Bio-Herbizid
Unkraut gegen Unkraut
Porto Torres/Sardinien, 31.01.2018 | Die preisgekrönte italienische Chemikerin Catia Bastioli arbeitet an einem aus der Distel gewonnenen Herbizid, das Glyphosat vom Acker verdrängen soll.
Auf die Idee mit dem Bio-Herbizid kam die Bio-Pionierin eher nebenbei. In Porto Torres auf Sardinien betreibt sie mit ihrer Firma Novamont in Kooperation mit der ENI-Tochter Versalis in dem Gemeinschaftsunternehmen Matrìca eine Bioraffinerie. Aus nachwachsenden Rohstoffen stellt das Unternehmen eine Reihe von innovativen Zwischenprodukten her, die in der Produktion von Bioplastik, Bio-Schmierstoffen, Kosmetik und Reinigungsmitteln verarbeitet werden.
Bei der Gewinnung von Pflanzenöl entsteht Pelargonsäure, mit der man zunächst nichts anzufangen wusste. Von der Geranie ist die Säure als herbizider Wirkstoff bekannt, doch ließ er sich bislang nicht großflächig zur Vernichtung unerwünschter Kräuter einsetzen, erzählt Bastioli. Dann gelang es Matrìca, aus der Säure ein Bio-Herbizid für den Freilandeinsatz zu entwickeln. Die Substanz wirkt nicht systemisch, sie wird von der Pflanze nicht aufgenommen und verbrennt nur ihre Blätter.
Catia Bastioli erhielt als erste Frau 2007 von der EU-Kommission den Europäischen Erfinderpreis für den kompostierbaren Kunststoff Mater-Bi. Er basiert auf Maisstärke und kommt in Einkaufstüten, Kaffeekapseln, Mulchfolien und anderen Produkten zum Einsatz. Mit ihrer Firma Novamont meldete sie seit der Gründung 1989 mehr als 1000 Patente an. Im Kampf gegen Kunststoffmüll verbot Italien schon 2012 Plastiktüten. Neuerdings müssen auch die Beutel an den Obst- und Gemüseständen im Supermarkt kompostierbar sein.
Nun steht die Novamont-Chefin vor einem weiteren Durchbruch. Dank der Distel. Damit ihr Produkt eine Zukunft hat, brauche Europa endlich verlässliche Regeln im Umgang mit Glyphosat, meint die Italienerin. Sogar der umstrittene Brüsseler Beschluss zur Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat könne sich positiv auswirken. "Wir müssen die Zeit nun für eine strategische Planung nutzen, damit am Ende der Zulassung auch wirklich Ersatz parat steht", sagt die pragmatisch denkende Wissenschaftlerin und Unternehmerin.