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La Dolce Vita auf der Biofach

Ein Gespräch mit ICE-Geschäftsführer Francesco Alfonsi

La Dolce Vita auf der Biofach

Seit Jahrzehnten präsentiert Italien auf der Biofach seine vielfältigen Bio-Produkte in Premiumqualität. Auch in den Krisenzeiten von Corona, Inflation und Ukraine-Krieg ist der italienische Gemeinschaftsstand wieder mit am Start. bioPress hat sich mit Francesco Alfonsi, dem Geschäftsführer der ICE – Italienische Agentur für Außenhandel, unterhalten.

bioPress: Herr Alfonsi, die Vermarktung italienischer Bio-Produkte auf der Biofach hat eine mindestens 20-jährige Tradition. Wer sind dort Ihre wichtigsten Abnehmer?
Francesco Alfonsi: Das hängt stark von der Sensibilisierung für Bio und von den Kapazitäten der verschiedenen Länder ab. Viele unserer Kunden kommen aus Europa: aus Deutschland natürlich, aber auch aus Dänemark, Schweden, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Österreich. Außerdem haben wir auch Abnehmer aus Kanada und den USA, Australien und Singapur.

bioPress: Welche herausragenden Bio-Produkte werden den Biofach-Besuchern bei Ihnen angeboten?
Alfonsi: Pesto und Pasta spielen natürlich eine große Rolle. Wir bringen zum Beispiel eine große Vielfalt an Pesto-Variationen mit: das Klassische mit Olivenöl, Basilikum, Pinienkernen und etwas Knoblauch und Pecorino; daneben aber auch Nuss-Pesto, Pistazien-Pesto und Vieles mehr. Auch Pasta gibt es in zahlreichen Variationen. Diese große Auswahl im Angebot zeichnet die italienischen Bio-Aussteller besonders aus. Weitere wichtige Produkte auf der Biofach sind etwa extra natives Olivenöl, Wein, Essig, Honig, Snacks oder Pflanzendrinks. Das Besondere an der mediterranen Ernährung ist die große Vielfalt an Zutaten, die wir verwenden.

bioPress: Gibt es spannende neue Produkt-Entwicklungen, die Sie mitbringen?
Alfonsi: Ja, zum Beispiel Trüffelflocken, Mayonnaise auf Soja-Basis für Veganer, Pistazien-Süßspeisen und traditionelle Kuchen wie Panettone – wiederum in vielen verschiedenen Variationen.

bioPress: Italien ist auch der Obst- und Gemüse-Garten Deutschlands und produziert ein Vielfaches von dem Volumen hier. Woran liegt das?
Alfonsi: Wenn wir Jahrhunderte zurückblicken, war Italien früher ein ziemlich armes Land. Das ist ein Grund, weshalb es in der italienischen Küche so viel Gemüse gibt. Wenn man nur eine Kuh, Ziege oder ein Schaf besitzt, überlegt man sich zwei Mal, ob man das Tier schlachtet, und behält es lieber für die Milch und den Käse. Um den Mangel an Fleisch auszugleichen, haben die Landwirte dann Hülsenfrüchte angebaut – Bohnen oder Linsen – und auch viel Gemüse. Obst, Gemüse und Leguminosen sind reich an Antioxidantien und das macht die mediterrane Ernährung so gesund.

bioPress: Italien hat viele kleine Spezialitäten-Hersteller. Mit welchen Maßnahmen unterstützt die ICE sie dabei, ihre Produkte in die Supermarktregale zu bekommen?
Alfonsi: Messe-Besuche sind dafür sehr wichtig. Wir sind jedes Jahr bei der Biofach dabei, dieses Mal mit über 60 verschiedenen Unternehmen. Dazu kommen weitere Firmen, die selbstständig an der Biofach teilnehmen. Auch die Anuga besuchen wir, ebenso wie die ProWein und die Sana Slow Wine. Außerdem organisieren wir Kampagnen in Deutschland über italienische Bio-Produkte, über ihre Vielfalt und Qualität. Dieses Jahr hat uns denn‘s als Partner dabei unterstützt.

bioPress: Italien stellt das größte ausländische Sortiment auf der Biofach. Wie zufrieden sind Sie mit dem Service der Messe?
Alfonsi: Wir sind zufrieden, die NuernbergMesse hilft uns viel und arbeitet sehr effizient. Wir würden unsere Teilnahme auch gerne noch weiter ausbauen und hoffen auf mehr Messe-Platz.

bioPress: Wie groß ist die aktuelle Krisenstimmung in Italien?
Alfonsi: Die europäische Wirtschaft so wie auch die Weltwirtschaft ist sehr eng miteinander verwoben. Wenn ein Land eine Krise hat, hat das Folgen für die anderen Länder. Deshalb sind wir in derselben Situation wie die anderen EU-Mitgliedstaaten und haben eine sehr hohe Inflationsrate. Dazu kommt der Rohstoffmangel aufgrund des Ukraine-Krieges. Der meiste Weizen, den wir für unsere Pasta benötigen, kommt aus der Ukraine. Die Knappheit bedeutet höhere Preise für die Endprodukte. Das ist natürlich ein Problem für die Konsumenten. Da wir wirtschaftlich so eng verbunden sind, müssen wir die Krise auch gemeinsam bekämpfen – das ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit. Manche müssen sich vielleicht mehr bemühen als andere, aber im Endeffekt werden die einzelnen Länder es nicht im Alleingang schaffen.

bioPress: Was ist mit dem Absatz von Bio-Produkten? Ist der Verkauf stark zurückgegangen?
Alfonsi: Die Nachfrage nach Bio-Produkten ist von den Preissteigerungen vergleichsweise wenig betroffen. Den italienischen Konsumenten ist sehr daran gelegen, in ihre Gesundheit zu investieren und ihre Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Dafür zahlen sie auch die entsprechenden Preise. Wer sich einmal für den Bio-Einkauf entschieden hat, der rudert nach meiner Erfahrung auch nicht einfach so wieder zurück. 2012 haben 53 Prozent der italienischen Familien bewusst Bio-Produkte gekauft. 2022 sind es nun schon 89 Prozent. Allgemein sparen die Italiener lieber bei anderen Dingen als bei Lebensmitteln. Das ist in Deutschland vielleicht etwas anders.

bioPress: In Deutschland stabilisiert sich das Konsumklima gerade wieder etwas. Wie sieht es in Italien aus?
Alfonsi: Wie in Deutschland geht die Inflation gerade wieder ein kleines bisschen zurück. Auch der Wirtschaft geht es nicht so schlecht wie erwartet. Es ist, als ob wir langsam das Licht am Ende des Tunnels sehen. Wir müssen positiv bleiben und uns weiter in diese Richtung bewegen.

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