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Bio-Anteil 2030: bei weiter so 8,1 Prozent

Studie des IFH Köln untersucht Bio-Entwicklung im Handel

Bis 2030 könnte der Bio-Umsatzanteil im Lebensmittelhandel auf 17,3 Prozent steigen – allerdings nur, wenn das von der Bundesregierung angepeilte Ziel von 30 Prozent landwirtschaftlicher Bio-Fläche erreicht wird. Schreibt man dagegen den Wachstumstrend der vergangenen Jahre fort, wird mit einem geringen Anstieg von aktuell 7,4 Prozent auf 8,1 Prozent und 21,8 Milliarden Euro Umsatzvolumen gerechnet. Discounter als Haupteinkaufsstätte von neuen Bio-Kunden könnten für die Entwicklung besonders relevant sein. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln.

2023 lag der Anteil von Bio-Flächen an der gesamten Landwirtschaftsfläche bei 11,2 Prozent. Um die 30-Prozent-Marke zu erreichen, bräuchte es einen jährlichen Zuwachs von 433.279 Hektar. Wie andere Markt- und Branchenbeobachter hält auch Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung der IFH Köln, das ehrgeizige Ziel für kaum erreichbar. Ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung sei nicht mit einer so hohen Umstellungsrate zu rechnen.

Fest stehe außerdem: „30 Prozent ökologische Flächen entsprechen nicht 30 Prozent Bio-Anteil im Handel.“ Dabei sei das Interesse an Bio-Produkten hoch. „91 Prozent der Menschen in Deutschland kaufen Bio-Produkte – in unterschiedlicher Intensität“, so Stüber.

Bio-Käufer: Geschmack im Fokus, Discounter beliebt

Die IFH hat drei verschiedene Gruppen von Bio-Käufern identifiziert: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) zählt zu den ‚Bio-Käufern‘, die selektiv in einigen Produktgruppen Bio-Lebensmittel kaufen, aber daneben auch zu konventionellen Artikeln greifen. Immerhin 26 Prozent sind ‚Fokus Bio-Käufer‘, die möglichst oder sogar ausschließlich Bio-Produkte erwerben. Für 21 Prozent der Befragten (‚No-Bio-Käufer‘) spielt Bio laut eigener Angabe keine Rolle – was nicht heißt, dass sie den Bio-Einkauf kategorisch ausschließen.

Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Über alle Käufergruppen hinweg steht der Geschmack als wichtigster Treiber für den Kauf von Bio-Produkten im Vordergrund. Auf Platz 2 kommt die Gesundheit und erst danach das Nachhaltigkeitsargument.

Mit Blick auf die verschiedenen Einkaufsstätten sind die meisten ‚Fokus Bio-Käufer‘ im Supermarkt anzutreffen, während die ‚No-Bio-Käufer‘ vor allem SB-Warenhäuser aufsuchen. Gelegenheitskäufer, für die Bio ein ‚nice-to-have‘, aber kein Muss ist, gehen laut der Befragung hauptsächlich in Discounter.

Diese sind damit laut Stüber voraussichtlich auch die Hauptwachstumstreiber für die künftige Bio-Umsatzentwicklung. Werde der Naturkostfachhandel vor allem von bereits überzeugten Bio-Käufern aufgesucht, seien Discounter für neue Bio-Kunden attraktiv: Und von denen werde der erwartete Zusatzumsatz kommen.

Strategiewechsel gefragt? Gutes Bio-Angebot als Muss!

Sind die Konsumenten mit der Bio-Auswahl, beispielsweise der Apfelqualität, unzufrieden, weicht jeder zweite auf ein konventionelles Produkt aus. Für zehn Prozent ist eine schlechte Bio-Qualität allerdings auch Grund genug, die Einkaufsstätte zu wechseln.

„Die Abwanderungsquote bei unpassendem Bio-Angebot ist größer als bei zu hohen Preisen!“, stellt Stüber fest. Diese Tatsache könnte in ihren Augen einen Strategiewechsel im Handel einläuten. Auch weil die Sorge, dass ein größeres Bio-Sortiment manche Kunden abschrecken könnte, von der Studie nicht bestätigt wird: Mehr als ein Drittel der No-Bio-Käufer kann laut eigener Angabe gar nicht beurteilen, wie sich das Bio-Sortiment entwickelt hat. Im Gegenteil steige die Nachfrage nach Bio-Produkten in den Geschäften so stark, dass zusätzliches Angebot nach Meinung von Experten problemlos verkauft werden könne. Und durch den höheren Preis lohnten sich Bio-Artikel für Händler umso mehr.

Mit der Studie ‚30/30: Bio-Revolution im Lebensmittelhandel‘ hat das IFH Köln den Lebensmittelhandel mit Blick auf das 30-Prozent-Bio-Ziel der Bundesregierung untersucht und auf Grundlage von Marktzahlen verschiedene Szenarios entworfen. Für Einblicke ins Einkaufsverhalten wurden mehr als 1.500 Konsumenten online befragt, zwischen Februar und März 2024.

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