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Like Meat

Veganer Fleischgeschmack mit Biss

Als Timo Recker vor drei Jahren das Unternehmen LikeMeat gründete, hatte er das Rezept für leckere ­Fleisch­alternativen aus Hülsenfrüchten und Gemüse bereits in der Tasche. Mit dem Verfahrensingenieur Dr. Achim Knoch entwickelte er seit 2011 ein Produktionsverfahren, das den pflanzlichen Rohstoffen neben einem authentischen Fleischgeschmack auch eine feste und saftige Fleisch-Textur gibt. Das Sortiment aus frischen und TK-Produkten will er nun flächendeckend im LEH platzieren.

„Unser Herz schlägt vegan“, sagt Recker, der aus einer Unternehmerfamilie der Fleischbranche stammt. Die Idee, vegane Fleischalternativen zu produzieren, sei ihm während seines Studiums in England gekommen – bei einem köstlichen, von Hand zubereiteten Sojaschnitzel in einem Londoner Restaurant. Mit den LikeMeat-Produkten will er Fleischesser, Vegetarier und Veganer gleichermaßen ansprechen.

„Natürlich sind auch Umweltschutz und Tierwohl wichtige Gründe, vegane Lebensmittel zu produzieren und zu konsumieren“, so der Geschäftsführer, der mit seiner Firmenzentrale im März vom niedersächsischen Wetschen nach Düsseldorf zog. „Wir wissen jedoch, dass die meisten Verbraucher in erster Linie vegane Produkte kaufen, um ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Ihnen bieten wir eine intelligente, ausgewogene Ernährung an, die durch ernährungsphysiologisch wertvolle Zutaten und Geschmack überzeugt. Dabei darf auch der Genuss nicht zu kurz kommen. Deshalb lautet unser Motto auch ‚Genuss für dich, gut für die Welt‘.“

Entwickeln einer veganen Fleischfaser

Als bisher größte Herausforderung nennt er das Entwickeln einer Produktionsweise, die den Erzeugnissen aus Hülsenfrüchten und Gemüse eine fleischähnliche Faserstruktur mit Biss gibt. „Die Kunst ist, das Produkt außen knusprig und innen saftig zu machen“, ergänzt Knoch. Zudem sollten die Produkte auch natürlich aussehen. Der ehemalige Leiter des Geschäftsbereichs Produktinnovation des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik ist von Beginn an für die Produktentwicklung bei LikeMeat verantwortlich.

Auch wenn sich die beiden mit Details ihrer Produktion lieber bedeckt halten, verrät Recker: „Unsere fleischähnliche Faser entsteht durch das Vermischen von Bio-Soja und Wasser. Die Produkte, wie Steak, Chunks und Streifen, werden aus dem Stück geschnitten und gewürzt oder mariniert – ähnlich wie bei der Herstellung vergleichbarer Fleischprodukte. Dies in Verbindung mit der besonderen Struktur ermöglicht uns eine Abgrenzung von herkömmlichen Erzeugnissen, die mit Bindemitteln geformt und gepresst werden.“ Gefertigt werden die Produkte von LikeMeat im niederländischen Oss bei Eindhoven.

Produkte und Rohstoffe

Seit März gibt es zwölf Frische-Produkte mit optimierten Rezepturen und neuer Verpackung. Das gesamte Sortiment besteht zu 75 Prozent aus Bio-Soja- und zu 25 Prozent aus Erbsen-Produkten.

Die Bio-Linie für die Frischetheke umfasst Gyros Streifen, Döner Chunks, Chicken-free Chunks, Filet Steak und Fein Gehacktes. Sie werden auf Basis von Bio-Soja hergestellt und sind frei von Gluten und Laktose. Im September sollen zwei neue TK-Artikel in Bio-Qualität hinzukommen: Das Bio-Steak und die Bio-Natur-Filet-Streifen.

Ebenfalls auf Bio-Soja basiert die konventionelle Convenience-Linie mit beliebten Produkten wie Juicy Burger, Golden Nuggets, Schnitzel und der ersten Bratwurst mit pflanzlichem Darm aus Alge. Sie eignen sich zum Grillen und Braten und sind auch als TK-Ware erhältlich. Im Gegensatz zu echtem Fleisch könnten alle frischen Produkte eingefroren werden, ohne an Qualität zu verlieren, erklärt Knoch.

Zur konventionellen Gemüse-Linie auf Erbsen-Basis gehören Bee-free Strips, Chicken-free Strips und Bacon Würfel. Sie bestehen aus Erbsen, die in Frankreich angebaut werden, sowie Karotten und Zwiebeln aus Holland. „Regionalität ist uns sehr wichtig“, betont Recker. Für die Tiefkühltruhe bietet LikeMeat Natur-Filet-Streifen und -Steak sowie Natur-Fein-Geschnetzeltes an.

Wir unterstützen den ökologischen Soja-Anbau

Die Verfügbarkeit von Bio-Erbsen sei noch nicht sichergestellt, ebenso wenig wie Bio-Soja aus Deutschland, fügt Knoch hinzu. Daher seien die Erbsen-Produkte noch nicht auf Bio-Qualität umgestellt und für Bio-Soja weiche LikeMeat zurzeit auf Material aus Asien aus. „Wir sind diesbezüglich aber sehr aktiv und haben in Zusammenarbeit mit Vertragslandwirten, also Fachleuten des ökologischen Soja-Anbaus, in diesem Frühjahr damit begonnen, unser eigenes Bio-Soja in Deutschland und Österreich anzubauen. Nächstes Jahr können wir bereits einen Teil unserer Produkte aus diesem Bio-Rohstoff herstellen.“

„Unsere Produkte sind reich an Proteinen und essentiellen Fetten, die wichtig sind bei einer veganen Ernährung. Außerdem sind sie kohlenhydratarm, haben wenig Kalorien und viele Ballaststoffe“, fügt Recker hinzu. „Wir bieten ein echtes Produkt, keinen Ersatz. Ich stehe hinter unseren hochwertigen Alternativen mit Geschmack.“

LikeMeat verzichte auf Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Bindemittel und Gentechnik, so Knoch.
Zwar sei LikeMeat Marktführer von veganen TK-Produkten, ausruhen wolle man sich darauf aber nicht. „Der Bio-TK-Markt ist klein. Wir müssen jeden Tag hart kämpfen, weil wir kein Internet-Startup sind, sondern ein Familienunternehmen“, so Recker. Ziel sei es, langfristig Marktführer im Bereich veganer Fleischersatzprodukte zu werden. Und er ist auf einem guten Weg: 2015 übernahm LikeMeat bereits den niederländischen Hersteller ProViand.

Suche nach neuen Proteinquellen

Neben Bio-Soja haben Recker und Knoch auch weitere mögliche Proteinquellen im Blick. Sie experimentierten bereits mit Sonnenblumen, Raps, Bohnen, Kartoffeln, Linsen und Hanf. Hanfprotein sei in Sportlerkreisen sehr im Kommen, Rapsprotein hingegen noch nicht in größeren Mengen verfügbar. „Im Moment ist das Sonnenblumenprotein ein ganz heißer Kandidat für unsere Entwicklungen“, so Knoch.
Handel und Vermarktung

LikeMeat-Artikel stehen mittlerweile in den Regalen von Kaufland, Metro, Real, Tegut, Famila, Rewe, Edeka und Globus. „Bei Dennree sind die Döner Chunks, Chicken-free Chunks und das Filet Steak gelistet. Der Absatz nimmt monatlich zu“, sagt Recker. Bisher seien die Produkte in 4.000 Filialen und Märkten selbstständiger Kaufleute verfügbar. Jede Woche würden dort durchschnittlich fünf Artikel verkauft.

Zudem wird das LikeMeat-Sortiment über Transgourmet und Chefs Culinar an Schul- und Firmenkantinen sowie Restaurants vertrieben. Auch verschiedene Catering-Unternehmen bieten die Produkte an. Inzwischen sind die Produkte auch in Italien, Holland, Skandinavien und der Schweiz vertreten.

Bekanntheit der Marke fördern

Um Verbraucher auf die LikeMeat-Qualität aufmerksam zu machen, führe das Unternehmen pro Jahr 1.000 Verkostungen am Point of Sale durch. Recker: „Unsere Produkte kommen dank ihrer einzigartigen Faser-Struktur sehr gut an. Auch die Einkäufer können wir durch Verkostungen unseres breiten Sortiments überzeugen.“ Die neue Herausforderung liege darin, die Marke deutschlandweit bekannter zu machen und flächendeckend anzubieten.

Sina Hindersmann

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