelandet. „Insekten retten“, „kleinbäuerliche Strukturen statt Agrarsteppen“, „lieber Gülle am Schuh als CDU“ oder „Bewegungsfreiheit auch für Schweine“ ist im Regierungsviertel zu lesen.
Schon am heutigen Vormittag hat eine Delegation von Bäuerinnen und Bauern aus Berlin und dem Umland vor der CDU-Zentrale ihrem Unmut über die Agrarpolitik Luft gemacht. Bei "Wir haben es satt" engagieren sich Landwirte zusammen mit Vertretern von Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbänden, 60 Organisationen sind im Bündnis zusammengeschlossenen.
Das Bündnis wirft unter anderem Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner politisches Versagen vor. Die rückwärtsgewandte Haltung Deutschlands bei den Verhandlungen zur EU-Agrarreform (GAP) habe bewiesen, dass Klöckner nicht Willens sei, den gesellschaftlich gewollten Umbau der Landwirtschaft voranzubringen. Vertreter der Bioszene wie Volker Krause von der Bohlsener Mühle und dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) mahnen die Verantwortung der Politik für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem an.
Die Bündnis-Forderungen 2021 sind
- Höfesterben stoppen – Umbau der Landwirtschaft anpacken!
- Artgerechte Tierhaltung jetzt – Billigfleisch-System stoppen!
- Weniger Fleisch – mehr Klimaschutz!
- Pestizidausstieg anpacken – Gentechnik stoppen!
- EU-Mercosur-Abkommen stoppen – Handel fair gestalten!
Bundesministerin Klöckner reagierte in einer Pressemitteilung auf die Resolution und wirft dem Bündnis Polarisierungen und Pauschalisierungen vor. Sie warnt davor, von einem „Scheitern des Ernährungssystems“ sprechen und eine staatlich verordneten „Ernährungsumgebung“ zu fordern.
Die Ministerin verweist auf nachhaltige Maßnahmen der Agrarpolitik und setzt den „Behauptungen“ des Bündnisses ihre „Fakten“ entgegen, etwa dass die Landwirtschaft seit 1990 ihren Ausstoß an klimarelevanten Gasen um über 20 Prozent verringert habe. Nicht erwähnt wird bei ihr, dass die Landwirtschaft mit diesem Prozentsatz mit weitem Abstand Schlusslicht bei den bedeutenden Quellen von Treibhausgasen ist.
In einem Punkt sind sich Klöckner und „Wir haben es satt“ einmal einig – in ihrer Ablehnung des EU-Mercosur-Abkommens.