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Edeka

Erfolgsduo bio plus regional

Rahmenvertrag zwischen Bioland und Edeka Südwest trägt Früchte

Der Bioland-Verband hat 2012 mit der Edeka Südwest in Offenburg einen Rahmenvertrag geschlossen. Vereinbart haben die Partner eine Belieferung mit regionalen Produkten, die das Bioland-Markenzeichen tragen. Deutschlands führender Bio-Anbauverband verstärkt damit seine Zusammenarbeit mit dem Lebensmittelhandel. Die Erzeugnisse werden über die Edeka Eigenmarke Unsere Heimat echt & gut Bio in den Edeka Verkaufsstellen im Südwesten vermarktet.

Bioland Baden-Württemberg in Esslingen mit Geschäftsführer Christian Eichert, Marketingleiter Jan Niessen und die für Key Account Handelsbetreuung zuständige Sabine Plaßmann-Weidauer leiten das Projekt auf Seiten des Verbandes. Alle drei sind promovierte Agrarwissenschaftler.

Im Südwesten hat Bioland mit der Gründung 1971 seine Wurzeln. Knapp 1.300 der 5.800 Bioland-Bauern sind in Baden-Württemberg zuhause. Ein Drittel der über 1.000 Bioland-Verarbeiter produzieren in Baden-Württemberg. Eine regionale Bioland-Rohstoffbasis ist gesichert.

Der Anbau-Verband will die regionale Vermarktung stärken; Edeka Südwest will  mit regionalen Bio-Produkten  ihr Profil schärfen. „Es gibt eine hohe Interessensübereinstimmung zwischen Bioland und der Edeka Eigenmarke Unsere Heimat Bio.

 Die regionale Verankerung unserer hochwertigen Bio-Produkte und die Kommunikation dieser Qualitäten war uns wichtig“, sagt Sabine Plaßmann-Weidauer, Managerin der Handelsbeziehung. So haben der Lebensmittelriese und der bundesweit mitgliederstärkste Bio-Verband in Deutschland zusammengefunden.

Glaubwürdige regionale Bio-Produkte

Oft sind nur pseudo-regionale Produkte auf dem Markt, während echte regionale Produkte am POS als solche wiederum nicht erkennbar sind. Unsere Heimat und Bioland kombinieren regional und Bio glaub- und vertrauenswürdig. Region bedeutet natürlich Beschränkung. „Das Unsere Heimat Bio-Sortiment ist konsequent regional. Dies gibt es folglich auch nicht ganzjährig. So lernt der Verbraucher wieder Saisonalität zu begreifen“, nennt Geschäftsführer Eichert ein Erfolgsbeispiel für die Partnerschaft.

Obst, Gemüse, Milch, Eier und Fleisch von Bioland-Bauern aus Baden-Württemberg bereichern das Sortiment der Edeka Regionalgesellschaft in Offenburg. Gerade regionalen Fleischerzeugnissen wurde ein Weg in den Handel geebnet. Bioland-Eier mit ausgewiesener regionaler Herkunft sind gefragt, Fleisch aus Baden-Württemberg erfährt einen Aufschwung.

Die Edeka hat das Biofleisch  eines bedeutenden Nahrungsmittelkonzerns ge­gen Bioland ausgetauscht. Die Verkaufszahlen liegen über den Erwartungen, obwohl es in der oberen Preisklasse liegt. „Praktiziertes und kontrolliertes Tierwohl ist in den Augen der Verbraucher ein nicht mehr wegzudiskutierendes Kaufargument“, meint Eichert.

Handelsmanagerin Plaßmann-Wei­dauer sieht in der Partnerschaft eine reelle Chance für eine weitere Ausdehnung der Erzeugung. Ebenso profitieren die Bioland-Markenhersteller von Molkerei-Produkten, Kartoffelchips, Tofu und weiteren Sortimentsbereichen.

Die Warenströme laufen über die Regionallager, die Verhandlungen finden mit den Einkäufern in der Verwaltung der Edeka Südwest in Offenburg statt. Da assoziieren Bauern und Hersteller Preisdruck. „Wir reden mit den verschiedenen Ebenen von Einkauf über Vertrieb bis Geschäftsleitung. Entgegen der landläufigen Meinung rennen diese Einkäufer nicht immer mit der Axt durch den Preiswald.

Es geht nicht nur um den Preis, sondern um die konsequente Umsetzung einer gemeinsam getragenen Qualitäts- und damit verbunden Kommunikationsstrategie“, stellt Plaßmann-Weidauer fest. Vielfach bestehen die Handelsbeziehungen zwischen Bioland-Betrieben und dem SEH bereits seit vielen Jahren. Diese werden durch den Rahmenvertrag nicht zentralisiert, sondern ergänzt.

Kooperation wurde erweitert

Die Kooperation hat Modellcharakter und ist bereits durch andere Regionalgesellschaften der Edeka aufgegriffen und gemeinsam mit dem Verband multipliziert worden. Im September 2014 haben Bioland und Edeka Nord eine Kooperation vereinbart. Mit der Edeka Rhein-Ruhr wurde eben­­falls eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet.

Eine flächendeckende Bio-Versorgung in Deutschland ist nur durch Kooperationen mit dem qualitätsorientierten Handel möglich. Der Bio-Fachhandel trägt in den Ballungszentren einen Verdrängungswettbewerb aus, ist auf dem Land aber nur spärlich vertreten. Die klassischen Vertriebswege von Produkten mit dem Bioland Markenzeichen sind die Direktvermarktung im Hofladen, auf Wochenmärkten sowie über Lieferdienste und der Naturkostfachhandel. Allerdings konnten diese Vertriebskanäle das wachsende heimische Angebot nicht mehr aufnehmen.

„Es gibt noch schwach entwickelte  Sortimentsbereiche, in denen ein hoher Anteil ohne Bioland-Auslobung unter Handels- oder Herstellermarken verkauft wird. Der Mehrwert von Bioland wird hier nicht sichtbar“, schildert Eichert. Dies soll das Trio Eichert, Plaßmann-Weidauer und Niessen ändern. „Was von Bioland-Bauern kommt, wollen wir verstärkt als gelabeltes Bioland-Produkt vermarkten“, nennt der Geschäftsführer das Ziel.

Das geht nur über neue Wege und erweiterte Absatzkanäle. Hier lag der flächendeckende Verkauf von Bioland-Erzeugnissen durch engagierte Kaufleute nahe: „Wir können gemeinsam mit der Edeka Südwest unsere Werte und Richtlinien zu den Verbrauchern in die Mitte der Gesellschaft transportieren“, stellt Eichert fest.

Wandel hinein in den Handel

Die Entscheidung, die Beziehungen zum qualitätsorientierten Lebensmittelhandel zu verstärken und dadurch die Position von Bioland auf dem Markt auszubauen, wurde 2012 durch das oberste Beschlussorgan, die Bundesdelegiertenversammlung noch einmal bestärkt. „Der Anstoß zur Partnerschaft mit der Edeka kam aus den Reihen unserer Erzeuger. Der daran anknüpfende basisdemokratische Prozess hat die Bedenken der Basis ernst genommen. Wir konnten diese Bedenken ausräumen, so dass die verstärkte Zusammenarbeit mit dem LEH als Chance gesehen wird“, berichtet Eichert.

Demeter beliefert die Edeka Südwest seit Jahren. Bereits seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts gibt es das Instrument des Handelsvertrags zwischen Demeter und dem qualitätsorientierten Handel. Naturland arbeitet auf Ebene der nationalen Handelsmarke Rewe Bio mit der Rewe Grup­pe zusammen.

Bioland setzt mit den Edeka-Regionalgesellschaften auf die Kombination Bio und Regional. Damit die Präsenz nachhaltig ist und verankert wird, schult der Verband die Mitarbeiter des Handelsunternehmens. Besuche auf Bioland-Bauernhöfen veranschaulichen und vertiefen das Wissen über und Verständnis für den organisch-biologischen Anbau und die strikten Tierhaltungsvorgaben bei Bioland.

Bioland Erzeuger, Herstellungspartner und Verband sind regelmäßig Gäste auf den Hausmessen der Edeka. Die Verbraucher werden durch Info-Material am POS und über Handzettel erreicht.  Beim Verbraucher hat Bioland einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht, wie Marktstudien belegen. Hier kann der Verband anknüpfen.

Die Bioland-Mitglieder haben einen breit getragenen Leitbildprozess hinter sich und so über alle Sparten hinweg ein authentisches Selbstbild reflektiert, diskutiert und formuliert. Dieses basiert nicht auf Floskeln, sondern formuliert das bäuerlich getragene Selbstverständnis einer „Landwirtschaft der Zukunft“. Mit der Präsenz der Marke Bioland im LEH werden diese Werte in die Mitte der Gesellschaft getragen.

Anton Großkinsky

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