Eine Simulationsstudie der TU München verdeutlicht die positiven Auswirkungen, die eine Abgabe auf zuckerhaltige Getränke in Deutschland haben könnte. Alle simulierten Varianten führten zu weniger Zuckerkonsum, weniger Erkrankungen und einer Entlastung des Gesundheitssystems. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts könnten sogar bis zu 16 Milliarden Euro eingespart werden.
Betrachtet wurden zwei verschiedene Versteuerungsszenarien: eine generelle Softdrink-Steuer unabhängig vom Zuckergehalt sowie Abgaben, die sich nach der Zuckermenge in den Softdrink-Rezepturen richten. Bei einem pauschalen 20-prozentigen Aufschlag auf die Softdrink-Preise würde der Zuckerkonsum in Deutschland laut den Forschern durchschnittlich um ein Gramm pro Tag und per Person zurückgehen. Bei einer nach Zuckergehalt gestaffelten Herstellerabgabe, durch die sich die Rezepturen der Softdrinks verändern, sei der Effekt sogar mehr als doppelt so groß.
Übermäßiger Zuckerkonsum führt zu Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive wären durch eine Softdrink-Steuer weniger medizinische Behandlungen nötig und die Kosten durch Krankheitstage und Arbeitsunfähigkeit gingen zurück. Für den Zeitraum bis 2043 wären dadurch nach den Berechnungen der Studienautoren Einsparungen von bis zu 16 Milliarden Euro möglich.
„Die Bundesregierung darf die wissenschaftlichen Fakten nicht länger ignorieren“, kommentiert Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). „Eine Herstellerabgabe auf stark gezuckerte Erfrischungsgetränke und im Gegenzug die steuerliche Entlastung von Obst, Gemüse und Hülsenfürchten sollte ein wesentlicher Baustein der Ernährungsstrategie der Bundesregierung werden.“
Den Folgen von übermäßigem Zucker- und Fleischkonsum in Deutschland ist eine neue Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace auf die Spur gegangen. Fast 50 Milliarden Euro Umwelt- und Gesundheitskosten werden demnach durch eine entsprechende Fehlernährung im Jahr verursacht. In einer Pressekonferenz klärten Experten über die Hintergründe auf.
Getränke, die sich besonders an Kinder richten, enthalten weiterhin zu viel Zucker. Das ist das Ergebnis einer neuen Marktstudie der Verbraucherorganisation Foodwatch. Untersucht wurden 136 Limos, Energydrinks und Fruchtsaftgetränke bei Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland, deren Verpackung Kinder und Jugendliche anspricht. 117 davon hatten einen Zuckergehalt von über fünf Gramm pro 100 Milliliter, im Schnitt enthielten die Produkte 7,8 Prozent Zucker.
Neue Ergebnisse der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie
Gestern stellte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die Ergebnisse des zweiten Produktmonitorings im Zuge der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salze in Fertigprodukten (NRI) vor. Renate Künast, die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Foodwatch kritisierten die freiwillige Selbstverpflichtung und forderten verbindliche Maßnahmen.