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EU-Bericht: Zustand der Böden besorgniserregend

Eine Milliarde Tonnen Bodenerosion pro Jahr

EU-Bericht: Zustand der Böden besorgniserregend © stock.adobe.com/murasal

Der Zustand der Böden in der EU ist besorgniserregend und hat sich in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert. Das ist das Ergebnis eines Berichts über den Zustand der Böden in der EU und weiteren Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums für 2024, den die Gemeinsame Forschungsstelle der EU-Kommission und die Europäischen Umweltagentur veröffentlicht haben. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, gegenzusteuern, um diesen Trend umzukehren.

Der Bericht ‚The State of Soils in Europe’ wurde während des Stakeholder-Forums der EU-Bodenbeobachtungsstelle (EUSO) vorgestellt, das vom 21. bis 23. Oktober online tagte. Bewertet wird darin die Bodendegradation in der EU sowie anderen Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums, einschließlich der Ukraine, der Türkei und der westlichen Balkanländer.

Die gesamte Bodenerosion in der EU wird nach der Analyse auf eine Milliarde Tonnen pro Jahr geschätzt. Am weitesten verbreitet ist die Wassererosion, die derzeit etwa ein Viertel (24 Prozent) der Böden in der EU betrifft, wobei ein Anstieg um 13 bis 25 Prozent bis 2050 prognostiziert wird.

Auch Nährstoffungleichgewichte sind auf dem Vormarsch und betreffen heute geschätzt 74 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Beispielsweise nimmt der Stickstoffüberschuss zu, während der Kohlenstoffgehalt sinkt. Zwischen 2009 und 2018 gingen schätzungsweise 70 Millionen Tonnen des organischen Kohlenstoffs aus mineralischen Böden von Anbauflächen in der EU und dem Vereinigten Königreich verloren.

Besorgniserregend ist laut dem Bericht auch die Verschlechterung der Moore, die als wichtige Kohlenstoffsenken Treibhausgase aus der Atmosphäre aufnehmen und so zur Abschwächung des Klimawandels beitragen. In der EU ist die Entwässerung von Torfgebieten für rund fünf Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Schätzungsweise 50 Prozent der Moore in der EU sind inzwischen degradiert, viele davon irreparabel geschädigt.

Außerhalb der EU ist die Lage vor allem in der Ukraine dramatisch, wo militärische Aktivitäten geschätzt über zehn Millionen der 60 Millionen Hektar Land geschädigt haben. Die Erholung von diesen Schäden könnte laut den Autoren Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern. In der Türkei gibt es auf etwa 1,6 Millionen Hektar Land Probleme mit dem Salzgehalt und in den westlichen Balkanländern wurden mehr als 100 von Bergbau- oder Industrietätigkeiten kontaminierte oder potenziell kontaminierte Standorte identifiziert.

Mit Hilfe der Bodenstrategie verfolgt die EU das Ziel, bis 2050 gesunde Böden zu erreichen. Ein zentraler Baustein davon ist das Bodenüberwachungsgesetz (Soil Monitoring Law), das im Juli 2023 von der EU-Kommission vorgeschlagen wurde. Nach der geplanten Richtlinie sollen die Mitgliedstaaten nach standardisierten Verfahren Daten über den Zustand der Böden erfassen und bewerten. Momentan steht das Gesetz am Beginn der Trilogverhandlungen. Neun NGOs, darunter das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Europe), das Europäische Umweltbüro (EEB) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU), haben dazu Empfehlungen veröffentlicht.

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