Start / Ausgaben / BioPress 75 - April 2013 / Bio-Einkauf im Supermarkt

Bio-Einkauf im Supermarkt

Direkte Beschaffung regionaler Bio-Produkte zählt zu den Stärken

Bei Hieber’s Frische Center ist der Name Programm. Frische ist die Kernkompetenz des Lebensmittel-Einzelhändlers mit zwölf Märkten im Raum von der Schweizer Grenze bis fast nach Freiburg. Zwei-Drittel des Umsatzes erwirtschaftet der Lebensmittelhändler mit Frische. Auch im Bio-Sortiment liegt die Stärke in der Frische. Der qualitätsorientierte Händler hat mit Demeter einen Handelsvertrag geschlossen und punktet mit zahlreichen Produkten aus bio-dynamischer Herstellung. Die Edeka Südwest in Offenburg als Vorstufe liefert in Bio das Grundsortiment und Demeter-Produkte. Hieber ergänzt es durch eigene Beschaffung.

Mit Regionalität, Bio und der Kombination aus beidem unterscheiden sich Hieber’s Frische Center von Wettbewerbern und Regiemärkten. Gleichzeitig leistet er damit einen Beitrag zu vernünftiger Ernährung. 198 regionale Lieferanten, davon 45 mit Bio, versorgen Hieber und machen den Lebensmittelhändler damit einzigartig.

Die Regionalalität bringt er den Kunden auf Info-Karten nahe. ´Hieber Land grenzenlos regional´ tragen die Karten als Überschrift. Einer der Bio-Hersteller, die vorgestellt werden, ist Lord of  Tofu. Dörte und Freddy Ulrich aus Lörrach produzieren aus deutschem Bioland-Soja vegetarische regionale Bio-Kost.

Symbiose von Bio und regional

Das Zollhäusle aus Villingen-Schwenningen ist mit seinem frischen Tofu ebenfalls in den Kühlregalen. Das Soja dafür stammt aus heimischem Bioland-Anbau. „Die Symbiose von Bio und regional schafft Vertrauen beim Kunden“, weiß Oecotrophologe  Stefan Beer. Er bildet bei Hieber die Ernährungsservicekräfte aus.

Unter den regionalen Projekten ist ein faires, nicht biologisches Kaffee-Projekt des evangelischen Kirchenbezirks Schopfheim. Ein Verein vermarktet den Kaffee direkt und unterstützt damit die Region Dikome in Kamerun. Geröstet wird in Schopfheim. Das faire nicht gesiegelte Produkt heißt Glory-Halleluja-Kaffee.

Seit 2009 verkauft Hieber Dreilandbrot in Demeter-Qualität. Der Hof Dinkelberg und die Werksiedlung Kandern bauen das Getreide an. Gebacken wird in der Bäckerei Trefzger in Schopfheim, einem Städtchen im Hieber Land. An den Brottheken im Vorkassenbereich der Frische Center können die Kunden die Demeter-Backwaren kaufen.

Das Personal ist mit den Demeter-Produkten vertraut. Die Verkäuferinnen können das Produkt erklären. 14 Artikel werden angeboten. Bis nachmittags sind die Backwaren in der Regel ausverkauft. Die gängigen Größen von 500, 750 und 1.000 Gramm werden angeboten in Laib oder Kastenform. Ein Toastbrot, zwei Baguette und zwei Brötchen gehören zur Dreilandbrot-Linie. Sie sind aus Dinkel-, Weizen- und Roggenmehl gebacken.

Der Edekaner hat mit dem Demeter Verband in Darmstadt einen Handelsvertrag geschlossen. Das ist die Voraussetzung, um bio-dynamische Produkte mit dem Demeter-Warenzeichen vermarkten zu dürfen. Hieber führt noch eine ganze Reihe weiterer Demeter-Produkte. Campo Verde, die Marke von Demeter für den qualitätsorientierten Einzelhandel, steht im Regal.

Bei den Milchprodukten sind in der weißen Linie die Milchwerke Berchtesgadener Land mit Demeter-Trinkmilch vertreten. „Demeter und Bioland sind positiv aufgeladen und für unsere Kunden ein Begriff“, bemerkt  Geschäftsführer Karsten Pabst.

Mit dem Markgräfler Bioring fing es an

Die regionale Bio-Vermarktung bei Hieber begann mit dem Markgräfler Bioring, der Obst und Gemüse aus der Region liefert. Geschäftsführer Karsten Pabst erinnert sich an die Anfänge: „2004 haben wir drei Bio-Bauern ausfindig gemacht und angefragt, ob sie uns beliefern wollen. Daraufhin haben die Erzeuger den Markgräfler Bioring gegründet. Die Anfangszeit war spannend, da haben wir selbst etikettiert.“

Heute hat die Vorstufe der Edeka Südwest einen Teil der Arbeit übernommen. Die Zentrale beschafft Gemüse vom Bodensee in Demeter-Qualität. Im Mai 2012 haben die Edeka Südwest und Bioland eine Kooperation vereinbart. Bereits mehr als 90 Bioland-Produkte wurden ins Sortiment aufgenommen. Rhein-Main Reformwaren ist mit mehr als 1.000 Bio-Produkten bei der Edeka Südwest gelistet.

Viele Produkte aus einer Hand ist der Vorteil. Auf einen einzigen System-Lieferanten für Bio will sich Hieber aber nicht verlassen. „Wir fürchten, wir könnten dann an Qualität verlieren“, teilt Pabst mit.

Hieber sucht ständig nach innovativen Produkten. Bio-Kräuter aus der Schweiz von Reto & Oskar führt das Unternehmen aktuell ein. Die Gewürze im Pyramidenbeutel kann man nach dem ersten Gebrauch weiterverwenden für Soßen und Suppen. „Bio ist bei unseren Kunden ein Thema und zunehmend gefragter. Sie legen Wert auf Transparenz und wollen mit einem guten Gewissen einkaufen“, erläutert Oecotrophologe Beer.

Im neuesten Hieber Markt in Bad Krozingen sind 1.700 Bio-Produkte in den Regalen, bei 42.000 Artikeln insgesamt ist das sicher nicht viel. Das ist ein Anteil von vier Prozent. Den Umsatz-Anteil schätzt Marktleiter Rocco Capurso ebenfalls auf vier Prozent: „Der Standort hier in der Nähe von Freiburg ist absolut bioaffin. Bio ist hier gefragt.“  

Das Frische Center in Bad Krozingen, eröffnet im Oktober 2011, ist der modernste der Hieber Märkte. Futuristisch wirkt der schwarze Quader am Stadteingang von Bad Krozingen südlich von Freiburg. Das Gebäude würde auch nach New York passen. Dort hat Inhaber Dieter Hieber den Euroshop Retail Design Award für den Markt entgegen genommen. Auch innen ist der Einkaufstempel hypermodern mit avantgardistischer Typografie für die Warengruppen.

Saisonkalender bietet Orientierung

Der Kunde wird gleich hinter dem Eingang von Obst und Gemüse empfangen. An der Wand bietet ein aufgemalter Saisonkalender den Kunden Orientierung. Rund 60 Artikel sind permanent vorhanden, mit dem saisonalen Wechsel kommt der Markt auf etwa 100 Bio-Produkte. Im Schrägaufbau ist auf der einen Seite Obst und auf der anderen Seite Gemüse zu finden. „Wir präsentieren in Körben. Das erzeugt Marktatmosphäre“, teilt Abteilungsleiterin Nicole Bauer mit.

Das Bio-Obst beginnt klassisch mit einem großen Bananen-Aufbau. Hierin ist erkennbar, dass Bananen in der Käufergunst ganz oben stehen. Die Bio-Bananen sind nicht im Schlauchbeutel. Damit wird Verpackungsmaterial gespart. Herkunft ist die Dominikanische Republik.

Neben dem Bio-Siegel tragen die Bananen noch das Idene Label. Das zeigt, dass die Kunden mit dem Kauf ein Hilfsprojekt der Edeka Südwest in der Dominikanischen Republik unterstützen. Mit dem Geld wird Bildung, Ausbildung und Betreuung behinderter Menschen auf der Karibik-Insel unterstützt. Fair hat Konjunktur.

Die Bio-Äpfel sind im praktischen Foodtainer oder Beutel verpackt. Da werden Sorten verkauft, nicht nur ein Bio-Apfel. Der resistente Topaz ist dabei, auch wenn nicht jeder Supermarkt-Kunde weiß, was sich dahinter verbirgt. Die Geschmacksrichtungen wie süß-aromatisch, süß-säuerlich und fein-säuerlich sind auf dem Etikett vermerkt.

Ein guter Service für den modernen Kunden. Zum Teil wird lose verkauft, etwa Bio-Birnen und -Zitronen. Die einzelnen Früchte sind gelabelt und damit als biologisch erkennbar an der Kasse. Biologisches Obst und Gemüse bildet einen Block innerhalb der Abteilung. Sonst wird prinzipiell im Sortiment zugeordnet platziert. Der Block ist bei Hieber schon vor Jahren verschwunden.

Bio-Frische ist Umsatzträger

Der Name  Hieber’s Frische Center ist Programm. Auch bei Bio generiert der Händler zwei Drittel der Umsätze mit Frische. Biologische Eier, O+G und Mopro sind die Umsatzträger und wichtige Bausteine im gesamtem Sortiment.

„Das sind Artikel, die sich richtig drehen. Uns kommt es nicht nur darauf an, möglichst viele Bio-Produkte in die Regale zu bringen, sondern auch etwas zu verkaufen“, betont Karsten Pabst. Die Bio-Eier stammen von einem regionalen Bauern. Die  Edeka liefert die Regional-Marke Unsere Heimat mit dem Naturland-Zeichen, Bio Geflügel Halder vom Bodensee die selEGGtion mit dem Bioland-Zeichen.

In der Bedienung sind Bio-Produkte selbstverständlich auch vertreten. In der acht Meter langen Fischtheke ist Deutsche See der Bio-Lieferant. Von Rolf Schekerka, der Handelsagentur für Meeres-Spezialisten, bezieht Hieber St. Patrick Lachs, der nach Naturland-Richtlinien aufgezogen wird.

In der Käsetheke sind 15 bis 20 Bio-Käse in einem rotierenden Sortiment vorhanden. Bio-Ziegen und -Kuhmilchkäse ist dabei. Monte Ziego aus dem Schwarzwald gehört als regionaler Demeter-Hersteller dazu.

Die Käse-Nationen Schweiz, Österreich, Deutschland, Holland und Frankreich sind mit Bio vertreten: Aus der Schweiz kommen Alpikoner und Appenzeller, aus Österreich Heumilch-Käse, aus Holland Gouda, aus Frankreich Comté, aus Deutschland Mondscheinkäse. Die Auswahl orientiert sich an Qualität.

In der Wursttheke hat sich Rack & Rüther mit seinem Bio-Sortiment etabliert. Rügenwalder in Bio-Qualität und Bio-Genuss aus der Region stehen dem bioaffinen Kunden noch zur Verfügung.

In der Fleischtheke ist das Bio-Angebot eher mager. Hackfleisch ist vorhanden. Für mehr muss der Kunde zu SB greifen: Da wird Bio+ von Vion angeboten.

Beim SB-Käse glänzt Hieber mit den Demeter-Produkten von Bergpracht, daneben gibt es Bio-Feta von mehreren Anbietern und  den aufgeschnittenen Käse von Edeka Bio. In der weißen Linie ist Hieber bei Bio bestens aufgestellt mit den Milchwerken Berchtesgadener Land, Schwarzwaldmilch aus Freiburg, Andechser und Weißenhorner.

Bei den biologischen Trockenprodukten decken die Dachmarken die wichtigsten Warengruppen ab. Verival, Rinatura, Bio-Zentrale, Campo Verde, Cosa und BioGourmet schaffen ein breites Angebot. „BioGourmet finde ich klasse. Da stand Rapunzel mit seiner ganzen Qualität dahinter. Warten wir mal ab, wie es weiter geht“, äußerte sich Pabst.

Mit haltbaren Broten kann der moderne Verbraucher sich bevorraten. Mit Ware zum Fertigbacken braucht man am Sonntag nicht auf Altbackenes zurück zu greifen. In Bad Krozingen hat Hieber das abgepackte Bio-Brot von Mestemacher auf Dinkel- und Roggen-Basis. Zum Aufbacken steht Herzberger zur Verfügung. Müsli ist eine der Kernkompetenzen der Bio-Branche. Neben den Marken wie Whole Earth, mymüsli, Kölln und Seitenbacher glänzt Hieber mit Bio-Müsli von regionalen Mühlen wie Streich aus Schopfheim und Huber aus der Ortenau.

Im Marmeladen-Regal kommt Bio etwas zu kurz. Es geht in der Fülle des übrigen Angebots unter. Hier könnte Hieber den Bad Krozinger Verbrauchern mehr Bio-Vielfalt anbieten.

Bioland-Honig als Eigenmarke

Bei Hieber ist Honig Feinkost: Der Händler führt eine Eigenmarke aus Bioland-Imkerei. Erlbacher und BioGourmet komplettieren das Sortiment. Beim Öl ist Regionalität weniger angesagt. Bei den Bio-Olivenölen findet sich Mylopotamos aus Kreta, griechisches Öl von Campo Verde und Edeka Bio, aus Italien Primoli und Villa Vinci. Bei den Ölen aus Saaten sind Rinatura und BioGourmet stark vertreten.

Bei den alkoholfreien Getränken ist der Markt in Bad Krozingen bestens aufgestellt, auch ohne die klassischen Naturkost-Marken. Jacoby aus Auggen im Markgräfler Land liefert Bio-Fruchtsäfte. Die Traditionsmarke Rotbäckchen von Rabenhorst hat einen Platz im Regal. Die gebrauten Bio-Limonaden von Bionade und Bios sind erhältlich. Die Whole Earth Bio-Limos von Cosa aus Freiburg sind im Sortiment. Der Verbraucher hat hier Auswahl und findet eine Vielfalt jenseits der bekanten Naturkost-Marken. 

„Wein ist eine unserer Stärken neben Frische und Schokolade. Wir führen insgesamt 1.200 Weine, davon sind 120 Bio-Weine“, informiert Pabst. Bevorzugt werden Gutsweine gelistet statt Kellereien. Ludwig Missbach aus Freiburg-Ebringen ist ein Ecovin-Winzer aus Baden, der den Sprung ins Hieber-Regal geschafft hat. Missbach kultiviert auch resistente Rebsorten wie Maréchal Foch, Léon Millot  und Cabernet Carol vom Weinbauinstitut in Freiburg.

Defizite hat Hieber, wie die meisten Supermärkte, bei Bio-Süßwaren. Schokolade ist eine der Stärken des Handelsunternehmens, Bio-Schokolade nicht. Marktführer Gepa und Ritter sind vertreten. Mehr Auswahl gibt es nicht. Im Kaffee-Regal ist Gepa Pflicht, Darboven Bio ist vorhanden. Der Kaffa und der Nabu Kaffee von Original Food in Freiburg passen gut zum qualitätsorientierten Konzept. Allerdings würde noch der eine oder andere Bio-Premium Kaffee das Regal weiter aufwerten. Insgesamt ist das Bio-Sortiment in dem Markt anspruchsvoll mit viel Regionalität.

Anton Großkinsky

 

 

Hieber´s Frische Center
79189 Bad Krozingen
Tulpenbaumallee 22

 

Eröffnet:  Oktober 2011
Marktleiter:  Rocco Capurso
Mitarbeiter:  86
Verkaufsfläche:  2.600 qm
Kassen:  6
Parkplätze:  180
Artikelanzahl:  42.000
Anzahl Bio-Artikel:  1.700
Umsatz:  15 Millionen €
Bio-Umsatzanteil:  4 Prozent

 

 

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