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Bio-Supermarkt

VollCorner besticht mit Regionalität

Im harten Münchener Wettbewerb geht der Bio-Filialist den Weg der Qualität

VollCorner verkauft Vollkorn und ist der Laden an der Ecke. Der Name, den Gründer Willi Pfaff aus München ersonnen hat, ist eindeutig doppeldeutig. Zusammen mit seiner Frau Birgit Neumann widerlegt er, dass im Wettbewerb des Lebensmittelhandels allein der Preis entscheidet. Regionalität, Premium-Qualität und Beratungskompetenz als Nahversorger sind das Fundament des Erfolgs.

Mit aktuell 13 Märkten hat der Klein-Filialist das dichteste Ladennetz in der bayerischen Landeshauptstadt. 2014 hat VollCorner drei Verkaufsstellen des Grüner Markt übernommen. Wenn die Märkte umgeflaggt sind, betreibt VollCorner 16 Filialen in der Weltstadt mit Herz.

Als größter Bio-Händler der Millionenstadt fühlt sich VollCorner dennoch nicht. Zwischen 160 und 500 Quadratmeter haben die Nahversorgungsmärkte des Duos Pfaff/ Neumann, sind also relativ kleinflächig. Der nationale Filialist Basic hat zwar weniger Standorte in München, aber mehr Verkaufsfläche als VollCorner.

Alnatura mit zwölf Filialen gilt den lokalen Münchener Bio-Händlern als Hauptkonkurrent, da der nationale Filialist weiter expandiert. Pfaff sieht zum Teil einen Verdrängungswettbewerb. „Wir trauen uns zu, im Wettbewerb hier zu bestehen. Die Leute nehmen uns an. Wir bekommen ein gutes Feedback von unseren Kunden“, sagt Pfaff.

Die Münchener dürfen sich durch die harte Konkurrenz nicht unbedingt auf sinkende Preise freuen. VollCorner will nicht um die Preisführerschaft kämpfen, das wäre gegen die nationalen Konkurrenten erfolglos.

„Wir wollen der beste Händler in München werden. Das ist aber nicht einfach in einer Stadt mit Käfer und Dallmayer“, gibt sich der VollCorner-Gründer selbstbewusst und bescheiden zugleich. Der Bio-Filialist ist in München verwurzelt. Das ist auch einem Teil der Konsumenten bewusst.

So regional wie möglich

Mit Dennree, Pural und Biogarten liefern drei nationale Großhändler, aber dennoch hat das Sortiment eine ausgeprägte regionale Färbung. 25 Lieferanten aus Oberbayern bereichern das Sortiment und geben ein unverwechselbares Profil. Selbst lokale Münchener Bio-Hersteller sind im Sortiment: Brauerei, Brennerei, Rösterei und Tofurei aus dem Stadtgebiet haben Regalplatz bei VollCorner. Da ist regional mehr als ein Wort: Es ist lebendig und wird gelebt.

„Wir sind stark regional geprägt und haben in der optimalen Erntezeit einen Anteil von 40 Prozent an Produkten aus der Region“, erläutert der Geschäftsführer. 100 Kilometer im Umkreis von München ist für den Filialisten Voraussetzung, um die Ware im Regal als regional zu kennzeichnen. Region ist ein unbestimmter Begriff. Jeder muss seine Region festlegen. „Regional heißt für uns: So nah wie möglich, so fern wie nötig. Je mehr Regionalität desto besser. Unsere Kunden wollen das. Wir sind der Bio-Händler aus der Stadt“, sagt der Inhaber.

Die Wiege stand in Neuhausen

Der erste VollCorner im Stadtteil Neuhausen aus dem Jahr 1988 mit seinen gerade mal 100 Quadratmeter existiert noch heute als Kühlschrank der Nachbarschaft. Nahversorger ist VollCorner in den mehr als 25 Jahren seiner Geschichte geblieben. Nur drei Märkte verfügen über eigene Parkplätze. „Wir haben viele Radl-Kunden“, sagt Pfaff. 7.000 Münchener suchen im Schnitt täglich eine der Filialen auf.

Zur Kundenbindung dient die CarrotCard. Pro zehn Euro Einkauf erhält der Kunde eine Marke mit einer Karotten-Abbildung zum Einkleben. Bei 50 Marken ist die Karte voll und der Kunde kann sie einlösen gegen zehn Euro Rabatt auf den Einkauf. Alternativ kann er Artikel mit einem Karottensymbol wählen und dabei noch mehr sparen.

Ein Trumpf ist das Personal. Beratung der Kunden und der Verkauf in Bedienung sind Bestandteil des Konzepts. „Bei uns ist das Personal ansprechbar. Darauf legen wir Wert. Viele Mitarbeiter kennen und essen Bio schon lange. Damit ist man noch kein guter Dienstleister. Das ist aber eine wichtige Voraussetzung“, sagt Pfaff. Die Personalkosten liegen mit einem Anteil von 17 Prozent recht hoch. „Wir zahlen über Tarif“, sagt Pfaff. Eine geringe Fluktuation ist die Folge. Mehr als 300 Menschen arbeiten für das Handelsunternehmen und dessen Kunden.

Bio wächst, gerade auch in Ballungszentren: VollCorner hat im Jahr 2014 zweistellig zugelegt. Auf 4.000 Quadratmeter Verkaufsfläche hat das Fachhandelsunternehmen 2014 einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro erzielt. Das bedeutet eine beeindruckende Flächenleistung von 7.500 Euro/Quadratmeter. Das schafft nur ein kompetenter Lebensmittelhändler mit einer kaufkräftigen Kundschaft.

Anton Großkinsky  

 

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