Biodiversität
Weltnaturkonferenz in Montréal: Masterplan für die biologische Vielfalt
Effektiver Schutz für 30 Prozent der Land- und Meeresfläche
Am Montag ging die Weltnaturkonferenz – das 15. Vertragsstaatentreffen der Konvention über biologische Vielfalt (CBD COP 15) – in Montreal zu Ende. Vom 7. bis zum 19. Dezember hatten fast 200 Staaten um einen neuen globalen Biodiversitätsrahmen gerungen. Umweltschützer begrüßen das neue Abkommen, sehen aber auch ein paar Schwachstellen.
Ein wesentliches Ziel der neuen Vereinbarung ist es, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche bis 2030 unter effektiven Schutz zu stellen. Außerdem sollen die Risiken durch Pestizide bis 2030 halbiert werden. Um weltweit kontrollieren zu können, ob die Ziele erreicht werden, gibt es erstmals einheitliche Indikatoren in einem Monitoringrahmen. Länder des globalen Südens sollen bei der Umsetzung der Vereinbarung jährlich bis 2025 mit 20 Milliarden und bis 2030 mit 30 Milliarden US-Dollar unterstützt werden.
„Heute wurde Geschichte geschrieben. Das ist ein guter Tag für die biologische Vielfalt“, sagte Jan-Niclas Gesenhues, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. Sehr zu begrüßen sei, dass ein klares Ziel zur Wiederherstellung der Ökosysteme im Abkommen zu finden ist. Auch das Ziel, bis 2030 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen, sei ein Meilenstein beim Schutz der globalen Biodiversität. Der Erfolg des Rahmenwerks hänge nun davon ab, ob die versprochenen Finanzmittel zur Verfügung stehen und das Abkommen verbindlich in nationalen Gesetzen implementiert wird.
Auch Slow Food begrüßt das Abkommen, fordert aber ein rasches und konsequentes Umsetzen in allen beteiligten Ländern. Der jetzt ausgehandelte Text enthalte viele der Slow-Food-Forderungen, insbesondere in Bezug auf indigene Völker, die Agrarökologie und die Anreize zum Schutz der biologischen Vielfalt. Schlupflöcher gebe es etwa dadurch, dass Unternehmen nur ermutigt werden, aber nicht dazu verpflichtet sind, Bericht über die Auswirkungen ihres Wirtschaftens auf die biologische Vielfalt zu erstatten. Negativ sei auch, dass sich nur auf eine Reduktion des Gesamtrisikos durch Pestizide um mindestens 50 Prozent geeinigt wurde, nicht aber auf eine entsprechende Verringerung der Verwendung von Pestiziden.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) sieht in der Einigung noch „einige Schwachstellen“ und sorgt sich vor allem um die fehlenden Kontrollen und Sanktionen. Das Abschlussabkommen reiche nicht aus, um den Verlust der Artenvielfalt und Ökosysteme zu stoppen oder umzukehren. Gemeinsam mit dem internationalen Dachverband BirdLife International setzt der NABU sich dafür ein, dass die neue Strategie der Vertragsstaaten der CBD ambitionierter und verbindlicher wird als der bisherige Plan.