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Bauernprotest

Neuer Dringlichkeitsgipfel zwischen LEH und Bauernvertretern

Jetzt werden wieder Lager des LEH von Traktoren blockiert und der Handel reagiert - gezwungenermaßen: Ein sogenannter Dringlichkeitsgipfel mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Lidl-Unternehmenschef Klaus Gehrig und den Führungen der Handelsunternehmen Aldi, Rewe und Edeka fand schon statt. Am heutigen Freitag, dem 11. 12. 2020, setzen sich Vertreter von Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe mit den Lidl- und Kaufland-Märkten an einen Tisch mit Bauernsprechern.

Vom Lebensmittelhandel wird eine Verlautbarung nach der anderen herausgegeben: Die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland trägt nach eigenen Angaben die grundsätzlichen Gesetzespraktiken gegen unfaire Handelspraktiken mit, verspricht Finanzhilfen und eine Ombudsstelle. Aldi bekennt sich umfassend zu fairen Handelspraktiken und befürwortet Gespräche mit Landwirtschaftsvertretern. Bei Rewe existiere schon seit Januar 2020 ein verbindlicher Verhaltenskodex – inklusive eines unabhängigen Ombudsmannes für die direkten Vertragsbeziehungen zwischen Rewe und deutschen Bauern. Warum dann die lautstarken Proteste?

Nur ein Grund ist laut den Organisatoren der Proteste der seit Jahren im Tief stagnierende Milchpreis. Weiterer Anlass sind die zurzeit stark gesunkenen Schweinefleischpreise. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte Ende November gegenüber der ‚Augsburger Allgemeinen‘, die Landwirte bekämen aktuell mit 1,19 Euro pro Kilogramm Schweinefleisch über 40 Prozent weniger als zu Jahresbeginn. Die Preise im Einzelhandel seien aber stabil geblieben, also gehe er davon aus, dass hier auf dem Rücken der Bauern verdient werde.

Lidl kündigte jetzt an, seine Schweinefleischpreise um einen Euro pro Kilogramm zu erhöhen und die Preiserhöhung direkt an die Bauern weiterzureichen. Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik Bündnis 90/Die Grünen, hält das für einen ersten Schritt in die richtige Richtung, besonders in den aktuellen existenzbedrohenden Zeiten für die Schweinehalter. Doch jetzt müssten Aldi, Edeka und Rewe mitziehen, sonst halte Lidl das nicht durch.

Zum geplanten Treffen zwischen Bauernvertretern und dem Lebensmittelhandel erklärte Ostendorff, dass der Handel schon seit Jahren die Marktmacht gegenüber seinen Lieferanten schonungslos ausnutze und die Verarbeitungsindustrie den Preisdruck an die Erzeuger durchreiche. Ministerin Klöckner hinke wie immer hinterher.

Er weist nachdrücklich darauf hin, dass Klöckner sich jetzt nicht von Bekenntnissen zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung blenden lassen dürfe. Auf freiwilliger Basis sei im Handel und der Lebensmittelindustrie überhaupt keine Verbesserung zu erwarten. Da nimmt er auch die Genossenschaften nicht aus: Ob sie oder Discounter, die Einkaufsabteilungen der Handelsriesen seien längst durchrationalisiert und es gehe um jeden Cent. Die Position der Bauern und auch die der handwerklichen Lebensmittelverarbeitung müsse deutlich gestärkt werden.

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