Regionales Bio

Großhandelszentrale Okle bietet ein Vollsortiment mit Bio und Demeter

Die Großhandlung Okle aus Singen am Hohentwiel hat sich der Nahversorgung verschrieben. 400 Kleinflächen in Südbaden und Württemberg beliefert der Großhändler mit einem Vollsortiment. Dazu gehören Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) und Demeter Fleischprodukte aus eigener Herstellung. Regional und Bio ist eine im Marketing beliebte Kombination. Bei Okle ist es Geschäftsprinzip und wird gelebt.

Okle ist nicht nur Großhändler. Das Haus betreibt eine Metzgerei mit einer herkömmlichen und einer Bio-Linie. 30 Prozent des Großhandelsumsatzes macht Okle inzwischen mit 1.280 Bio-Produkten in einem Gesamtsortiment von 10.000 Artikeln. Durch den hohen Frische-Anteil und  die eigene Großmetzgerei, die Demeter Frischland Wurst und Fleisch produziert sind Bio-Produkte überproportional vertreten. Außer selbstständige Einzelhändler bedient Okle mit der Frischland-Demeter Linie auch den Naturkostgroßhandel.

Drei Bullen und 15 Schweine von Demeter Bauern machen die Metzger jede Woche zu Fleisch und Wurst. Schlachten lässt Okle im heimischen Singen und im nahen Überlingen. Die Produkte werden im Hause Okle entwickelt. Dieter Mülhaupt leitet die Produktion. 80 Demeter-Artikel entstehen unter  seiner Regie.

Das Erste, was geschieht, ist die Eingangsprüfung auf Frische. Dazu holt Produktionsleiter Mülhaupt das Thermometer aus der Tasche. Außerdem werden PH-Wert und Fettgehalt bestimmt. Oberstes Gebot beim sensiblen Fleisch ist für ihn die Sicherheit. „Wir müssen durch eine funktionierende Kühlkette die Vermehrung von Keimen einschränken“, erzählt der Fleischexperte.

Wurst aus Warmfleisch

Der Ablauf beginnt mit der Zerlegung. Edelteile und Verarbeitungsfleisch fallen an. Dann wird die Produktion in die Straßen Frischfleisch und Wurst getrennt. Beim Wurstmachen steht Fred Baumann am Kutter. In fünfter Generation wird in der Familie der Beruf des Metzgers ausgeübt.

Die Frischland-Wurst entsteht im Warmverfahren. Das Schweinefleisch wird innerhalb von zwei Stunden und das Rindfleisch innerhalb von vier Stunden verwurstet. „Die Warmverarbeitung bringt geschmackliche Vorteile. Leicht flüchtige Aromastoffe bleiben erhalten. Das Brät bindet außerdem hervorragend ohne Kutterhilfsmittel, und die Brühwurst bekommt so die erwünschte Konsistenz“, plädiert Mülhaupt für das traditionelle Verfahren.

Nach den Demeter-Richtlinien darf nicht umgerötet werden. Die Brühwurst ist deshalb grau undunterscheidet sich damit von der Standard-Optik. Dem Geschmack der Lyoner tut das aber keinen Abbruch. Okle hat starke regionale Wurzeln. Aus regionalen Rohstoffen entstehen traditionelle Wurstsorten, zum Beispiel die Bio-Bauernschüblinge. Diese Wurst stellen Metzger in Südbaden und der Schweiz seit Jahrhunderten her. „Das Handwerk ist bei uns sichtbar. Wir sind eine Metzgerei, nicht Fleischindustrie“, konstatiert Geschäftsführer Hans-Phillip Okle.

Beim Fleisch von Rind und Schwein gibt es die ganze Palette der Teilstücke. Das Fleisch reift  fünf Tage in einer Packung. Die Enzyme arbeiten und machen das Fleisch zart. Dann kommt es in die Skin-Verpackung für den Verkauf. Die Skin, zu deutsch Haut, liegt eng um das Fleisch und schützt es. 

Bio wird in SB angeboten

Fleisch und Wurst wird komplett für die Selbstbedienung verpackt. Die Rahmenbedingungen in der Nahversorgung  erfordern das. „Für den Thekenverkauf brauchen sie Frequenz. Die haben Naturkostfachhandel und Nahversorger in kleinen Dorfläden oft nicht“, stellt Hans Philipp Okle klar.

Das Produktversprechen Bio lässt sich auf der SB-Verpackung leicht kommunizieren. Die Ware ist geschützt und länger haltbar. Der Kunde muss die frische Wurst  nicht sofort verzehren, sondern kann sie in der Verpackung bequem einige Tage im Kühlschrank aufbewahren. „In Romantik verharren, hilft uns nicht. Wir müssen das anbieten, was die Mehrheit akzeptiert“, stellt Okle fest. Okle stellt auch Private Labels her für Demeter. „Unsere Herstellermarke steht bei uns im Vordergrund. Hier stehen wir beim Kunden direkt in der Verantwortung“,  nennt Okle die Priorität.

Das Bio-Sortiment der Großhandelszentrale für die Nahversorger ist recht umfangreich. In der Frische führt die Handelszentrale neben der eigenen Demeter-Frischland-Marke,  Milchprodukte in Bio-Qualität, darunter die Regionalmarke Schwarzwälder Bioland aus Freiburg, Andechser Natur und Heggelbacher Demeter Camembert, um einige zu nennen.

Bioland-Eier werden im Sechser-Pack angeboten. Bei den Getränken wartet Okle mit regionalen Spezialitäten auf. Die kultigen Bio-Erfrischungsgetränke Seezüngle in der Bügelflasche oder das Ruppaner Bio-Pils aus der Privatbrauerei am Bodensee. Apfel und Rose Secco von Demeter Erzeuger und Verarbeiter Clostermann ist im Sortiment und auch biologische Gemüsesäfte im Tetra-Pack der Marke Amecke und die Goldmännchen Früchte und Kräutertees. Bei den Gewürzen sind die Pfiffikus Bio-Produkte dabei. Auch bei WPR geht es ökologisch zu mit Ecover. Bio wird im Handzettel der Nahversorger beworben.

Für die 200 Artikel der Demeter-Dachmarke Campo Verde, die im qualitätsorientierten Handel zu finden ist, erledigt Okle die Logistik. Der Vertrieb liegt allerdings nicht in den Händen des regional agierenden Großhändlers.

Okle mit eigenem Landmarkt-Format

Die 400 selbstständigen Einzelhändler, die Okle beliefert, betreiben die Formate IK – Ihr Kaufmann, Nah & Frisch und Landmarkt. IK sowie Nah & Frisch sind Markant-Konzepte. Okle ist Markant-Partner, sonst hätte der kleine Großhändler keine wettbewerbsfähigen Konditionen bei den Industriemarken.

80 qualitätsorientierte Händler (qoH) mit einer Zertifizierung von Demeter und einem anspruchsvollen Bio-Angebot sind unter den Okle-Kunden. Ein Bio-Sortiment führt jeder, der aus Singen belieferten selbstständigen Kaufleute. „Wir sehen bei Bio eine Steigerung. Wir führen neue Produkte ein, wenn wir für sie entsprechenden Absatz vermitteln können“, macht Okle deutlich.

Landmarkt ist ein Kleinflächen-Konzept, das Okle entwickelt und 2011 an den Start gebracht hat. Ein Dutzend Landmärkte gibt es bereits. Jährlich stellt die Großhandlung eine zweistellige Zahl an Nahversorgern um.

ReBioNal hat Okle als Schlagwort gewählt für seine Strategie. So prangt an der Säule vor der Firmenzentrale auch das regionale Bio-Siegel von Baden-Württemberg. Bei Okle wird Regionalität gelebt. Die Nachhaltigkeit ist auch ein Gebot in der Logistik. Bei den gefahrenen Kilometern je Liefereinheit, ist das Haus Okle durch umweltbewusstes Fuhrpark-Management seit 2007 um 18 Prozent besser  geworden. In Zahlen bedeutet das: In 2007 wurden pro ausgelieferter Rollbox noch 11,9 Kilometer zurückgelegt. 2011 sind es nur noch 9,7 Kilometer. Die Reduktion ist auf das permanente Arbeiten an der Tourenauslastung zurückzuführen.

Im Gebiet südlich der Linie Karlsruhe, Stuttgart, Ulm sind die Okle-Vertriebsfahrzeuge unterwegs. „Fahr nicht fort, kauf am Ort“, lautet  das Motto. 440 Millionen Kilometer fahren die Deutschen täglich zum Einkaufen. „Die Einkaufskilometer haben sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt“, erklärt Geschäftsführer Okle. Wenn Auto fahren immer teurer wird, und die Menschen immer mehr regionale Produkte kaufen, hat Okle eine glänzende Zukunft.

Anton Großkinsky

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