Schweiz
Coop Nummer 1 bei Bio
46 Prozent Anteil auf dem Schweizer Markt
Das schweizerische Einzelhandelsunternehmen Coop mit Sitz in Basel hat 2013 die Milliardengrenze beim Umsatz mit dem Bio-Sortiment überschritten. Die mittlerweile 2.100 Bio-Produkte erwirtschafteten 2014 rund 10 Prozent des Lebensmittel-Umsatzes von rund 11,5 Milliarden Franken. Die jährlichen Umsatzsteige- rungen liegen im zweistelligen Bereich. 2013 waren es 14 Prozent. Der Löwenanteil des Umsatzes wird mit der Eigenmarke Naturaplan erzielt. Die Erfolgsgeschichte begann 1993 mit sechs Produkten.


Wenn Coop über Bio-Lebensmittel spricht, heißt das Naturaplan, die Bio-Eigenmarke des Konzerns. 1.700 Artikel aus allen Warengruppen umfasst das Sortiment. Hinzu kommen noch rund 150 Markenartikel und 250 Bio-Produkte unter anderen Coop Eigenmarken. Zu den Marken-Produkten zählen etwa Hipp und Yogi Tea. „Das Hauptthema ist Naturaplan. Das ergänzen wir mit wenigen Marken“, teilt Conradin Bolliger, Leiter der Nachhaltigkeitseigenmarken mit. Das Sortiment wird ständig überarbeitet und deckt alles vom Müsli bis zum Energy-Drink. „Jedes Jahr gibt es zwischen 70 und 80 Neuheiten. Meistens wird die Zahl noch übertroffen“, erzählt Bolliger.
Der Genuss zählt bei Bio
Ideen für neue Naturaplan-Produkte werden von den Herstellern umgesetzt. „Ohne Genuss geht gar nichts. Ein Produkt, das nicht schmeckt, gibt es nicht“, sagt Roland Frefel. Coop testet durch Verkostungspanels, ob die Produkte die Vorlieben der Verbraucher treffen. Bei Bio wird zusätzlich auf Gesundheit geachtet, indem salz-, fett- und zuckerarme Rezepturen entwickelt werden.
Der Umfang des Bio-Sortiments ist nicht in allen der 900 Coop-Supermärkte identisch, sondern hängt von der Größe der Verkaufsstellen ab. Die Kleinflächen haben ein geringeres Angebot. Zusätzlich hängt es von der Bio-Affinität des Standortes ab. Wenn die richtige Zielgruppe im Einzugsgebiet wohnt, gibt es das komplette Sortiment. „In Dornach, dem Zentrum der Anthroposophen, liegt der Bio-Anteil bei ungefähr 30 Prozent“, erläutert Bolliger. Der Aufpreis für Bio gegenüber Standard-Artikeln liegt bei zehn bis 20 Prozent bei Milchprodukten, 20 bis 50 bei Obst und Gemüse und bei Fleisch zwischen 50 und 100 Prozent. „Die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten ist nicht unendlich hoch“, sagt Roland Frefel.
Milchprodukte sind die umsatzstärkste Kategorie. Obst und Gemüse, Backwaren und Fisch haben einen hohen Bio-Anteil. „Je unverarbeiteter ein Produkt ist, desto besser funktioniert es“, erklärt Frefel.
Zusammenarbeit mit Bio Suisse
Coop arbeitet seit mehr als 20 Jahren eng mit dem Dachverband Bio Suisse zusammen. „Diese Partnerschaft war zum Start für die Glaubwürdigkeit des Bio-Angebots bei Coop von zentraler Bedeutung, ist aber auch heute sehr wichtig, gerade in Bezug auf Lebensmittelsicherheit und Transparenz“, betont Frefel. Die Bio Suisse-Richtlinien stellen hohe Ansprüche an die Verarbeitung. So ist ESL, also länger haltbare Frischmilch, ausgeschlossen.
Den 20. Geburtstag von Naturaplan im Jahr 2013 nutzte der Konzern, um intensiv über Bio zu informieren. „Das Jubiläumsjahr war ein grünes Jahr“, sagt Bolliger. Coop verlegt eine eigene Wochenzeitung, die meistgelesene der Schweiz. Bio-Geschichten haben dort ihren festen Platz. Regelmäßig erscheinen dabei Beiträge, zwei- bis dreimal pro Jahr ist Bio Schwerpunktthema mit zehn bis 20 Seiten spannender Geschichten über das Thema Bio.
„Wir sind kein Bio-Supermarkt, sondern Vollsortimenter“, zeigt Frefel die Grenzen auf. Coop hat auch den preisbewussten Kleinverdiener als Kunden, der eine Tafel Schoggi (schweizerisch für Schokolade) im Einstiegssortiment wählt. 55 Rappen sind dafür zu berappen, etwa 55 Cent.
Bio ist eingebettet in der Nachhaltigkeitsstrategie von Coop. Im Sortiment heißt das auch Fairtrade, MSC-Fisch, ökologisches Non Food mit Bio-Textilien, Naturkosmetik, Haushalts-, Gartenartikel und WPR. „Nachhaltigkeit ist bei Coop in der DNA verankert“, berichtet Frefel stolz.
Milliarden-Umsatz mit Nachhaltigkeit
Der Konzern rechnet vor, dass er 2,3 Milliarden Franken mit nachhaltigen Produkten umsetzt. „Wir sind Fairtrade-Marktführer in der Schweiz“, gibt Bolliger zu erkennen. Die Artikel trugen 2014 rund 260 Millionen Franken zum Umsatz. Mit Naturafarm gibt es zudem eine Tierwohl-Marke. „Die Diskussion, die aktuell in Deutschland geführt wird, ist bei uns schon durch. Wir verkaufen hier im hohen dreistelligen Millionen-Bereich“, gibt Bolliger zu erkennen.
„Wir haben generell nachhaltige Beschaffungsrichtlinien, die es für alle Coop-Eigenmarken-Lieferanten verbindlich sind, womit wir gewährleisten können, dass auch bei konventionellen Eigenmarken nachhaltige Mindest-Anforderungen erfüllt werden“, betont Bolliger. GMO-Freiheit ist Standard, beim Wassermanagement und bei der Verpackung verlangt Coop von den Lieferanten die Einhaltung klarer Nachhaltigkeitsstandards.
Als Gatekeeper trägt das Handelsunternehmen gegenüber seinen Kunden eine Mitverantwortung beim Verkauf von Markenprodukten. Deshalb hat Coop im vergangenen Jahr die erste grüne Geschäftspartnertagung abgehalten.
„80 bedeutende Lieferanten sind gekommen, Markenartikel und Hersteller von Eigenmarken waren dabei. Wir wollen unsere Lieferanten mit ins Boot holen“, sagt Frefel. Dort wurden gemeinsam Ideen zur Nachhaltigkeit gesammelt wie den Einsatz erneuerbarer Energien und umweltfreundliche Lösungen in der Logistik.
Nachhaltigkeit spielt für Coop nicht nur im Lieferantenmanagement eine Rolle, sondern auch in der Logistik. Für die Feinverteilung testet Coop aktuell einen Elektro-LKW. Das verringert nicht nur die Feinstaubbelastung, sondern auch den Lärm besonders für die Anwohner von Supermärkten. Transporte von mehr als 90 Kilometer bewältigt der Filialist schon jetzt mit der eigenen Eisenbahngesellschaft railCare. Nachhaltigkeit liegt tatsächlich in der DNA von Coop.
Anton Großkinsky