Ukraine
Grain ohne Deal – vielfältig-kreativ für die Welternährung
Ukraine-Update vom bioPress-Korrespondenten Peter Jossi

Seit Abschluss des Artikels ‚Bio im Vormarsch‘ sind einige Wochen vergangen – in einer Zeit sehr dynamischer Entwicklungen wortwörtlich an allen Fronten. Bereits vor der Aufkündigung des so genannten ‚Grain Deals‘ im Hochsommer 2023 hatte die russische Armee den für die Ukraine und die Welternährung gleichermaßen überlebenswichtigen Schwarzmeer-Hafen Odesa (Одеса) und die unmittelbar angrenzende für ihre Schönheit berühmte Kernstadt unter Beschuss. Seit der offiziellen Aufkündigung des Grain Deals verstärkte Russland die Angriffe auf Odesa und die weiteren Schwarzmeer-Häfen unter ukrainischer Kontrolle massiv.
Wie im letzten Update ausgeführt, verstärkt sich die Bedeutung von logistischen Alternativ-Routen noch mehr als bereits seit Beginn des russischen Angriffskriegs anfangs 2022.
Donau unter Beschuss
Die Reaktion des Aggressors auf das Revival der Donau-Logistik war absehbar: Seit vielen Wochen stehen nun auch die ukrainischen Donauhäfen unter Beschuss, meist nachts, namentlich Ismajil (Ізмаїл). In der vergleichsweise kleinen Hafenstadt sind der Hafen und die nahen Wohngebiete gleichermaßen von den Angriffen betroffen. Auf der anderen Donau-Seite liegt Rumänien, bekanntlich ein Nato-Mitglied. Verschiedentlich wurde über Trümmerteile russischer Raketen auf rumänischem Gebiet und sogar Angriffe auf grenzquerende Brücken berichtet. Rumänien und Nato reagieren bisher zurückhaltend auf diese weitere russische Eskalation.
Schwarzmeer-Schiffe laufen wieder aus
Nach dem Ende des Grain Deals bestätigte sich rasch, dass weder seitens UNO noch Nato die Bereitschaft besteht, einen verlässlichen Sicherheitskorridor zumindest für die ernährungspolitisch wichtigen ukrainischen Getreidelieferungen zu garantieren. Die ukrainische Politik reagierte rasch mit der Garantie, die wichtigen finanziellen Versicherungsgarantien zu übernehmen für alle Reedereien, die es dennoch wagten, ihre Schiffe auf die Schwarzmeer-Route auslaufen zu lassen. Wohl nicht ganz überraschend gehörten krisenerprobte israelische Partner zu den ersten, welche die Herausforderung annahmen.
Fakten schaffen zudem die ukrainischen Erfolge mit der fortschreitenden Zerschlagung der russischen Marine-Infrastruktur auf der Krim. Die russische Kontrolle über die Schwarzmeer-Region um Odesa ist mittlerweile zumindest ernsthaft geschwächt. Dies ermöglichte es den ukrainischen Streitkräften, einen eigenständigen Sicherheitskorridor einzurichten. Eine wachsende Anzahl an Frachtschiffen läuft nun täglich wieder aus – mit ukrainischer Begleitung bis in die rumänischen Hoheits-Gewässer – für deren Sicherheit die Nato die Schutzverantwortung tragen muss.