Verbraucherschutz
Foodwatch-Studie: 86 Prozent der Kindergetränke sind überzuckert
Mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter

Getränke, die sich besonders an Kinder richten, enthalten weiterhin zu viel Zucker. Das ist das Ergebnis einer neuen Marktstudie der Verbraucherorganisation Foodwatch. Untersucht wurden 136 Limos, Energydrinks und Fruchtsaftgetränke bei Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland, deren Verpackung Kinder und Jugendliche anspricht. 117 davon hatten einen Zuckergehalt von über fünf Gramm pro 100 Milliliter, im Schnitt enthielten die Produkte 7,8 Prozent Zucker.
Mehr als jedes zweite Kindergetränk (57 Prozent) wies einen Zuckergehalt von über acht Gramm pro 100 Milliliter auf und wurde damit von Foodwatch als ‚stark überzuckert‘ eingestuft. Darunter fallen auch viele reine Fruchtsäfte ohne Zuckerzusatz. Besonders stark gesüßt seien die bei Kindern beliebten Trinkpäckchen mit im Schnitt 8,6 Prozent Zucker.
Nur vier der 136 getesteten Produkte (drei Mineralwasser und ein Nektar) würden laut Foodwatch einen grünen Nutri-Score (A oder B) erhalten. Knapp ein Viertel würde mit einem gelben C gekennzeichnet (meist reine Säfte, Schorlen und Getränke mit Süßstoff), und knapp drei Viertel erhielten einen orangenen oder roten Nutri-Score (D oder E).
Der negative ‚Sieger‘ des Tests als zuckrigstes Getränk war der Energy Drink ‚Guava Flavour‘ der Lidl-Eigenmarke Kong Strong – mit 15,6 Gramm Zucker pro 100 Milliliter. Mit nur einer Dose davon nehme ein Teenager 78 Gramm Zucker zu sich, was 26 Zuckerwürfeln und damit mehr als das Dreifache der maximal empfohlenen Tagesmenge für Kinder und Jugendliche entspreche.
„Bei der Prävention ernährungsbedingter Krankheiten versagt die deutsche Ernährungs- und Gesundheitspolitik auf ganzer Linie. Das Motto ist offenbar: Konzernprofit vor Kinderschutz”, kritisiert Luise Molling von Foodwatch.
Zum Durchschnittsgehalt von 7,8 Prozent ist anzumerken, dass die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission erst kürzlich einen Passus strich, wonach Limonaden mindestens sieben Prozent Zucker enthalten mussten. Mit Blick darauf können die hohen Zuckermengen in jedem Fall nicht nur den Produzenten angekreidet werden.
Foodwatch greift als Reaktion auf die Studie ihre Forderung nach einer Zuckersteuer wieder auf. Zwischen 2015 und 2021 reduzierte sich der durchschnittliche Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken in Deutschland um zwei Prozent, während Großbritannien im gleichen Zeitraum mit Hilfe einer Limo-Steuer eine Reduktion um 29 Prozent erreicht wurde. Eine Studie der TU München belegte kürzlich die möglichen positiven Effekte einer Zuckersteuer – auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive.
Der grüne Ernährungsminister Cem Özdemir hat sich schon im letzten Jahr für die Einführung einer Zuckersteuer nach britischem Vorbild ausgesprochen. Dass sie sich noch in dieser Legislaturperiode realisieren lässt, hält er allerdings für unwahrscheinlich. Die Vorschläge scheiterten bislang am Nein der FDP.