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Das AgrarBündnis fordert Re-Regionalisierung von Verarbeitung und Lieferketten

Das AgrarBündnis hat ein Diskussionspapier zu einer zukünftigen Förderung und Anpassung des Rechtsrahmens für Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung erstellt. Die Corona-Pandemie habe noch einmal deutlich gezeigt, dass die stetige Konzentration in der Tierhaltung und die Monopolisierungstendenzen in Verarbeitung und Handel nicht nachhaltig seien und der Umbau des Agrar- und Ernährungssystems notwendig.

Im AgrarBündnis e. V. haben sich Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie Verbraucher- und Entwicklungspolitik zusammengeschlossen, um sich für nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung einzusetzen. Jetzt meldet sich der Verein mit einer Forderung zur Re-Regionalisierung von Verarbeitung und Lieferketten im Lebensmittelhandwerk zu Wort.

Er weist darauf hin, dass die dazu notwendige Struktur kaum mehr existiere. Kleine und mittelständische Betriebe seien unter dem Kostendruck durch die Lebensmittelindustrie und die globalisierten Liefer- und Handelsketten fast zusammengebrochen, sie profitierten nicht von den Mengenrabatten wie große Industriebetriebe und bei ihnen gebe es keine billigen Werkvertragsnehmer. Dazu kämen für das Handwerk oft gar nicht zielführende Kontroll- und Dokumentationspflichten und zahlreiche und sich ständig ändernde standardisierende und normativ wirkende Beschlüsse, wie beispielsweise DIN-Vorschriften.

Die Vorschriften für die Produktionsverfahren könnten zwar nach EU im Einzelfall flexibel ausgelegt werden, doch in der Praxis variiere die Umsetzung der Vorschriften von Landkreis zu Landkreis. Da es kaum Leitlinien gebe und die betriebliche Situation variiere, seien Zulassungsverfahren und Kontrollbestimmungen wenig transparent. Es gebe oftmals Unsicherheiten und zum Teil geringe Kenntnisse der Möglichkeiten für die Zulassung handwerklicher Betriebskonzepte bei den Zuständigen. Auch der Fachkräftemangel werde zunehmend zu einem Problem, da die derzeitige Berufsausbildung am Bedarf von direkt vermarktender Landwirtschaft und Handwerk vorbei ziele. Es fehle an Forschung zu Fragen von Kleinbetrieben und Handwerk.

 

Die Forderungen des AgrarBündnis sind

- finanzielle Anreize für den Bau kleinerer dezentraler Unternehmen, die den Anforderungen von Qualitätsprodukten gerecht werden (Tierschutz in der Schlachtung, Bio-Zertifizierung usw.)

Es bedarf einer Investitionsförderung für regionale Schlachthöfe, Hofschlachthöfe oder mobile Schlachtanlagen.

Die Investitionsförderung über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und über die regionale Wirtschaftsförderung muss für lokales Lebensmittelhandwerk geöffnet und offensiv angeboten werden. Ebenfalls muss die Bindung der Förderung an Erzeugergemeinschaften (Marktstrukturgesetz) muss gelöst werden.

Die öffentliche Hand könnte durch eine Neuordnung der Fleischbeschaugebühren Entlastung schaffen.

- eine an die Produktionsverfahren von Handwerk und Direktvermarktern angepasste Risikoabschätzung durch den Verordnungsgeber und eine Anpassung der Zulassungsvoraussetzungen und Dokumentationspflichten,

- verstärkte Forschung und Entwicklung für Handwerk und Kleinbetriebe sowie den Aufbau von Beratungsstrukturen, die dieses Wissen weitervermitteln,

- eine Verbesserung des Wissensaustauschs zwischen lokalen Kontrollbehörden und Produzenten sowie die Einrichtung von Clearingstellen zur Lösung von Konflikten,

- einen Wandel der Berufsausbildung und geeignete Fortbildungsangebote sowie Wissensaustausch unter Lebensmittelhandwerkern und Landwirten,

- die Unterstützung kooperativer und partizipativer Organisationsformen von Produzenten und Konsumenten bzw. Bürgern.

 

Weitere Infos:

Diskussionspapier des AgrarBündnis:  Handelshemmnisse für die hofnahe Verarbeitung und die Direktvermarktung beseitigen!

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