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Kompetenzmarke BioGourmet startet neu durch

Erster Umsatzerfolg nach Übernahme – Fokus auf Qualität und Transparenz 

Vor vier Jahren übernahm Karl Huober, Inhaber der Unternehmen Huober Brezel und Erdmannhauser im baden-württembergischen Erdmannhausen, zusammen mit weiteren Partnern die Feinkostmarke BioGourmet von der Firma Rapunzel. Nach anfänglichen Verlustgeschäften schreibt das Unternehmen inzwischen schwarze Zahlen: Der Umsatz für 2014 belief sich auf 15 Millionen Euro. Einen Grund für den Erfolg sieht Geschäftsleiter Thomas Hirsch in der Einführung eines qualitativ höherwertigen Sortiments.

Nach der Übernahme wechselte BioGourmet den Standort vom 200 Kilometer entfernten Legau nach Erdmannhausen in die ehemalige Gewerbehalle des Fachgroßhandels für Bäckereien und Konditoreien (Bäko). Mit der Neubelegung wollte die Firmengemeinschaft Huober ein Zeichen gegen die unnötige Versiegelung von Flächen setzen. „Wir haben mit BioGourmet in Erdmannhausen bei null angefangen – ohne Mitarbeiter, EDV-System und Struktur. Doch konnten wir auf das Knowhow und die Ressourcen der Firmengemeinschaft Huober Brezel und Erdmannhauser zurückgreifen“, sagt Hirsch. Heute arbeiten 14 Angestellte in der Produktentwicklung, im Einkauf, internen Vertrieb und Marketing für die Feinkostmarke. Die Verwaltung und Logistik leistet die Firmengemeinschaft.

Nach dem Finden der richtigen Mitarbeiter und dem Aufbau des BioGourmet-Teams galt es, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen bereits Rapunzel gekämpft habe, zu lösen. Dazu seien in den ersten zwei Jahren auch deutliche Verluste in Kauf genommen worden. „Wir haben zunächst das Sortiment von Rapunzel übernommen, es jedoch nach und nach mit höherwertigen Produkten ausgetauscht. Zum Beispiel bieten wir nicht wie zuvor Bio-Honige aus aller Welt an, sondern vier spezielle Sorten von einem Imker aus Deutschland: Tannenhonig aus dem Schwarzwald, Akazienhonig und Lindenblütenhonig aus Brandenburg“, erklärt Hirsch. Die Produkte seien deutlich hochwertiger, verkauften sich aber in derselben Stückzahl wie vorher. Daran sehe man, dass bessere Qualität auch für höhere Margen sorge.

Zum Erfolg habe auch die Einführung neuer Produkte beigetragen, die etwa durch die Zusammenarbeit mit Sarah Wiener entstanden. „Mit ihrer Kompetenz als Köchin hat sie sich für die Gestaltung und Weiterentwicklung der Marke eingesetzt“, betont Hirsch. So wurden mit ihr die Brotaufstriche Mais & Mohn, Kichererbse & Paprika, Schafsquark pikant, Rote Bete & Meerrettich sowie Hokkaido & Apfel entwickelt. Hinzugekommen sind neue Backmischungen, die nach ihren Rezepturen zusammengestellt wurden. „Bisher gibt es davon im LEH nur wenige in Bio-Qualität. Das macht sie so besonders“, so Hirsch.

Als weitere einzigartige Produkte nennt Hirsch für BioGourmet speziell entwickelte Gebäcke von Erdmannhauser und einen Hokkaido-Ketchup von einem regionalen Kürbis-Verarbeiter. Marmeladen in selbstkreierten Rezepturen wie Sanddorn-Orange, Preiselbeere und Mango-Orange gehören auch zum Sortiment. „Wir verkaufen mehr von diesen Produkten als von den klassischen Sorten wie Himbeere und Erdbeere“, so Hirsch. Gefragt sei auch das 2 in 1 Olivenöl & Balsamico-Dressing.

Im letzten Herbst hat BioGourmet die Initiative „In gemeinsamer Verantwortung“ gestartet. Durch Informationen zum Herstellungsprozess will das Unternehmen die Transparenz im Lebensmittelhandel verbessern und Verantwortungsstrukturen offenlegen. Konsumenten können die Informationen als Kriterium in ihre Kaufentscheidung miteinbeziehen. Die Texte finden sich auf den Etiketten aller neu eingeführten BioGourmet-Produkte. In Zukunft will BioGourmet weitere Marketingaktivitäten angehen – auch um die Wahrnehmung der Unternehmensphilosophie in der Öffentlichkeit zu stärken: „Wir stehen für eine ökologische Neuorientierung in der Landwirtschaft und der Ernährungskultur, fördern Formen bewusster Zusammenarbeit und bieten unseren Kunden außergewöhnliche Produkte“, sagt Hirsch.

Insgesamt hat BioGourmet 180 Produkte im Sortiment, darunter Öle, Essige, Weine, Reis, Saaten, Antipasti, Gebäcke, Teigwaren und Trockenfrüchte. „Mit unseren Produkten können wir drei Meter Regalfläche im Supermarkt füllen“, sagt Hirsch. „Wir bevorzugen den klassischen Block, weil unser Markenangebot dadurch besser zum Vorschein kommt und positive Erfahrungen mit bestimmten Produkten auf andere übertragen werden.“

Mittelfristig soll das Angebot auf 250 Artikel aufgestockt werden. Geplant seien etwa weitere asiatische Spezialitäten, Gemüsechips oder alkoholfreier Sekt. „Das Angebot von BioGourmet soll aber nicht endlos in die Breite gehen. Vor allem wollen wir keine Produkte, die es bereits im Markt gibt, kopieren. Unser Schwerpunkt wird weiterhin auf Feinkost liegen“, erklärt Hirsch. „Wir suchen den Kontakt zu kleinen Unternehmen, die außergewöhnliche Produkte kreieren. Partner, die mit ihrem Sortiment im Fachhandel vertreten sind, aber sich in der Zusammenarbeit mit BioGourmet ein zweites Standbein im LEH aufbauen wollen.“

Den größten Teil der Produkte bezieht BioGourmet direkt von 30 Herstellern. Zusätzlich zur Eigenmarke vertreibt das Unternehmen auch Kekse von Sesamstraße, Fleischersatzprodukte von Bionor Culinessa und Müslis von Whole Earth.

Im Lager, das sich neben den Büros befindet, werden Huober- und BioGourmet-Produkte transportbereit gemacht. BioGourmet-Artikel werden nach Bestellungen kommissioniert und in 4.500 Filialen, etwa von Rewe, Edeka, Markant, Globus und Kaufland, geliefert. Der durchschnittliche Umsatz pro Markt und Monat liegt bei ca. 500 Euro.

„Sollte es mal Probleme bei der Beschaffung von Lebensmitteln geben, kommunizieren wir das offen. Wir bieten nur Artikel an, von deren Qualität wir überzeugt sind und deren Preis wir verantworten können“, so Hirsch. „Schließlich sind wir eine Kompetenz- und keine Konkurrenzmarke.“

Sina Hindersmann
 

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