Start / Ausgaben / BioPress 67 - Mai 2011 / BtoBio einzigartig in Italien

BtoBio einzigartig in Italien

Neue Fachmesse startete in Mailand

Der italienische Bio-Pionier Sergio Rossi hat in Mailand mit BtoBio Expo die erste reine Bio-Fachmesse in Italien ins Leben gerufen. Sie lief Anfang Mai parallel zur 3. Tuttofood. „Eine Messe nur mit Bio-Produkten gab es in Italien bisher nicht“, erklärt Veranstalter Rossi, Geschäftsführer von Fiere e Communicazioni.

Die Millionen-Stadt Mailand in der Lombardei ist Mode-Mekka, Medien-Hochburg und Messe-Hauptstadt Italiens. Die rund acht Millionen Einwohner des Ballungsraums sind zudem im Bio-Konsum die Nummer eins in Italien. „Mailand ist der richtige Platz für die erste Ausgabe der neuen Messe BtoBio“, sagt Veranstalter Sergio Rossi, der vor mehr als 20 Jahren die Sana gegründet hat. Diese Publikumsmesse für Ökologie hat er bereits 2006 an die Messe Bologna verkauft.


Messeveranstalter Sergio Rossi ist ein eingefleischter Biokonsument und handelt aus Überzeugung
Jetzt startet er mit einem neuen Konzept. Eine Bio-Fachmesse ist bisher einzigartig in Italien. „Zum ersten Mal in Italien sind nur Bio-Produkte zugelassen“, erklärt Rossi.  

Etwas weniger als 200 Aussteller bauten beim ersten Mal ihre Stände auf. Der Veranstalter sieht das enorme Potenzial, das in Bio steckt und rechnet für die zweite Auflage 2013 mit einem kräftigen Anstieg der Aussteller- und Besucherzahlen. Einen großen Schub erwartet Rossi, wenn 2015 die Weltausstellung Expo in Mailand ausgerichtet wird und zehn Millionen Besucher anlockt. Der Eröffnungstag des Messe-Duos BtoBio und Tuttofood fällt dann mit dem Expo-Start zusammen. Allerdings werden die meisten Expo-Besucher, Touristen und kein Fachpublikum für BtoBio sein.

Die BtoBio profitiert von der Tuttofood. Die Einkäufer der Einzelhandelsunternehmen können so mit einem Messe-Besuch konventionell und Bio abdecken. Im Mittelpunkt der BtoBio stehen Lebensmittel. Naturkosmetik und Non-Food sollen nach den Plänen der Messeleitung künftig ausgeweitet werden. Neben dem Handel will Rossi die Außer-Haus-Verpfle­gung erreichen. Die BtoBio bot Schaukochen mit Spitzenköchen wie Heinz Beck aus Rom. Der deutsche ist einer von nur fünf Drei- Sterne-Köchen in Italien.

„Das Schau­kochen ist ein großer Erfolg und zieht viele Leute an“, hat Rossi beobachtet. Der Messe-Macher bewirbt Bio mit dem Glanz, den die Starköche ausstrahlen.


Viele Aussteller sind dem deutschen Fachpublikum zum Teil von der BioFach bekannt, wie Feigenspezialist Artibel aus Kalabrien in Süditalien. Eine Spezialiät sind in Blätter eingewickelte Feigen, die in jedes Feinkost-Sortiment passen und als Präsent geeignet sind.

Arabicaffe aus Catania auf Sizilien ist in Deutschland durch den Maria Sole Espresso bekannt. In Mailand stellte Geschäftsführer Raffaele Longo die Bio-Pads in den Mittelpunkt.  Le Piagge aus der Toskana mit seinen 130 vegetarischen und veganen Produkten bewegt sich hauptsächlich auf dem italienischen Markt. Raffaele Tesi hat ein Sortiment von Dauergebäck über Honig bis Konserven zusammengetragen. Seine Export-Quote liegt bei rund 20 Prozent.

Die Bio-Dachmarke Almaverde erleichtert dem Einzelhandel mit einem breiten Sortiment die Beschaffung. Neben Trockenprodukten bietet die Marke Frische wie Früchte, Früchte auch convenient, Fisch und Fleisch. Die deutschen Dachmarken beschränken sich auf das Trockensortiment.

Bio-Frischfrucht ist ein wichtiger Ausfuhr-Artikel. Bio Vinschgau und Bio-Südtirol, Marktführer bei Äpfeln, zeigten auf der BtoBio Gesicht. best kiwis Breitenberger aus der Provinz Treviso in der Region Venetien kultiviert vier Varietäten für den Frischmarkt. Zudem ist der Anbauer in die Verarbeitung eingestiegen, presst entkernten Kiwi-Saft und macht Marmelade. Der Saft wird in Portionsflaschen von 0,2 Liter abgefüllt und ist damit ideal für die Gastronomie. Eine Nahrungsergänzung aus Bio-Kiwis wird gerade entwickelt. Die Ernte von 400 Tonnen pro Jahr wird überwiegend exportiert. „Unsere Mission ist es, ins Ausland zu verkaufen“, erläutet Philipp Breitenberger.

Arbe hat sich auf Bio-Kräuter aus Italien spezialisiert. Sie werden als Tee und Gewürz angeboten. Beim Kräutertee führt Arbe eine Demeter-Linie. Bei den Gewürzkräutern dominieren die Mischungen.  

Bio auf der Tuttofood

Auf der dritten Tuttofood, zu der die BtoBio zeitgleich lief, zeigte die mittelständische italienische Lebensmittelwirtschaft ihre Leistungskraft. Eine Bio-Range gehört für die Qualitätshersteller zur Pflicht.

Im Bio-Bereich fertigen die Pastamacher oft Spezialnudeln aus alten Getreidearten wie Dinkel, Emmer und Kamut als Rohstoffe. Sgambaro ist ein Familienbetrieb, der sich mit Leidenschaft der Pasta verschrieben hat. Bio ist die zweite Leidenschaft der Familie. „Ohne Liebe zum Produkt kann man keine Pasta und kein Bio produzieren. Wir haben eine eigene Mühle und arbeiten mit Niedrig-Temperatur-Trocknung für eine Pasta mit Biss“, berichtet Valentina Sgambaro. 

Aus Kalabrien stammt Past Angotti mit getrockneten und frischen Teigwaren. Luigi Angotti formt aus ungewöhnlichen Rohstoffen wie Gerste, Hafer und Roggen biologische und konventionelle Pasta. Der Pastamacher verfügt über eine eigene Quelle.

Bio Soja ist im Fachhandel längst etabliert und dringt langsam in den LEH vor. Mona aus Österreich zählt zu den expandierenden Soja-Verarbeitern. In Österreich ist Soja seit 135 Jahren bekannt. Bei der ersten Weltausstellung 1873 in Wien entdeckte sie der Wissenschaftler Friedrich Haberlandt bei japanischen und chinesischen Ausstellern und führte den Anbau in Österreich ein, von wo aus die Bohne ihren Weg bis nach Amerika fand. Dort wird sie in Fachkreisen noch heute Haberlandt-Bohne genannt.


Matthias Krön hat seine Molkerei in Österreich verkauft und sich der Sojapflanze verschrieben.
Mona verarbeitet in Oberwart österreichisches Soja konventionell und biologisch zu Milch-Alternativen. Das Unternehmen entstand aus einer Molkerei. Die Molkerei begann 2001 mit dem Aufbau der Soja-Linie. 2008 verkaufte Inhaber Matthias Krön das Milchgeschäft und konzentrierte sich ganz auf die Bio-Bohne. Der Hersteller schuf die Marke Joya und produziert zusätzlich Handelsmarken. Der deutsche Markt stand bisher nicht im Mittelpunkt. In den nächsten fünf Jahren will Joya aber in die Kühlregale der deutschen Supermärkte einziehen. Krön ist überzeugt, dass Soja Zukunft hat. „Aus einem Kilo Soja werden sieben Liter Milch gewonnen“, weist er auf die hervorragende Effizienz dieses Lebensmittels hin.

Anton Großkinsky

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