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Biofach 2024: internationale Produktvielfalt, Frauenpower und AHV

Neues Forum Gemeinschaftsverpflegung und Sonderschau für Kaufleute: BIOimSEH

Biofach 2024: internationale Produktvielfalt, Frauenpower und AHV © NürnbergMesse/Thomas Geiger

Ein Gemeinschaftsstand für internationale Startups, ein eigener Treffpunkt für die Außer-Haus-Verpflegung und ein für Besucher geöffneter Trendrundgang: Das bietet die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel ihren Teilnehmern 2024 zum ersten Mal. Vom 13. bis 16. Februar werden rund 2.800 Aussteller in Nürnberg ihre Bio-Innovationen präsentieren. Der Kongress stellt in diesem Jahr das Thema ‚Food for the Future: Frauen und nachhaltige Ernährungssysteme‘ in den Mittelpunkt. Wie bei den letzten Ausgaben werden Teile des Programms auch digital übertragen.

Am Neuheitenstand (Halle 3A, Stand 537) gibt es wieder geballte Innovationskraft zu entdecken. Drei Tage lang haben Besucher die Möglichkeit, ihre Lieblingsprodukte in sieben Kategorien für den Best New Product Award zu wählen. Die Siegerehrung findet am letzten Messetag statt.

Innovationen und Trends bringen auch die Newcomer der Bio-Branche mit. Mit dem Gemeinschaftsstand ‚International Newcomers & Start-ups‘ (Halle 3A, Stand 636) organisiert die Biofach erstmals eine eigene Fläche speziell für internationale Startups. Daneben versammelt der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Gemeinschaftsstand ‚Young Innovators‘ (Halle 9, Stand 614) 30 deutsche Startups.

Der Trendrundgang, der bisher nur für Medienvertreter und Content Creators reserviert war, ist 2024 erstmals auch für Besucher geöffnet. Auf dem Weg zu ausgewählten Ausstellern und ihren angesagten Produkten gibt es Informationen rund um die von Branchen-Experten ausgelobten Messe-Trends.

Der Weg zum Bio-Vollsortiment: Meetingpoint BIOimSEH

Wie jedes Jahr werden die Sonderflächen Gleichgesinnte vernetzen, zum fachspezifischen Austausch animieren und Lösungen und Impulse für die Branche präsentieren. Nach einer Pause im Jahr 2023 kehrt die Erlebniswelt Olivenöl (Halle 4, Stand 157) wieder zurück, ebenso wie der Olive Oil Award, der im Rahmen der Biofach verliehen wird. Als Anlaufstelle für alle Themen rund um pflanzliche Alternativen und vegane Produkte wird die Erlebniswelt Vegan (Halle 4A, Stand 100) von der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) und VegOrganic mit Leben gefüllt.

Der Meetingpoint BIOimSEH (Halle 8, Stand 113) bringt Bio-Vermarkter und selbstständige Kaufleute zusammen und unterstützt die Transformation der Supermärkte zu mehr Bio-Vollsortimenten. Zu den Gästen gehören die Edeka-Kauffrau Theresia Quint, die Schweine- und Rindfleisch in der Bedientheke komplett auf Bioland umgestellt hat, Albert Fuhs, der als Geschäftsführer der Landgard Bio GmbH bestens über die Lage der Bio-Obst- und Gemüse-Vermarktung im SEH Bescheid weiß, und die Grünen-Abgeordnete Renate Künast, die zusammen mit dem langjährigen IFOAM-Direktor Bernward Geier ein Buch zur Trans-formation der Nutztierhaltung herausgegeben hat.

Die spanische B2B-Online-Plattform Ecotrado wird ihr Konzept vorstellen. Sie will neue Produzenten und Lieferanten aus dem Bio-Sektor in Spanien und Südamerika mit Einkäufern, Händlern und Importeuren in Kontakt bringen. Bio-Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Käse oder Wein sind schon online zu finden, auch Naturkosmetik und andere nachhaltige Produkte soll es bald geben. Die Anbieter stellen auf der Plattform nur ihre Produktpalette vor, die Verkäufe laufen außerhalb, ohne dass Ecotrado Provision dafür bekommt. Für Händler und Co sind die Dienstleistungen kostenlos. Auf dem Meetingpoint können sie sich bei Ecotrado direkt über das Angebot informieren.

Auch die deutsche B2B-Plattform Bio-Infothek wird präsentiert. bioPress hat die in 30 Jahren gesammelten 14.000 Bio-Kontaktdaten mit den dazu- gehörigen Warengruppen jetzt für Suchende zur Verfügung gestellt. Für eine noch bessere Übersicht können die Anbieter ein Abonnement für weitere Daten wie Firmen- und Marken-Logos und -Beschreibungen sowie einen Web-Link dazubuchen und dann mit dem Abonnenten-Passwort Produkt-Infos und Messeteilnahmen kostenlos einstellen. Die Suchfunktionen umfassen Firmen und Warengruppen, Eingrenzungen nach Ländern, Branchen und Kategorien. Eine Umkreissuche ab einem Kilometer findet regionale Angebote. Infos zur Bio-Infothek gibt es auch auf dem bioPress-Stand (Halle 7A, Stand 301).

Zu Vorträgen und Diskussionsrunden (ausführliches Programm: Seite 64) kommt auf dem Meetingpoint BIOimSEH eine Produktschau, die Kaufleuten Inspiration für ihre Regale liefert. Der Großhändler Gerald Bartke wird eine Käsetheke mit internationalen Bio-Spezialitäten bestücken und Landgard Bio zeigt, wie ein Obst- und Gemüse-Vollsortiment aussehen kann. Es gibt Aufbackware von Bio Breadness, glutenfreie Backmischungen und Müslis von Werz, Aufstriche und Würzsaucen von Petersilchen oder Fertigsuppen von WDM. Börner Eisenacher und Galloni stellen ihre Hartwürste zur Schau und erfrischende Trendgetränke sind mit dem Kombucha von First 8 sowie Hafer- und Tee-Getränken To Go von Hakuma vertreten. Auch Alnatura will den Vertrieb im SEH weiter voranbringen und zeigt dieses Jahr auf der Sonderschau Präsenz.

Bio-Rohstoffe aus Indien und Afrika

In den Hallen winken wieder viele internationale Anbieter, die darauf warten, ins Gespräch mit Einkäufern und Importeuren zu kommen. Das indische Unternehmen Nature Bio Foods (Tochter der LT Foods Ltd.) (Halle 1, Stand 527) ist bereits seit 17 Jahren auf der Biofach vertreten. Mit 80.000 Landwirten in 14 Bundesstaaten, die 110.000 Hektar Land bewirtschaften, ist der Produzent einer der führenden Hersteller von ökologischen Lebensmittelzutaten in Indien. Reis, Hülsenfrüchte, Getreidekörner, Mehl, Gewürze, Nüsse, Süßungsmittel, Pflanzenproteine, Kokosnuss, Öl und Ölsaaten können an die Industrie geliefert werden. Ursprünglich bezog das Unternehmen seine Ware ausschließlich aus Indien, inzwischen gibt es auch rund 6.000 Partner-Landwirte in Afrika: in Uganda, Tansania, Benin und Togo.

„Wir unterstützen die Bauern mit Bildungsprojekten und beim Aufbau sanitärer Anlagen“, erzählt Marketingleiter Vishnu Bansal. Zertifikate von Fairtrade, Naturland und Demeter sprechen für die ethische Beschaffung. Das Hauptexportland ist Italien, gefolgt von Deutschland. Hier sei die Ware bereits Teil beliebter Bio-Marken. Für den Vertrieb in Europa ist seit fünf Jahren eine Niederlassung in den Niederlanden zuständig, zu der mittlerweile rund 50 Mitarbeiter gehören. In Indien vertreibt Nature Bio Foods auch eigene Endkundenprodukte unter der Marke Ecolife, die in Zukunft auch auf dem europäischen Markt Fuß fassen soll.

Langjähriger Biofach-Aussteller ist auch das Unternehmen Anabela Foods (Halle 2, Stand 250), das 2004 von der gebürtigen Portugiesin Anabela Lourenco Alves in Hamburg gegründet wurde. Als Verkaufsbüro vertritt der Betrieb weltweit Produzenten von Rohstoffen für die Lebensmittelindustrie: Nüsse, Proteine, Saaten, Kokosmilchpulver und mehr. Die Firma kümmert sich um Einführung, Verkauf und die Präsentation der Hersteller auf Messen.

Spezialitäten aus Italien und Österreich

LaSelva (Halle 7A, Stand 151) präsentiert zur Biofach neue ‚Carciofi al naturale‘ – Artischockenviertel ohne Zugabe von Öl, in einer Lake aus Weinessig, Salz und Zitronensaft. Der Bio-Feinkosthersteller aus der Toskana verarbeite seine frisch gepflückten Klassiker aus eigenem Anbau direkt am Hof in der fertig umgebauten Manufaktur. Für Endverbraucher stehen die Artischocken im 200-Gramm-Glas, für Frischetheken und Gastronomie auch im 1-Kilogramm-Format zur Verfügung. Die Neuheit ergänzt das bisherige Carciofi-Sortiment, das bereits Artischockenherzen, -viertel und -hälften, gegrillt, gewürzt oder pur in Öl eingelegt umfasst.

Eine breite Auswahl versprechen wieder die Gemeinschaftsstände, die Hersteller einer Nation versammeln, zum Beispiel aus Österreich (Halle 1, Stand 365). Rund 100 österreichische Bio-Betriebe präsentieren auf der Biofach 2024 vielfältige Spezialitäten: Milch und Milchprodukte, Fleisch und Wurstwaren, Obst und Gemüse, Getreideprodukte, Getränke, Süßes, Teigwaren, Gewürze und mehr. 28 Prozent Bio-Anteil an der landwirtschaftlichen Fläche, zwölf Prozent Bio-Anteil der Umsätze im Lebensmittel-Einzelhandel und die Registrierung des ersten Bio-Bauern vor beinahe 100 Jahren – diese Zahlen sprechen für die langjährige Tradition von Bio in Österreich.

Der Biofach-Kongress: Fokus Frauen und AHV

Food for the Future: Frauen und nachhaltige Ernährungssysteme – so lautet das gemeinsam mit dem Internationalen Schirmherrn IFOAM – Organics International und dem nationalen ideellen Träger Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) gewählte Schwerpunktthema des Biofach-Kongresses. Er rückt in diesem Jahr die transformative Kraft von Frauen im Lebensmittelsektor in den Fokus und beleuchtet ihre Rolle für eine nachhaltigere Zukunft des Ernährungssystems.

In Veranstaltungen, die sich über alle acht Foren des Kongresses erstrecken, wird untersucht, wie Agrarökologie zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen kann, mit welchen Vorbehalten Frauen, die zur ökologischen Agrar- und Ernährungswende forschen, im Wissenschaftsbereich zu kämpfen haben, oder wie weibliche Führungskräfte im Fachhandel und Selbstständigen Einzelhandel den Bio-Ausbau voranbringen können – Stichwort ‚Frauenpower im Lebensmittelhandel‘.

Neu auf der Biofach 2024 ist das Forum HoReCa – GV & Gastro (Halle 3A, Stand 228), mit dem die Messe den neuen politischen Entwicklungen und dem wichtiger werdenden Markt gerecht werden will. Interessierte Teilnehmer können dort auf Experten der Gemeinschaftsverpflegung treffen, Best-Practice-Beispiele erleben und Impulse erhalten. „Mit der neuen Fläche schaffen wir ein interaktives Networking-Angebot“, erklärt Steffen Waris, Veranstaltungsleiter der Biofach. „Der Treffpunkt bietet viele Möglichkeiten, um Wissen zu erweitern und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem gibt er Teilnehmenden wertvolle Einblicke, die dabei helfen, eigene Betriebsabläufe zu optimieren. Der digitale Guide zur Außer-Haus-Verpflegung rundet das Angebot ab!“

Mit Pitch-Sessions, Working Spaces und Communication Areas, die zum gemeinsamen Austausch einladen, sei das Format gezielt auf Kommunikation ausgelegt. Inhaltlich stehen die neue Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung (Bio-AHVV), Unterstützungsangebote von Bund, Ländern und Kommunen, die Ernährungstransformation der Küche sowie regionale Wertschöpfungsketten im Mittelpunkt.

Seit Jahren wird das Thema Bio in der kommunalen Gemeinschaftsverpflegung bereits im Kongress StadtLandBio diskutiert, der traditionell parallel zur Biofach stattfand. Dieses Jahr wird der Kongress zum ersten Mal als Forum in die Biofach integriert. In Vorträgen und Workshops geht es darum, wie Städte und Gemeinden hochwertige, aber kostengünstige Bio-Mahlzeiten in der Gemeinschaftsgastronomie fördern und gleichzeitig regionale Erzeugerbetriebe unterstützen können. Die Themen reichen vom aktuellen Stand im Vergaberecht bis hin zu Strategien, die Gäste für Bio-Angebote zu begeistern.

Hybrides Format bleibt bestehen

Die Biofach-Webseite erscheint seit Sommer 2023 in neuem Design und bietet jetzt zum Beispiel im Bereich ‚Wissen & Inspiration‘ Artikel zu Trendthemen und Bio-Branchen-News. Wie schon bei den letzten Ausgaben wird die Präsenzmesse von einer digitalen Eventplattform (Biofach digital) ergänzt. Teile des Kongresses und aus dem Rahmenprogramm werden live gestreamt und stehen im Anschluss noch mehrere Monate als Video-On-Demand zur Verfügung. Diese Beiträge sind im Programm entsprechend gekennzeichnet. Außerdem können sich die Teilnehmer schon vor Messestart über digitale Networking-Tools auf ihren Besuch vorbereiten.

Lena Renner

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