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Eis

Echte Genießer schlecken Bio-Eis

Bio-Eis ist ein lukratives Segment, das auch Bio-Neulinge zum Kauf anregt – seien es vollfruchtige, erfrischende Sorbets, zartschmelzendes Sahneeis oder die vielen neuen cremigen, lactosefreien Sorten.


Auf dem Gemeinschaftsstand Nordic Organics auf der BioFach 2011 war das Bio-Eisangebot der Renner.

Der Platz in den Tiefkühltruhen ist knapp und begehrt. Für Speiseeis sollte aber immer Platz sein. Schließlich wird diese Warengruppe quer durch alle Verbraucherschichten nachgefragt und zwar ganzjährig. Vor allem in den Sommermonaten lohnt sich für den Impulskauf eine zusätzliche Truhe im Kassenbereich. Hinsichtlich der Bestückung gilt, dass die Kunden auch im Süßwarenbereich anspruchsvoller geworden sind. Für ihr Geld erwarten sie passende Verpackungen, eine gute Optik und vor allem einen hervorragenden Geschmack.

Die wachsende Zahl an Anbietern von hochwertigem Bio-Eis erfüllt diese Anforderungen ohne Probleme.
Sie arbeiten in der Regel nach bewährten Rezepturen – teils sogar handwerklich und nach Konditorenart – und setzen dabei auf rein natürliche Zutaten bester Qualität, zum Beispiel frische Bio-Sahne oder -Milch, Eigelb oder Früchte. Zum Süßen dient meist (Roh)Rohrzucker, alternativ wird auch Agavendicksaft, Maniok- oder Glucosesirup eingesetzt. Synthetische Aromen wie Vanillin sind in Bio-Eis dagegen ebenso wenig zu finden wie chemisch hergestellte Glyceride und ähnliche Zusatzstoffe.

Dazu kommt, dass die Hersteller bei den wertbestimmenden Inhaltsstoffen auch nicht mit den Mengen geizen, kein billiges Pflanzenfett untermogeln oder übermäßig viel Luft einschlagen. Das Ergebnis ist eine verlockende Eis-Vielfalt von echtem Geschmack und Farbigkeit, die sowohl die Klassiker Vanille, Schokolade und Erdbeere als auch moderne Trendsorten umfasst.

Mit Corporate Identity

Mittlerweile sind mehr als ein Dutzend Hersteller von hochwertigem Bio-Markeneis auf dem deutschen Markt aktiv. Je ein Drittel aus Deutschland, Italien und Dänemark, begleitet von einigen niederländischen Marken. Fast alle bieten neben den praktischen Familienpackungen auch Impuls-Eis in Form von Portionsbechern, Hörnchen, Waffeln oder (seltener) Stiel-Eis an. Mal stehen nur wenige Sorten zur Auswahl, mal zehn und mehr.

Neben der geschmacklichen Vielfalt fällt in den Truhen auch der deutlich unterscheidbare Charakter der Marken auf. Die mit der Einführung des Europäischen Bio-Siegels erforderliche Umgestaltung der Verpackung haben mehrere Hersteller von Bio-Eis zu einem Relaunch genutzt.

Klare, kräftige Farben und fotografische Elemente sprechen jetzt den Verbraucher an, zum Beispiel bei der Traditionsmarke Rachelli, Roggenkamp Organics oder bei Novescor aus Waldems.

Deren Markenname Melicena klingt nicht umsonst italienisch, arbeitet Geschäftsführer Roger Wilhelm doch nach traditionellen italienischen Rezepturen. Der gelernte Gastronom entwickelte sein erstes Eis in der eigenen Eisdiele und legt nach wie vor viel Wert auf Kundennähe. Neue Sorten wie aktuell Macadamia-Vanille müssen daher erst eine längere Testphase auf Messen und Promotions durchmachen, bevor sie ins Sortiment aufgenommen werden.

Novescor und die vielen anderen Firmen, die noch nicht so lange mit Bio-Eis vertreten sind, bauen gerade ihr Vertriebsnetz aus und sind demzufolge besonders offen für Gespräche mit dem Handel. Beliefert Novescor vorwiegend den LEH und Gastronomiebetriebe in Hessen, NRW und Teile von Niedersachsen, so ist das Eis von Healthy Planet noch vorwiegend in Hessen und Nordbayern zu finden. Einen wichtigen Beitrag zur Markenbekanntheit leistet daneben bei beiden Herstellern der deutschlandweite Vertrieb in Cafés und Restaurants.

Healthy Planet, die außerdem die modernen Internet-Plattformen intensiv zum Marketing nutzen, präsentierte pünktlich zur neuen Saison wieder mehrere innovative Sorten. Beispielsweise ergänzen sie das leuchtend gelbe Mango-Sorbet, Walnusseis und andere Renner im Bechersortiment durch Sorten mit BioBits, das heißt Frucht- oder Nussstücken.


Gelato go in Heidelberg ist erfolgreich mit dem Bio-Eis von 32-Fahrenheit.
Humana Milchindustrie aus Everswinkel hat 60 Jahre Speiseeis-Erfahrung und führt seit 2007 mit Sanobub ein kleines Bio-Sortiment. Im 500-Milliliter-Becher gibt es die beiden Hauptsorten Schokolade und Vanille. 2009 hat Humana eine Sechserpackung mit Waffeltüten in den Sorten Vanille-Schoko und Vanille-Erdbeere eingeführt. Die Großmolkerei vertreibt Sanobub über ein Netz von Tiefkühl-Großhändlern in ganz Deutschland. „Durch punktuelle geführte Werbung und Warenpräsenz sprechen wir bio-freundliche Kunden an“, erklärt Frédéric Dervieux, Geschäftsbereichsleiter Eiscreme.

Innovativ zeigen sich die dänischen Anbieter Peters Eis, Hansens Sahneeis (Flødis), Is fra Skarø und Skee Is. Erstere haben eine Idee aus Amerika ins Nordische übersetzt und bieten handwerklich hergestelltes Sahneeis mit stückigen Kuchen-Zutaten an, unter anderem Himbeereis mit Makronenstückchen oder auffällig geflecktes Eis mit Heidelbeerkuchen.

Bei den Becherpackungen setzt Hansens Sahneeis gezielt auf den Retro-Stil. Schließlich liegen den zwölf Sorten von Blutorangen- und Himbeer-Sorbet über Mango-Vanille bis zu Nougat Familienrezepturen aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts zugrunde. Impulseis am Stiel, in der Waffel oder Portionsbecher (einzeln oder als Doppelpack) rundet das Angebot ab.

Dass sich Eisgenuss und Gesundheitsbewusstsein nicht widersprechen müssen, beweist Is fra Skarø durch Eis mit selbst geerntetem Birkensaft von der gleichnamigen kleinen Insel. Einer der positiven Effekte ist, dass dadurch weniger Zucker zur Eisherstellung benötigt wird. Die Sortenauswahl reicht von Klassikern bis zu Holunderblüte, Rhabarber oder Schwar­ze Johannisbeere und verbindet insofern moderne Geschmacksvorlieben mit heimischen Pflanzen.

Eine bewusste Auswahl der Rohstoffe ist dabei generell bei überzeugten Bio-Herstellern die Regel. Möglichst regional, ist auch bei Skee Is die erste Prämisse. Sie greifen daher bei den Rohstoffen für ihr Eis auf Jersey-Frischmilch und Sahne von der Thise Mejeri zurück. Zutaten wie Kaffee, Vanille oder Schokolade bezieht das Unternehmen aus Fairem Handel.

Lactosefrei – der Trend 2011

Neben den beliebten kalorienärmeren und milchfreien Sorbets, werden auch andere Milchalternativen verstärkt nachgefragt. Hier engagieren sich besonders Italiener wie Rachelli, La Via Lattea (NaturIce) oder Naturattiva, aber auch die Ice Cream Factory aus Holland. Das Angebot muss den Geschmacksvergleich mit dem Original absolut nicht mehr scheuen.

Beispielsweise finden Allergiker bei Naturattiva schon seit längerem neben Milcheis auch Speiseeis aus Reis- und aus Soja-Extrakt. Varianten wie das Schoko-ummantelte Vanilleeis aus Reisextrakt am Stiel oder Hörnchen mit Frucht auf Sojabasis sowie die neuen Portionsbecher mit Soja-Eis Café zeigen, dass das Problem der Milchunverträglichkeit Kinder ebenso wie Erwachsene betrifft. Die Ice Cream Factory, bekannt vor allem mit der Milcheismarke Udea in demeter-Qualität und in phantasievollen Verpackungen, arbeitet bei ihren Milchalternativen mit Subbrands.

Dazu gehören Eis aus Ziegenmilch mit der Marke Little Goats, aus Reismilch mit der Marke Bonvita und das vegane Sojaeis SoYeah. Eine weitere Kooperation besteht mit Yogi Tea, allerdings für Milcheis. Die beiden Geschmacksrichtungen mit den typischen Yogi-Teegewürzen ergänzen seit ein paar Jahren erfolgreich die Udea-Range aus Joghurt oder Milcheis.

Gildo Rachelli, laut BioVista vor Roggenkamp Organics und Udea Marktführer im Fachhandel, will mit Eis aus lacosefreier Milch jetzt eine Alternative zu Sojaeis bieten. Angeboten werden die beiden Sorten Schoko und Vanille im 500-Milliliter-Familienbecher, die sowohl das Glutenfrei-Siegel der Deutschen Zöliakiegesellschaft als auch ein eigenes Lactosefrei-Label tragen.

Durch den Engel beim Namenszug ist der hohe Wiedererkennungswert trotz des dezenten Relaunchs erhalten geblieben.

Bei Rachelli handelt es sich um eine Eis-Manufaktur in Familienhand und mit einer langen Firmengeschichte. Diverse handwerklich hergestellte Milch/Sahneeis-Klassiker so-wie Fruchtsorbets in demeter Qualität machen dabei weiterhin den Schwerpunkt im Portefolio aus, das seit Sommer 2010 mit Mini-Eis am Stiel ergänzt wird.

Eine vierte, ebenso originelle wie hochwertige Milchalternative findet sich schließlich noch bei La Via Lattea: Eis aus mildsüßer Mandelmilch. Dürfte das Unternehmen mit der Einführung von verpacktem Bio-Eis im Jahr 1989 diesem den Weg in Italien bereitet haben, könnte auch diese Idee einen neuen Markt schaffen.

Bettina Pabel

 


 

Eisige Ideen

Mit einer breiten Produktpalette an Speiseeisgrundstoffen, Geschmackszutaten und Basen tragen neue Hersteller dazu bei, dass das Angebot an Bio-Eis wächst.

Bio-Eis für Eisdielen, Kantinen, Gastronomen und Gemeinschaftsverpfleger liefert 32-Fahrenheit aus Mainz-Kastel. Als besonderen Service bieten sie eine Formular- und Softwarelösung zur einfachen Dokumentation der Produktion und für die Jahreskontrolle des Zertifizierers.

Frisches Eis nach Wunsch können Cafés, Restaurants oder Läden mit ‘Vision EiZ` von der Eis-Zauberei herstellen, indem sie eine Eismaschine, Basisstoffe und gefrostete Zutaten ordern.

Verbrauchern, die ihr Eis selber machen möchten, kann man die vegane, glutenfreie Eisbasis von Eisblümerl anbieten. Einfach mit Milch, Sojamilch etc. anrühren, aufkochen und abgekühlt ins Gefrierfach stellen.

Und als i-Tüpfelchen für selbst gemachtes Eis hat Herbaria die neue Gewürzmischung Portofino speziell für Süßes entwickelt – zugleich mit anregenden Rezeptkarten.

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