Feinkost und Vollwert
Die LEH-Marke Rinatura verwirklicht seit 25 Jahren gesunden Genuss
Rila Feinkost Importe ist im Lebensmitteleinzelhandel bekannt durch seine Ländersortimente und durch die Marke Rinatura, die als Vollwert-Sortiment vor 25 Jahren eingeführt wurde und sich im Laufe der Jahre zur Bio-Marke gewandelt hat. Das Familienunternehmen ist zuhause in Stemwede-Levern/Westfalen.
Helmut und Ursula Richter legten 1970 den Grundstein für das Unternehmen. Der Gründer hat das Tagesgeschäft bereits seinem Sohn Bernd übertragen und die Nachfolge somit geregelt. Der gelernte Gärtner arbeitete in jungen Jahren als Fahrer im internationalen Fernverkehr, bevor er auf die Idee kam, für die Gastarbeiter Lebensmittel aus deren Ländern zu importieren.
Große Partien laufen vollautomatisch über modernste Maschinen
Aus dem Spediteur und Importeur wurde ein Hersteller internationaler Feinkost mit über 200 Mitarbeitern in mehreren Ländern. 1983 wurde die Marke Rinatura ins Leben gerufen und ist jetzt ein Vierteljahrhundert alt. Ein Vollwert-Sortiment für den Lebensmitteleinzelhandel hatte Ehefrau Ursula Richter konzipiert. Helmut Richter ist stolz auf das Vollwert-Sortiment, das gesunden Genuss bietet: „Bei uns hat alles auch einen kulinarischen Hintergrund. Wenn ein Produkt nicht schmeckt, gehört es nicht ins Sortiment.“
184 Artikel umfasst Rinatura mittlerweile; von insgesamt 1.100 Rila-Produkten. Einige Öle sind noch nicht biologisch: „Wenn sie verfügbar sind, werden sie auch umgestellt.“ Jedes Jahr wird die Linie um vier bis fünf neue Bio-Produkte aktualisiert. Die Wachstumsraten des Bio-Sortimentes lagen zuletzt bei rund 20 Prozent im Jahr. 2006 kam die Einstiegsmarke Bio, die exklusiv für Edeka geliefert wird, dazu.
Revolution in der Landwirtschaft
Kleine Partien werden auf Hand-Anlagen produziert„Die biologische Produktion hat eine gewisse Revolution in der Landwirtschaft ausgelöst“, analysiert der gelernte Gärtner und Kaufmann. Rila betreibt eigenen Anbau, zum Beispiel in Griechenland, Chile und Peru. „Chili stammen aus Chile und wurden dort nicht angebaut. Wir bringen sie zum Ursprung zurück“, erzählt Richter von dem Projekt, das ihm am Herzen liegt.
Sohn Frank führt dort die Geschäfte und der peruanische Agraringenieur Herman Baumann, mit Schweizer Vorfahren, setzt den Bio-Anbau auf 100 Hektar Wüste mit rechnergesteuerter Tröpfchen-Bewässerung und Kompostierung um. Der Anbau begünstigt Nützlinge, so dass Schädlinge keine Chance haben. Das spart nicht nur Spritzmittel, sondern ermöglicht die Bio-Zertifizierung.
In Kaltenkirchen bei Hamburg besitzt Rila mit „Feine Küche Jürgen Langbein“ seit zehn Jahren einen biozertifizierten Betrieb. Jürgen Langbein produziert die gleichnamigen hochwertigen Fonds und Suppen, die im Feinkosthandel bekannt sind. Rund ein Dutzend Bio-Produkte im Glas werden an dem Standort hergestellt. Inhaber Helmut Richter reist regelmäßig aus Ostwestfalen an, um seinen Aufgaben als Geschäftsführer nachzukommen.
In Kaltenkirchen werden Produkte entwickelt, hergestellt und täglich verkostet. Köche köcheln in Kesseln Suppen. Die traditionelle Herstellung bringt den besonderen Geschmack. Handwerk und Hightech treffen hier zusammen: Ein Roboter greift die Gläser der verschiedenen Größe von den Paletten, bläst sie mit Duckluft aus und setzt sie aufs Band. Lebensmitteltechniker und Maschinenführer füllen dann ab, pasteurisieren, sterilisieren, etikettieren, dokumentieren und palettieren.
Die Ware geht dann ins Logistikzentrum am Unternehmenssitz in Levern. Dort kommt die Ware aus mehr als 40 Ländern und den eigenen Produktionsstätten wie Rila Hellas in Griechenland und Rila Chile zusammen.
Logistik-Vorteil für Rinatura
In großen Kesseln stellen Köche nach traditioneller Art Suppen und Fonds her„In diesem Gesamtpaket läuft Rinatura mit. Das bringt logistische Vorteile“, erläutert Richter. Durch die Bündelung von mehr als 1.000 Produkten sinken die Transportkosten. 10.000 Stellplätze enthält das automatisierte Lager: „Dort fasst kein Mensch eine Palette an“. 9.000 bis 10.000 Kunden werden auf Strecke beliefert. „Wir decken ganz Deutschland und Österreich ab und bringen die Ware innerhalb von 48 Stunden an jeden Platz“, nennt er die Vorteile. „Wir konnten das Pflänzchen Rinatura unter dem Dach der Ländersortimente hochziehen. Das war ein großer Vorteil“, hat der Kaufmann im Laufe der Jahr gelernt.
60 Außendienstmitarbeiter sind unterwegs, zusätzlich einige Agenturen, die alle bei Rila geschult werden, und holen die Bestellungen herein. Rund 700 Servicekräfte erledigen den Regalservice. Schon vor Jahren entwickelte der Hersteller das Computerprogramm ISMA zur Regaloptimierung. Durch Lükken im Regal verlieren Hersteller und Handel Geld. Per EDV berechnet Rila die Größe der Kartoneinheiten und erhöht die Flächenrendite.
Der Kontakt zum Handel wird auch über Messen gepflegt. Für die 20 bis 25 Messen pro Jahr ist ein ganzes Team tätig: „Als Inhaber sehe ich natürlich die Kosten. Aber wir gewinnen Kunden und machen unsere Produkte bekannt“. Obwohl Helmut Richter nicht mehr im Tagesgeschäft steckt, ist er auf der Anuga zumindest anfangs dabei: „Da helfe ich beim Aufbauen. Das kann ich nicht lassen“. Der 68-Jährige ist ein Mensch, der selbst ständig arbeitet und mit ihm mehr als 200 weitere Mitarbeiter in Deutschland, Griechenland und Chile. Das Unternehmen war schon immer global durch die Sortimente aus zwölf Ländern. „Davon profitiert auch das Rinatura Programm“, so der Gärtner und Kaufmann.
Mit dem Konzept vollwertiger vegetarischer Kost mit Produkten für alle Mahlzeiten rund um den Tag hat Rinatura von Beginn an um Vertrauen geworben. Die Kunden zählt Richter zu den bewussten Verbrauchern: „Wer zu Rinatura greift, weiß, was er tut. Sonst würde er billiger kaufen. Die Kommunikation mit dem Verbraucher ist in keinem Sortiment so tief wie hier.“ Drei Öcotrophologinnen bearbeiten täglich die Anfragen, die per e-mail, Fax oder Post von Diabetikern, Zölliakie-Kranken, Allergikern oder Genießern eintreffen. Der Genuss-Kunde fragt in der Regel nach Rezepten. Denn der Ansatz von Rinatura ist zwar Gesundheitsnutzen, aber nicht Askese. „Die Waffel für Diabetiker soll jedem schmecken“, meint Rila-Gründer Richter.
Anton Großkinsky