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MSC-Siegel

MSC-Siegel für Niedersächsische Muschelfischer

WWF und NABU kritisieren die Zertifizierung

Nach zwei Jahren wissenschaftlicher Analyse dürfen die fünf Kutter der Niedersächsischen Muschelfischer ihre Miesmuscheln mit dem blauen MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei kennzeichnen. Die Zertifizierung nach MSC-Standard bescheinigt, dass ausreichend Muscheln für die Zukunft da sind, dass die marinen Lebensräume intakt bleiben und dass die bestehenden Managementregeln für eine nachhaltige Nutzung der Miesmuschelbestände sorgen. 

Die Muschelfischerei im niedersächsischen Wattenmeer wird bereits seit Generationen durchgeführt. Im Laufe der Zeit haben die Fischer ihr Arbeitsfeld ausgeweitet. Um das Muschelvorkommen zu steigern, betreiben die 18 Beschäftigten der Niedersächsischen Muschelfischer heute nicht mehr nur eine reine Muschelfischerei.

Zusätzlich nutzen sie Hängekulturen, also im Wasser schwimmende Netze, an denen sich junge Muscheln anheften. Die gefischten und über die Hängekulturen gewonnenen Muscheln bringen die Fischer auf Kulturflächen aus. Dort wachsen die Muscheln heran, bis sie Konsumgröße erreicht haben und für den Verkauf abgefischt werden können. Im Jahr 2010 haben die Fischer insgesamt 1.707 Tonnen Miesmuscheln angelandet.

Das niedersächsische Wattenmeer ist ein Nationalpark, in dem besondere Regeln gelten. Sie sorgen dafür, dass immer genug Muscheln da sind, um eine kommerzielle Fischerei zu ermöglichen und um wichtige Arten zu erhalten, wie etwa die Eiderente oder den Austernfischer, die sich von den Muscheln ernähren.

Für die Muschelfischer bedeuten die Regeln, dass sie fast ein Drittel der 102 stabilen Miesmuschelstandorte im niedersächsischen Wattenmeer nicht befischen dürfen. Muschelfischer David de Leeuw sagt hierzu: „Das hat schon seine Richtigkeit. Als Fischer kann man die Dinge nicht übers Knie brechen. Man muss mit der Natur arbeiten.“

Die Umweltverbände WWF und NABU kritisieren diese Zertifizierung, da sie weder die ökologisch nachteiligen Auswirkungen der Fischerei noch den Schutzanspruch des Wattenmeeres ausreichend berücksichtige. „Die jetzige Form der Fischerei schädigt die Muschelbänke im Wattenmeer und nimmt geschützten Vögeln die Nahrungsgrundlage. Sie entspricht nicht den Zielen des Nationalparks und der Verbraucher kann nicht darauf vertrauen, dass diese Muscheln ohne Belastung des Ökosystems gewonnen wurden. Ein Umweltsiegel für diese Fischerei lehnen wir daher ab, solange die Fischerei nicht auf naturschonende Verfahren umgestellt wird“, kommentiert Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF Wattenmeerbüros die Zertifizierung.

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