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Handel

Naturlogistik vertreibt Spezialitäten

So finden kleine Bio-Hersteller den Weg in den Handel

Das Städtchen Mitterteich in der Oberpfalz nahe der deutsch-tschechischen Grenze beherbergt den Spezialgroßhändler Naturlogistik. Superfood, Rohkost, glutenfreie, vegane und faire Produkte, mit wenigen Ausnahmen biologisch, aus dem Trockenbereich liefert das Unternehmen von Klemens Reif. 2009 startete er mit dem Vertrieb von lifefood. 2012 hat er den Großhandel Naturlogistik gegründet. Der Jahresumsatz liegt jetzt bei mehr als zwei Millionen Euro. Aktuell verzeichnet der kleine Großhändler hohe Wachstumsraten.

Reif war ursprünglich Journalist. Seine Agentur konzipierte und realisierte Kundenzeitschriften, verfasste Pressemitteilungen und betrieb einen Paketversand für Drucksachen. Um fit zu bleiben, isst Reif Rohes. „Meine Ernährung besteht zu 80 Prozent aus Rohkost“, berichtet der Geschäftsmann. Das führte ihn als Verbraucher auf eine Lebensmittelmesse. Reif suchte dort Rohkost und fand das junge Unternehmen lifefood aus Prag.

Im Gespräch fragte Firmengründerin und Rohkost-Pionierin Teresa Havrlandova, ob er nicht den Deutschland-Vertrieb übernehmen wolle. Am Ende verließ Reif die Messe als Deutschland-Vertreter für lifefood. Später beteiligte er sich an dem tschechischen Rohkost-Pionier. Das Fundament für Naturlogistik war gelegt. „lifefood ist die Keimzeile. Damit hat alles begonnen. Die Marke lifefood ist immer noch der Schwerpunkt“, sagt Reif.

Als Rohköstler Reif dann beruflich auf Messen unterwegs war, traf er weitere feine Firmen ohne Werbebudget. Vor drei Jahren gründete er deshalb für diese kleinen Hersteller den Großhandel Naturlogistik. Exquisite Marken führt die Plattform zusammen und dient als Sprungbrett in den Handel. Reif nutzte anfangs einen Ausstellungsraum seiner Agentur als Lager, mietete dann aber 2013 einen ehemaligen Netto mit rund 1.000 Quadratmeter Fläche. „Das ist noch alles ganz jung“, sagt Reif beim Gang durch das Lager.

Vollsortimentsgroßhändler können Spezialitäten oft nicht handhaben. Mit ihnen steigt die Artikelzahl und der Bedarf an Lagerplatz sowie der Aufwand für die Disposition.

Randsortimente und Neueinführungen verlangen von den Vollsortimentern große Anstrengungen bei geringen Aussichten auf Erfolg. Längst scheitern auch im Naturkost-Bereich neue Pro- dukte angesichts der Vielfalt und Fülle. Naturlogistik dagegen zeichnet sich gerade durch  Kompetenz für Spezialitäten aus. Der Großhändler kann Produkte erklären und deren Geschichte erzählen. Die Leistung honoriert der Markt aktuell mit zweistelligem Wachstum.

„Ursprünglich haben wir nur Rohkost geführt. Aktuell macht es noch die Hälfte aus. Wir dürften der Anbieter mit dem größten Rohkostsortiment sein. Es ist auf jeden Fall ein Wachstumsmarkt“, erklärte Geschäftsführer Reif. Neben der Rohkost hat Naturlogistik vegane, gluten-, lactose-, zuckerfreie und Fairtrade Produkte ins Sortiment aufgenommen.

Vegan segelt aktuell auf Wachstumskurs. „Vegan ist sicher eine Gegenbewegung zur Massentierhaltung. Irgendetwas läuft falsch in der Industrialisierung der Lebensmittelherstellung, denken sich heute junge Leute. Daraus ist aktuell eine Bewegung entstanden. Manche sagen, Schlachthöfe wollen wir nicht. Dieses Unbehagen kann ich gut verstehen“, erläutert Reif. Und sein Großhandel kann das entsprechende Sortiment liefern.

33 originelle Herstellermarken nutzen aktuell die Dienste von Naturlogistik. Rund 2.000 Artikel hat das Unternehmen inzwischen im Trockensortiment. Die Warengruppen Heißgetränke, Süßigkeiten, Getreideprodukte, Dauerbackwaren, Süßmittel, Essig, Öl, Hülsenfrüchte, Teigwaren, Gewürze, Trockenfrüchte, Nüsse, Kerne, Saaten sind vertreten.

Aus der direkten Nachbarschaft in Mitterteich kommen Backwaren von Männl, ein Spezialist für glutenfrei, Urgetreide und Saisongebäck. Getreidekeimlinge von Dr. Sprout zeichnen sich durch einen hohen Omega-3-Anteil aus.

Rice Mice macht allergenfreie Kinder-Kekse. Das Wild Zebra steht für Schokolade mit Null Milch, Nuss und Soja. Belgische Chocolatiers zeichnen sich verantwortlich für die Produkte. Sayana aus der Schweiz stellt das vergorene Erfrischungsgetränk Chi in Rohkostqualität her. Die Produkte sind also nicht pasteurisiert.

Weber Senf mahlt die Körner auf Mühlsteinen im Kaltverfahren und erhält damit ein Würzmittel in Rohkostqualität. Wild Pasta fertigt Rohkost-Nudeln aus Quinoa-Keimlingen. Die Emils Salatsoßen haben ebenfalls Rohkostqualität und sind trotzdem ungekühlt sechs Monate haltbar. Das ist kein Allerweltssortiment. Diese Produkte führt nicht jeder.

Naturlogistik verteilt über Paketdienste. „Wir sind Ergänzungslieferant und können einem Bio-Laden nur ein Teilsortiment bieten“, sagt Reif. Naturlogistik bedient alle Vertriebswege. „Wer bei uns bestellt, bekommt Ware“, macht er klar. Stallgeruch ist nicht Voraussetzung für eine Geschäftsbeziehung.

Anton Großkinsky

 

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