Start / Ausgaben / bioPress 104 - Juli 2020 / Neugründung Arbeitskreis Veggie/ pflanzliche Ernährung

Verbände

Neugründung Arbeitskreis Veggie/ pflanzliche Ernährung

Neugründung Arbeitskreis Veggie/ pflanzliche Ernährung © AöL

Themen rund um pflanzliche Ernährung sind zurzeit in aller Munde. Egal ob aus gesundheitlichen, ethischen oder ökologischen Gründen - immer mehr Verbraucher greifen zumindest in Teilzeit auf eine pflanzliche Ernährung zurück. Doch wohin wird die Reise in Zukunft gehen? Mit dieser und
weiteren Fragen zur pflanzlichen Ernährung soll sich der neugegründete Arbeitskreis Veggie / pflanzliche Ernährung der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) beschäftigen.

 

Bereits seit einigen Jahren ist der Trend hin zu einer pflanzlichen Ernährung zu beobachten. Das Sortiment veganer und vegetarischer Produkte im Handel wächst stetig. Ein Umsatzplus von 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr war bei einigen Produktgruppen in den vergangenen Jahren keine Seltenheit. Nicht nur der Bereich der Fleisch- und Milchalternativen, sondern auch der Bereich pflanzlicher Brotaufstriche hat sehr stark zugelegt.

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2016 sollen 74 Prozent der Bürger ihre veganen und vegetarischen Lebensmittel zumindest überwiegend im Fachhandel kaufen und erhoffen sich einen Ausbau in Sachen Vielfalt. Während der Lebensmitteleinzelhandel 2016 noch nicht so stark von dem

Trend profitierte, ist zu vermuten, dass durch einen starken Ausbau des Sortiments und Erschließung neuer Käuferschichten heute eine andere Gewichtung herrscht. Laut eines Berichts des BÖLW aus 2020 entwickelte sich der Fleisch- Ersatzmarkt in letzter Zeit vor allem im konventionellen Bereich dynamischer, während die Nachfrage bei Bio sogar leicht rückläufig ist (siehe https://www.boelw.de/news/bio-milch-und-veganes-im-trend).

Neben Produktinnovationen und einer Verbreiterung des Sortiments im Lebensmitteleinzelhandel spielt bei der Entwicklung auch eine höhere mediale Aufmerksamkeit eine entscheidende Rolle. Politische Bewegungen, wie ‚fridays for future‘ und eine wachsende Präsenz in den sozialen Medien, sowie erste Fernsehwerbespots und Sendungen über pflanzliche Produkte tragen zu einer steigenden Beliebtheit bei. Obwohl Verbraucherbeweggründe für Trends wie vegane/vegetarische und ökologische Ernährung ähnlich nah beieinander liegen, gibt es Anzeichen dafür, dass sich der Markt hier auseinanderentwickelt. „Es wird somit Aufgabe der Bio-Branche sein, dem Verbraucher den Mehrwert einer überwiegend pflanzlichen Ernährung in Bioqualität deutlich zu machen“ so Matthias Beuger, Leiter des Arbeitskreise Veggie / pflanzliche Produkte im AöL.

Der europäische Green Deal könnte hier als Fahrplan dienen. Mit der Veröffentlichung der Farm to Fork-Strategie (F2F) im Rahmen des Green Deals hat die Europäische Kommission Ziele für eine Transformation der Wirtschaft formuliert. Während der Green Deal strategisch zunächst einen Fokus auf die Verbesserung des Tierwohls und auf eine Transformation der Landwirtschaft legte, ist nun eine klare Positionierung zur pflanzlichen Ernährung aus der F2F-Strategie erkennbar. Neben Maßnahmen zur Einleitung eines Verfahrens zur Ermittlung neuer, innovativer Lebens- und Futtermittelerzeugnisse und zur Verbesserung der Verbraucherinnen- und Verbraucherinformation bezüglich einer gesunden und nachhaltigen Ernährung, geht die Strategie erfreu- licherweise explizit auf die Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung ein. Ein Wandel hin zu einer stärker pflanzenbasierten Ernährung wird sowohl hinsichtlich der Umweltauswirkungen, als auch hinsichtlich der gesundheitlichen Aspekte als Chance und Ziel herausgestellt. So zeigt die F2F-Strategie den Zusammenhang zwischen 950.000 Todesfällen in der EU (2017) durch ungesunde Ernährungsweisen und verweist auf eine pflanzenbasierte Ernährung. Auch bei Strategien zur Düngemittelreduzierung und zum Kampf gegen antibiotikaresistente Keime kann die pflanzliche Ernährung Antworten geben  (siehe https://ec.europa.eu/food/sites/food/files/safet/docs/f2f_ action-plan_2020_strategy-info_en.pdf).

Die Kommission legt mit der Strategie einen klaren Fokus auf pflanzliche Ernährung und auf ökologische Landwirtschaft. Die beiden Elemente zu verbinden und für die Bio-Branche nutzbar zu machen, könnte eine Aufgabe der Zukunft sein. Doch mit welchen strategischen Mitteln kann dieser Wandel gelingen? Neben Fragen rund um pflanzliche Alternativen ist daher die Frage nach einer zukunftsfähigen Ernährungsstrategie, der die Unternehmen im Arbeitskreis Veggie / pflanzliche Ernährung zukünftig nachgehen wollen, essentiell. „Es geht nicht darum sich zu 100 Prozent pflanzlich zu ernähren, sondern eine Ernährungswende hin zu einer überwiegend pflanzlichen Ernährung in Bioqualität zu schaffen.“, so Matthias Beuger, Leiter des Arbeitskreises.

Auch der geschäftsführende Vorstand der AöL, Dr. Alexander Beck, sieht in der Gründung des neuen Arbeitskreises eine Chance, um die Vielfalt in der Ernährung und die Entwicklung hin zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln abzubilden und zu unterstützen: „Der neue Arbeitskreis Veggie / pflanzliche Ernährung erweitert die Themen, zu denen die AöL intensiv mit ihren Mitgliedern arbeitet um einen wichtigen Aspekt. Eine stärkere Priorisierung pflanzlicher und biologischer Ernährung ist von Vorteil für Mensch, Tier und Umwelt.“

Matthias Beuger, AöL

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Bio-Branche fordert Rechtssicherheit bei Umweltwerbung

Stellungnahme zur UWG-Novelle eingereicht

Ein breites Bündnis aus 57 Verbänden und Unternehmen der Land- und Lebensmittelwirtschaft hat sich mit einer gemeinsamen Stellungnahme an das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) gewandt. Hintergrund ist die Umsetzung einer EU-Richtlinie zur Regulierung umweltbezogener Werbeaussagen in deutsches Recht. Die Bio-Branche fordert dabei klarstellende Regelungen, um auch künftig rechtssicher mit den hohen Umweltstandards der Bio-Lebensmittelproduktion werben zu dürfen.

12.08.2025mehr...
Stichwörter: Verbände, AöL

Die Handbremse ziehen? Der EU-Omnibus muss auf der Überholspur bleiben!

Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller bezieht Stellung zur EU-Omnibus-Verordnung

Die Handbremse ziehen? Der EU-Omnibus muss auf der Überholspur bleiben! © AöL e.V.

Die Unternehmen ächzen. So viele neue Richtlinien und Verordnungen zur Nachhaltigkeitsthematik auf europäischer Ebene. Neue Verpflichtungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, zur Sorgfaltspflicht und Entwaldungsfreiheit in der Lieferkette, zur Lenkung von Investition in grüne Wirtschaftstätigkeiten, usw. Die EU-Kommission war in den letzten Jahren sehr fleißig, gesetzliche Rahmenbedingungen für nachhaltigeres Wirtschaften zu schaffen. 

30.06.2025mehr...
Stichwörter: Verbände, AöL

Bio und weiter?

AöL diskutiert auf Frühjahrstagung über die Zukunft von Bio

Bio und weiter? © Jens Brehl

Unter dem Motto ‚Bio in Zeiten globaler Veränderung‘ kamen die Mitglieder der Assoziation ökologischer Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller (AöL) zur Frühjahrstagung in Fulda zusammen. Im Austausch ging es um ganzheitliche Werte, gesellschaftliche Verantwortung und die Rolle der Bio-Unternehmen im aktuellen politischen Klima.

06.05.2025mehr...
Stichwörter: Verbände, AöL