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Neue Gentechnik: Aldi und Rewe für Kennzeichnung, Lidl und Edeka für Deregulierung
Umfrage der Aurelia-Stiftung zeigt gespaltene Haltung im Handel
Aldi Süd und Aldi Nord unterstützen die verpflichtende Kennzeichnung und Risikoprüfung für Lebensmittel aus Neuer Gentechnik – im Gegensatz zu Lidl und Edeka. Das zeigt eine neue Umfrage der Aurelia-Stiftung. Die Rewe Group hat sich bereits im Oktober dafür ausgesprochen, ein Zulassungsverfahren auch für Neue Gentechnik beizubehalten.
„Es ist aus Sicht der Rewe Group auch im Bereich der neuen gentechnischen Verfahren erforderlich, unter Verwendung dieser Techniken hergestellte Produkte einem Zulassungsverfahren einschließlich einer Risikoprüfung zu unterwerfen und die Prinzipien Rückverfolgbarkeit, Vorsorge und Kennzeichnung weiterhin zu berücksichtigen“, erklärte Daniela Büchel, Vorstandsmitglied der Rewe Group, anlässlich eines gemeinsamen Appells an die Politik auf der Anuga, an dem auch Bio-Unternehmen beteiligt waren.
Auch Aldi Süd und Aldi Nord sprachen sich auf Anfrage der Aurelia-Stiftung dafür aus, durch die weitere Kennzeichnung die Wahlfreiheit für Kunden sicherzustellen. Außerdem müsse das Vorsorgeprinzip mit einer angemessenen Risikobewertung und Transparenz entlang der Lieferkette umgesetzt werden.
Lidl und Edeka ignorieren dagegen laut Aurelia den Wunsch von über 90 Prozent der Verbraucher nach Kennzeichnung und Risikoprüfung (Forsa-Umfrage vom September 2023). Edeka verwies als Antwort auf ein Gentechnik-Positionspapier des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), das den EU-Kommissionsvorschlag zur Gentechnik-Deregulierung unterstützt und weder Risikoprüfung noch Kennzeichnung für alle NGT-Pflanzen fordert.
„Dass mit Aldi einer der weltweit größten Discounter für Wahlfreiheit und Risikoprüfung bei Neuer Gentechnik eintritt, ist eine gute Nachricht für Menschen, Artenvielfalt und stabile Ökosysteme“, kommentiert Bernd Rodekohr, Fachreferent ‚Biene und Gentechnik‘ der Aurelia-Stiftung. Gleichzeitig kritisiert er die Weigerung von Edeka und Lidl, sich für einen angemessenen Schutz von Ökosystemen und Artenvielfalt zu positionieren. „Wer nur aus Marketinggründen mit Bienen und Bestäubern wirbt, seinen handelspolitischen Einfluss aber nicht entsprechend nutzt, betrügt seine Kund:innen und verschärft die längst schon bedrohliche Biodiversitätskrise.“
Ab Januar 2024 soll ein neues Label in den Handel kommen, das landwirtschaftliche Erzeugnisse kennzeichnet, die vollständig in Deutschland produziert wurden. Das hat die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) am Mittwoch in Berlin durch eine Branchenvereinbarung beschlossen. Gleichzeitig haben Vertreter von Aldi Süd, Aldi Nord, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe eine Absichtserklärung zugunsten des Signets abgegeben.
Die spanische Salzwasserlagune Mar Menor in Murcia ist seit Jahren von wiederholtem Massensterben der darin lebenden Fauna betroffen. Ein Hauptverursacher des Problems ist die intensive Landwirtschaft, die im Umkreis der Lagune unter anderem für den deutschen Handel billiges Obst und Gemüse anbaut. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat nun untersucht, was deutsche Lebensmittelhändler gegen die Umweltkatastrophe unternehmen. Ihr Fazit: nicht genug.
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