Bio-Kontrolle
Ökomonitoring 2022: Verbrauchervertrauen verdient
Bio-Produkte in Baden-Württemberg unter der Lupe
Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württembergs (CVUAs) haben 2022 über 600 Öko-Produkte untersucht – auf Pestizidrückstände, gentechnisch veränderte Organismen, Umweltkontaminanten und mehr. Wie schon in den Vorjahren beschränkten sich die Beanstandungen auf wenige Einzelfälle. So wurde etwa nur in zwei Prozent der untersuchten Proben ein erhöhter Gehalt an Pestizidrückständen gefunden.
„Dort, wo ‚Bio‘ draufsteht, ist in den allermeisten Fällen auch ‚Bio‘ drin“, kommentiert Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg. „Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass keines der auffälligen Produkte aus Baden-Württemberg stammt. Wer regionale Bio-Produkte kauft, unterstützt unser Ziel, den Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 auf 30 – 40 Prozent zu erhöhen, und trägt damit zu einer hochwertigen und nachhaltigen Lebensmittelproduktion bei.“
Von den rund 420 Öko-Produkten, die 2022 auf Pestizid-Rückstände untersucht worden sind, beanstandete das CVUA Stuttgart nur acht Proben aufgrund irreführender Öko-Kennzeichnung, da erhöhte Rückstandsgehalte gefunden wurden. 98 Prozent der entnommenen Proben tragen das Bio-Siegel hinsichtlich des Nicht-Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln demnach zu Recht.
Was Obst und Gemüse angeht, so waren bei 75 Prozent der Proben aus ökologischem Anbau keine Rückstände an Pestiziden nachweisbar. Die festgestellten Rückstände lagen überwiegend im Spurenbereich (unter 0,01 mg/kg) mit einem mittleren Gehalt von 0,005 mg/kg beim Obst und 0,003 mg/kg beim Gemüse. Konventionelles Obst enthielt dagegen im Mittel 0,38 mg/kg Pestizidrückstände (ohne Oberflächenbehandlungsmittel, Phosphonsäure und Bromid), konventionelles Gemüse im Mittel 0,46 mg/kg Pestizidrückstände (ohne Phosphonsäure und Bromid).
Im Jahr 2022 wurde bei drei von 89 untersuchten Proben Bio-Obst (zwei Mal Orangen und einmal Kiwi aus Italien) sowie bei einer von 136 Proben Bio-Gemüse (Paprika aus Spanien) die Bezeichnung ‚öko‘ wegen erhöhter Rückstände als irreführend beurteilt. Somit ergibt sich für Bio-Frischware insgesamt eine Beanstandungsquote von 1,8 Prozent. Die Quote bei verarbeiteten Öko-Erzeugnissen lag mit 2,2 Prozent nur geringfügig höher.
Das CVUA Freiburg untersucht regelmäßig Bio-Honig, -Soja-Erzeugnisse und -Mais-Erzeugnisse auf gentechnisch veränderte Organismen. Lediglich 2,4 Prozent der Bio-Soja-Erzeugnisse zeigten 2022 GVO-Verunreinigungen im Spurenbereich, während in fast jedem fünften konventionellen Soja-Erzeugnis deutliche Verunreinigungen auftraten – einmal sogar über dem Grenzwert von 0,9 Prozent, der eine Kennzeichnungspflicht auslöst. Allerdings sei in 21 Jahren Ökomonitoring ein deutlicher Abwärtstrend beobachtet worden, sowohl bei Bio als auch bei konventionell. Bio-Honig und Bio-Mais-Erzeugnisse waren wie in den Vorjahren unauffällig.
Auch bei der Authentizitätsprüfung von Bio-Eiern, bei der überprüft wird, ob bestimmte Futtermittelzusätze im Ei vorhanden sind, gab es nichts zu beanstanden: Alle 24 Proben trugen die Bio-Auslobung zu Recht. Dagegen ergab die Authentizitätsprüfung von Bio-Milchprodukten 2022 erstmals eine auffällige Bio-Milch, die nicht aus Baden-Württemberg stammte. Die Überprüfungen der Öko-Kontrolle dazu seien noch nicht abgeschlossen.
Kaum Unterschiede zwischen Bio und konventionell wurden bei den Nitratgehalten in Tiefkühl-Spinat und beim Arsengehalt in Basmatireis festgestellt. In beiden Fällen lagen die ermittelten Gehalte weit unterhalb der gesetzlichen Vorgabe. Bei Nahrungsergänzungsmitteln hingen die insgesamt geringen Gehalte der Schwermetalle Quecksilber, Blei und Cadmium eher von der Zusammensetzung des Produktes ab als von der Erzeugungsart der Zutaten.
Das Ökomonitoring-Programm wird seit 2002 vom Land Baden-Württemberg durchgeführt. Es steht im Zusammenhang mit der vom Ministerrat des Landes am 16. Oktober 2001 beschlossenen Gesamtkonzeption zur Förderung des ökologischen Landbaus und erfolgt im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Sein Ziel ist es, in dem weiter expandierenden Marktsegment Verbrauchertäuschungen besser zu erkennen und das Verbrauchervertrauen in die Qualität von Bio-Lebensmitteln zu stärken.
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