Regionalität
ebl eigenständig und einzigartig
Gerhard Bickels Märkte leben Regionalität und punkten mit eigener Logistik
Der regionale Bio-Filialist ebl Naturkost aus Fürth ist in Franken Marktführer mit einem einzigartigen Konzept. Gründer Gerhard Bickel beliefert seine Supermärkte mit eigener Logistik. In einem verkehrsgünstig gelegenen Gewerbegebiet an der Peripherie von Fürth hat das Unternehmen 2012 eine neue Zentrale mit Lager und eigener Metzgerei erbaut und ist von Nürnberg dorthin umgezogen. Fläche für eine künftige Erweiterung ist vorhanden. Das Unternehmen hat in die Zukunft gebaut.
23 Filialen betreibt ebl in Franken. In Nürnberg und Fürth sind die Verkaufsstätten konzentriert. In Erlangen, Feucht, Heroldsberg, Röthenbach, Zirndorf, Bamberg und Forchheim sind weitere Standorte. Vom Zentrallager in Fürth aus werden die Filialen mit der eigenen Logistik versorgt. 500 Lieferanten, davon die Hälfte aus der Region, fahren das Lager an. ebl bedient sich keiner Großhändler und Streckenlieferanten. „Das wäre zu teuer“, meint Bickel.
Das Konzept einer eigenen Logistik für ein Unternehmen dieser Größe ist einzigartig. Bickel bietet der städtischen Kundschaft konkurrenzfähige Preise an und macht kein exklusives Bio für Betuchte. Wer Wert auf gutes und gesundes Essen legt, findet bei ebl ein faires Verhältnis von Preis zu Leistung.
ebl beeindruckt mit eigener Metzgerei
ebl betreibt eine eigene Metzgerei. Die Tiere stammen von Verbandsbetrieben im 150 Kilometer Umkreis. Vom nahen Fürther Schlachthof kommt das Fleisch noch warm in der Metzgerei an und hat noch seine Bindefähigkeit. Nach traditionellem Metzgerhandwerk bekommt die Wurst ohne Zusatzstoffe die gewünschte Konsistenz. Etwa 100 Sorten Wurst stellen die Metzger her. Nürnberger Bratwürste gibt es seit dem Umzug nicht mehr. In Fürth werden Fränkische Bratwürste hergestellt. Einige Brühwurst-Sorten enthalten Pflanzenöl statt Speck und sind bei ernährungsbewussten Fleischessern beliebt.
Die Metzger arbeiten nach Demeter-Richtlinien ohne Nitritpökelsalz, wie an der Farbe der Brühwurst leicht zu erkennen ist. Demeter-Auslobung sucht der Kunde in den Fleischtheken vergeblich. „Wir haben nicht nur Demeter-Tiere. Die Bauern sind auch Mitglied bei Bioland, Naturland oder Biokreis“, erläutert Bickel.
Fleisch ist eine Stärke von ebl Naturkost. Wie viele Qualitätsmetzgereien vermarktet ebl trocken gereiftes Rindfleisch, bekannt unter der englischen Bezeichnung dry aged beef. Mit dem Jura-Wagyu Rind aus Franken führt ebl eine Spezialität aus der Region. Die Rasse ist berühmt als japanisches Kobe Rind.
Auch bei Geflügel besticht das Sortiment durch Regionalität und Qualität. Fränkischer Bauernhof Gockel vom Demeterhof Wendler stammt aus dem Bruderhahn Projekt. Die Schwestern sind Legehennen. Die männlichen Küken der Legehennen-Rassen werden normalerweise nach dem Schlüpfen getötet.
Wendler dagegen mästet die Hähnchen ein halbes Jahr. ebl verarbeitet sie zu Geflügelwurst oder verkauft sie als ganze Tiere. ebl-Koch Benjamin Birkner liefert Rezepte mit. Das Fleisch muss bei mäßiger Temperatur länger gegart werden als die Fleischrassen. „Bio-Wurst und -Fleisch aus eigener Herstellung bietet kein anderer Naturkostladen in ganz Deutschland“, sagt Geschäftsführer Gerhard Bickel. Das Angebot ist zudem regional.
Regional genießt Vorrang
Beim Beschaffen genießt Regionalität Vorrang. Im Umkreis von 150 Kilometer um Nürnberg ist nach der ebl’schen Definition die Region. Nach Osten reicht sie bis an die tschechische Grenze. Im Süden endet sie in München und im Westen bei Heilbronn. Die Backwaren an der Theke kommen aus den Öfen regionaler Bäcker.
Beim Obst und Gemüse bevorzugt der Fachhändler Ware direkt vom Erzeuger. 30 Prozent des Umsatzes macht der Händler mit regionalen Produkten. Das Klima setzt hier Schranken. Der Regionalanteil dürfte weit über dem Branchenschnitt liegen. Produkte von Verarbeitern aus der Region wie Kaffee einer Nürnberger Rösterei sind gelistet. Hier sorgt die Veredelung eines Rohstoffes aus Übersee für Wertschöpfung. Der Verkaufserfolg gibt ebl Recht.
Gerhard Bickel hat das Handelsunternehmen 1994 gegründet. Genau 20 Jahre ist ebl nun alt. Entstanden ist es aus den Naturkost-Abteilungen des SB-Warenhaus-Betreibers Schmitt. Diese hat Bickel als junger Einzelhandelskaufmann aufgebaut. Marktkauf hat die Großflächen übernommen und zeigte kein Interesse an den Bio-Abteilungen. Dafür aber der tatkräftige Franke Bickel. Er führte sie mit Erfolg selbstständig weiter bis heute.
Zentrale für die Zukunft
2012 wurde die neue Zentrale auf der Fürther Hardhöhe fertiggestellt. 7.500 Quadratmeter Nutzfläche hat das Gebäude. Es ist großzügig in die Zukunft gebaut. 14.000 Quadratmeter misst das Grundstück und bietet die Möglichkeit zu erweitern. Ein Standortwechsel wird nicht so schnell nötig sein.
Nachhaltig und langfristig ist der Bau am Stadtrand von Fürth angelegt. Nachhaltigkeit beim Bau bedeutet, einen ökologischen Fußabdruck in der Umwelt zu hinterlassen. Dämmung, Erdwärme, Wärmerückgewinnung und Photovoltaik sorgen für Energieeffizienz des Gebäudes. In Zisternen wird Regenwasser aufgefangen und als Brauchwasser genutzt.
An den Rolltoren des Zentrallagers docken die eigenen LKW an, werden beladen und transportieren die Artikel zu den 23 Märkten mit insgesamt 10.500 Quadratmeter Fläche. 2015 kommt ein Markt an der Firmenzentrale in Fürth dazu. „Mehr neue Standorte sind zunächst nicht geplant“, verrät der Geschäftsführer. Expansion um jeden Preis ist nicht das Konzept des Gerhard Bickel. „Eine neue Filiale muss wirklich Sinn machen“, stellt er klar. Irgendwo hingehen, der Konkurrenz den Spaß verderben und selbst auch keinen Spaß haben, kommt für das Unternehmen nicht in Frage.
Anton Großkinsky