Start / News / Bio-Tops / Bio-Geflügelhaltung: BÖLW mahnt zur Kurskorrektur

EU-Recht

Bio-Geflügelhaltung: BÖLW mahnt zur Kurskorrektur

EU-Kommission will nur noch einen Mastgeflügelstall pro Hof erlauben

Bio-Geflügelhaltung: BÖLW mahnt zur Kurskorrektur © stock.adobe.com_Dmytro

Die Spitzen der Landwirtschaftsverbände im Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) haben sich auf dem Bio-Puten-Hof Zieslübbe in Mecklenburg-Vorpommern getroffen, um über die Öko-Geflügelhaltung zu beraten. Durch eine Neuauslegung der EU-Kommission sehen sie die Zukunft der Branche massiv bedroht. Demnach soll künftig nur noch ein Mastgeflügelstall pro Bio-Hof erlaubt sein.

„Wer den Ökolandbau in Europa stärken will, darf bewährte Strukturen nicht zerstören“, sagt Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des BÖLW. Bio-Geflügelhöfe bräuchten praxisgerechte Regeln, die Tierwohl, Umwelt und die wirtschaftliche Stabilität gleichermaßen sicherten. „Die neue Auslegung würde Investitionen auf den Höfen zunichte machen und den Umbau hin zu einer besseren Tierhaltung zurückwerfen.“

Die EU-Öko-Verordnung legt fest, dass ein Bio-Mastgeflügelstall nicht größer sein darf als 1.600 Quadratmeter, nicht aber, wie viele Ställe pro Betrieb erlaubt sind. Bislang dürfen Bio-Mastgeflügelhalter mehrere Ställe pro Hof betreiben – eine Praxis, die nach Einschätzung des BÖLW seit Jahrzehnten Grundlage einer wirtschaftlich tragfähigen Produktion ist und die nach einem Gutachten im Auftrag des Verbands auch mit dem EU-Bio-Recht vereinbar sei. Nach einer neuen Interpretation der EU-Kommission wäre allerdings nur noch ein Stall pro Hof erlaubt.

Als Folge müssten laut BÖLW in Deutschland rund 80 Prozent der Bio-Geflügelbetriebe einen Teil ihrer Produktion aufgeben oder aufwendige Betriebsteilungen durchführen. Für Stallneubauten, die vom staatlichen Agrarinvestitionsprogramm gefördert wurden, gelte sogar ein Umbauverbot von zwölf Jahren. Dabei übersteige die Nachfrage nach Bio-Geflügelfleisch bereits heute das Angebot – ein Rückbau der Produktion würde die Versorgungslage weiter verschärfen. Die deutschen Bio-Verbände fordern die EU-Kommission daher zu einer Kurskorrektur auf.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Bio-Verbände sehen Licht im Streit um die Weidepflicht

EU-Kommissar Christophe Hansen kündigt Öffnung der EU-Verordnung an

Im Streit um die Weidepflicht im Ökolandbau gibt es Bewegung: Bei einem Besuch in Niederbayern vergangene Woche hat EU-Agrarkommissar Christophe Hansen laut Bio-Verbänden angekündigt, dass er noch in diesem Jahr die EU-Öko-Verordnung öffnen will, um notwendige Anpassungen für eine Stärkung der Bio-Tierhaltung vorzunehmen. Konkret habe er auf das Weidepapier 2.0 verwiesen, das vom Bayerischen Bauernverband, Bioland, Demeter, Demeter Österreich, dem Deutschen Bauernverband und Naturland entwickelt wurde.

04.08.2025mehr...
Stichwörter: Geflügel, Tierhaltung, EU-Ökoverordnung, EU-Öko-Verordnung, EU-Recht, BÖLW, EU-Kommission, Agrarpolitik, Öko-Geflügelzüchtung, Ökolandbau, Bio-Recht, Europäische Union, Geflügelhaltung

GAP-Vereinfachung: Bio-Branche begrüßt Rückkehr zu ‚green by definition‘

AbL kritisiert „massiven Rückbau ökologischer Mindeststandards“

GAP-Vereinfachung: Bio-Branche begrüßt Rückkehr zu ‚green by definition‘ © stock.adobe.com/MNStudio

Die Europäische Kommission hat gestern Vereinfachungsvorschläge für die aktuelle Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) veröffentlicht. Das Maßnahmenpaket sieht vor, dass Bio-Betriebe bei den sogenannten GLÖZ-Standards, Anforderungen für den ‚guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen‘, weitgehend automatisch anerkannt werden – eine Rückkehr zum Konzept von ‚green by definition‘. Auf der anderen Seite werden Umweltstandards rückgebaut, was die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) scharf kritisiert.

15.05.2025mehr...
Stichwörter: Geflügel, Tierhaltung, EU-Ökoverordnung, EU-Öko-Verordnung, EU-Recht, BÖLW, EU-Kommission, Agrarpolitik, Öko-Geflügelzüchtung, Ökolandbau, Bio-Recht, Europäische Union, Geflügelhaltung

Trilog über Neue Gentechnik geht los

Bio-Verbände fordern Kennzeichnung, Koexistenzregeln und die Beschränkung der Patentierung

Ab heute wird in Brüssel über die Deregulierug Neuer Gentechnik (NGT) diskutiert. Im Trilog loten EU-Kommission, -Rat und -Parlament untereinander aus, ob und falls ja, wie das bisher geltende strenge Gentechnikrecht für neue gentechnische Verfahren angepasst werden soll. Zur Debatte stehen der Gesetzentwurf der Kommission sowie die vorliegenden Änderungswünsche von Parlament und Rat. Die Verbände Bioland und Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) fordern die Politiker dazu auf, die Interessen von Landwirten, Züchtern und Bürgern über Konzerninteressen zu stellen und die Wahlfreiheit für Verbraucher und Betriebe zu sichern.

06.05.2025mehr...
Stichwörter: Geflügel, Tierhaltung, EU-Ökoverordnung, EU-Öko-Verordnung, EU-Recht, BÖLW, EU-Kommission, Agrarpolitik, Öko-Geflügelzüchtung, Ökolandbau, Bio-Recht, Europäische Union, Geflügelhaltung

Naturland kritisiert strenge Auslegung der Bio-Weidepflicht

Heigl: Praxisferne Regeln hemmen Bio-Wachstum

24.01.2025mehr...
Stichwörter: Geflügel, Tierhaltung, EU-Ökoverordnung, EU-Öko-Verordnung, EU-Recht, BÖLW, EU-Kommission, Agrarpolitik, Öko-Geflügelzüchtung, Ökolandbau, Bio-Recht, Europäische Union, Geflügelhaltung

Neuer Gentechnik-Vorschlag von Polen in der Kritik

VLOG veröffentlicht Gutachten zu Haftungsrisiken der Lebensmittelwirtschaft

14.01.2025mehr...
Stichwörter: Geflügel, Tierhaltung, EU-Ökoverordnung, EU-Öko-Verordnung, EU-Recht, BÖLW, EU-Kommission, Agrarpolitik, Öko-Geflügelzüchtung, Ökolandbau, Bio-Recht, Europäische Union, Geflügelhaltung

Neue EU-Verordnung erschwert Bio-Importe aus Drittländern

Fairtrade International und Bio-Verbände fordern Anpassungen

09.07.2024mehr...
Stichwörter: Geflügel, Tierhaltung, EU-Ökoverordnung, EU-Öko-Verordnung, EU-Recht, BÖLW, EU-Kommission, Agrarpolitik, Öko-Geflügelzüchtung, Ökolandbau, Bio-Recht, Europäische Union, Geflügelhaltung