Gesellschaft
Ernährungsreport 2023 zeigt Trend zu pflanzenbetonter Ernährung
87 Prozent wollen Ausbau des Ökolandbaus
Viele Menschen achten bei ihrer Ernährung auf die Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Das ist eines der Ergebnisse des diesjährigen Ernährungsreports des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), den Bundesminister Cem Özdemir am Freitag vorgestellt hat. So ist der tägliche Verzehr von pflanzlichen Alternativen zu Fleischprodukten deutlich gestiegen. Gab 2015 noch jeder Dritte an, täglich Fleisch zu essen, so ist es aktuell nur noch jeder Fünfte. Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) schränkt den Fleischkonsum bewusst ein.
Die Zahl derer, die täglich vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten essen, hat sich laut Ernährungsreport auf zehn Prozent verdoppelt. Als Grund für die Wahl von vegetarischen oder veganen Produkten nennen 73 Prozent Neugier, 63 Prozent Tier- und Umweltschutz sowie Geschmack.
Generell bleibt guter Geschmack für 94 Prozent am wichtigsten beim Essenseinkauf, aber auch der Gesundheitsaspekt steht für 91 Prozent im Vordergrund. Dazu achten 80 Prozent darauf, wie das Tier gehalten wurde, von dem das Lebensmittel stammt. Über 90 Prozent wollen, dass sich die Politik für eine artgerechtere Haltung der Tiere einsetzt, und 87 Prozent fordern den Ausbau des Ökolandbaus. 77 Prozent halten es für den Klimaschutz für wichtig, dass die Menschen weniger Fleisch essen. Und 74 Prozent legen Wert darauf, dass ein Lebensmittel umwelt- und ressourcenschonend produziert, fair gehandelt (73 Prozent) oder ökologisch erzeugt (72 Prozent) wurde.
Für rund vier Fünftel der Befragten (78 bis 88 Prozent) ist es wichtig oder sehr wichtig, dass Eier, Brot, Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst aus der Region stammen. 66 Prozent gaben an, dass sie ‚immer oder meistens‘ auf ein Regionalfenster mit Herkunftsangabe auf dem Lebensmittel achten, und fast ebenso viele achten auf Tierwohllabels. 59 Prozent legen beim Einkauf Wert auf das EU-Bio-Siegel. Dazu denken über 50 Prozent, dass in Restaurants und Kantinen zu wenige Gerichte mit oder aus Bio-Lebensmitteln angeboten werden.
Die Bereitschaft, für mehr Tierwohl auch mehr zu zahlen, sei weiterhin hoch. Unter der Annahme, dass ein Kilogramm Fleisch aus herkömmlicher Produktion zehn Euro kostet, würden 13 Prozent für eine bessere Haltung bis zu zwölf Euro bezahlen. Bis zu 15 Euro würden 44 Prozent akzeptieren, bis zu 20 Euro 24 Prozent und mehr als 20 Euro noch elf Prozent.
Die Teilnehmer wurden auch nach ihren Kochgewohnheiten befragt. Demnach kochen fast drei Viertel der Deutschen gerne, 45 Prozent jeden Tag und 36 Prozent zwei -bis dreimal die Woche. Nur acht Prozent kochen normalerweise gar nicht.
Der Ernährungsreport beruht auf repräsentativen Umfragen des Forsa-Instituts und wird seit 2016 jährlich vom BMEL veröffentlicht. 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren wurden im Mai für die neue Ausgabe befragt. Sie kann hier kostenlos heruntergeladen werden.