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Tierschutz

15.500 Tiere sterben Hitzetod in Ställen

VIER PFOTEN rät zu erhöhten Vorsichtsmaßnahmen

Hamburg, 8. Juli 2015   |   Schon wieder sind tausende Tiere, darunter Puten, Masthähnchen, Legehennen und Schweine, Opfer der Hitzewelle geworden. Allein im Münsterland starben in den vergangenen Tagen 15.500 Tiere. Immer wieder droht Tieren im Stall und auf der Weide bei hohen Temperaturen der Hitzetod. Dehydrierte Schweine bei einem Transport, in der Gluthitze alleingelassene Schafe auf der Weide, unzumutbare klimatische Bedingungen in Zucht- und Mastanlagen -  Hitzeperioden machen den Tieren schwer zu schaffen, oftmals reichen Kühlung und Belüftung oder ein einfacher Schattenplatz nicht aus, um sie vor den hohen Temperaturen oder der Sonneneinstrahlung zu schützen. VIER PFOTEN fordert die Halter zu erhöhten Vorsichtsmaßnahmen auf und bittet die Bevölkerung um Aufmerksamkeit.

„Schweine und Geflügel können nicht schwitzen. Sie sind auf die Gestaltung ihrer Umgebung und die Achtsamkeit ihrer Tierhalter angewiesen. Ställe und Lüftungsanlagen sind in Deutschland baulich nicht für lang anhaltende Hitzeperioden ausgelegt. Deshalb ist es wichtig, mit entsprechenden Managementmaßnahmen schnell und frühzeitig zu reagieren", sagt die Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN Ina Müller-Arnke.

VIER PFOTEN appelliert an die Verantwortlichen, Tiertransporte nur nachts durchzuführen und nur dann, wenn sie unbedingt erforderlich sind. Die Ladedichte sollte um 20 Prozent reduziert und die Belüftung des Fahrzeugs möglichst schon während des Verladens eingeschaltet werden.

Tierhaltern rät VIER PFOTEN zu einer vermehrten Kontrolle der Belüftung im Stall. Durch eine Verdoppelung der Luftgeschwindigkeit kann die Kühlwirkung verdoppelt werden. Auch im Stall sollte die Besatzdichte verringert werden und frisches, möglichst kühles Trinkwasser muss ständig verfügbar sein. Schweine können zusätzlich durch den Einsatz von Vernebelungsanlagen vor zu starkem Hitzeeinfluss geschützt werden. Tiere auf der Weide müssen neben einer erhöhten Wasserzufuhr vor allem mit ausreichend Schattenflächen, z.B. durch Bäume oder Schattenzelte, geschützt werden. Überall gilt: mehrfache Kontrollen am Tag sind unbedingt beizubehalten.

Merkblätter zur Vermeidung von Hitzestress bei Nutztieren werden von verschiedenen Stellen herausgegeben, so z.B. von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (für Geflügel, Schweine und Rinder)[1], vom niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (für Masthühner, Puten, Legehennen und Pekingenten)[2], sowie von der deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (für Schweine und Milchkühe)[3].

VIER PFOTEN bittet die Bevölkerung in diesen Tagen um schnelles Handeln bei Auffälligkeiten. Ein Anruf beim zuständigen Veterinäramt oder der zuständigen Feuerwehr kann das Leben von in Not geratenen Tieren retten, denn ein leerer Wassertrog oder ein schattenloser Weideplatz können an Hitzetagen lebensgefährliche Folgen haben.

___

[1]  TVT Merkblatt Nr., 100: http://www.tierschutz-tvt.de/index.php?id=merkblaetter

[2] LAVES http://www.laves.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=20137&article_id=90919&_psmand=23

[3] DLG Merkblatt 346 und 336: http://www.dlg.org/merkblaetter.html

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