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Gentechnik

Teufel nicht mit dem Belzebub austreiben

Südwest-Grünen-Chef Kretschmann muss Notbremse ziehen

Im Juli hatte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer das mit fünf Millionen Euro dotierte ‚Forschungsprogramm Genome Editing – mit Biotechnologie zu einer nachhaltigen Landwirtschaft‘ ausgeschrieben. Damit war sie auf massiven Protest bei Umwelt- und Biolandbau-Verbänden sowie in der grünen Landtagsfraktion gestoßen. Nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung über den Konflikt zog Kretschmann die Notbremse: Er habe mit der Ministerin "besprochen, dass sie dieses Forschungsvorhaben auf Eis legt".

Ziel des Forschungsprojekts Genome Editing war es, „die Landwirtschaft produktiver, weniger pestizidintensiv und durch Merkmale wie Trocken- und Hitzetoleranz auch klimaangepasster zu machen.“ Durch „anwendungsnahe Grundlagenforschung“ sollte die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft verbessert werden. Denn alleine durch Veränderungen in Anbau und Saatauswahl sei die notwendige Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu leisten, fürchtet Bauer.

Unter Genome Editing versteht man Verfahren, mit denen sehr gezielt Abschnitte der DNA verändert werden können, um bestimmte Mutationen herbeizuführen. Im Unterschied zu ‚klassischer‘ Gentechnik würden dabei keine fremden DNA-Bestandteile eingebaut und Veränderungen nicht weitervererbt werden. Stattdessen bewirkten die neuen Gentechniken laut Pflanzengenetikern nur minimale Veränderungen im Erbgut der Pflanzen und unterschieden sich deshalb nicht von konventioneller Züchtung oder natürlichen Evolutionsprozessen.

Der Europäische Gerichtshof hat allerdings am 25. Juli 2018 entschieden, dass auch mit Genome Editing bearbeitete Pflanzen als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) gekennzeichnet werden müssen. Denn durch Genome Editing werde eine auf natürliche Weise nicht mögliche Veränderung am genetischen Material einer Pflanze vorgenommen.

Auch Kritiker wie der Grünen-Abgeordnete und Göppinger Agraringenieur Harald Ebner warnen von einer Verklärung der „Genschere“. Bei genauem Hinsehen sei diese „wohl doch eher eine grobschlächtige Heckenschere, mit diversen ungewollten Nebeneffekten.“

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