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Bio-Kräuter und -Gewürze aus Hohenlohe
Neue Erzeugergemeinschaft will steigende Nachfrage decken

Bio-Hülsenfrüchte erleben ein nie gekanntes Hoch, der Markt für Bio-Gewürze wächst. Um auf die gestiegene Nachfrage zu reagieren, wurde bei Schwäbisch Hall die neue Erzeugergemeinschaft Bio-Kräuter und -Gewürze Hohenlohe w.V. gegründet. Vorstandsvorsitzender ist Sebastian Bühler, Sohn von BESH-Gründer Rudolf Bühler. An einer Informationsveranstaltung nahmen 50 Landwirte aus dem Hohenlohekreis, dem Main-Tauber-Kreis und dem Rems-Murr-Kreis teil.
Bereits seit 2005 baut die Familie Bühler auf Flächen rund um Wolpertshauen alte heimische Gewürzsorten an. Rund 30 Tonnen Koriander seien es beispielsweise derzeit pro Jahr. Nach EU-Gesetz ist die Saatgutvermehrung autochthoner Sorten auf einer Fläche von bis zu 100 Hektar erlaubt.
Verarbeitet und vermarktet werden die Bio-Gewürze von der Sonnenhof-Gewürzmanufaktur Ecoland Herbs & Spices. Wurden sie zunächst vor allem für die Wurstwaren der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) benötigt, ist inzwischen auch abseits der Wurstherstellung das Interesse an hochwertigen Bio-Gewürzen und -Kräutern groß. Der Anbau von Gewürzen, Kräutern und Leguminosen in Bio-Qualität soll den Landwirten nun mit Hilfe der neuen Vereinigung eine zusätzliche Einkommensquelle bieten.
Ziele der neuen Erzeugergemeinschaft sind: die Förderung von ökologisch und sozial verträglichen Produktionsverfahren in der Landwirtschaft, ein gerechter Preis für die Erzeuger sowie Abnahmegarantien. Mindestens ebenso wichtig sei die Weitergabe und der Austausch von Erfahrungswissen, denn zum Gewürzanbau gebe es hierzulande nur wenig Literatur.
In Hohenlohe bauen laut Sebastian Bühler derzeit zehn Landwirte auf insgesamt rund 150 Hektar Bio-Gewürze und -kräuter an. Weitere sollen dazukommen. Auf dem Betrieb von Klaus Süpple aus Schrozberg-Bossendorf, der im Vorstand der Erzeugergemeinschaft sitzt, soll eine Trocknungsanlage gebaut werden, die binnen einer Stunde eine Tonne Bio-Gewürze oder –Kräuter trocknen kann – betrieben mit der hofeigenen Biogasanlage. Mit der Ernte 2023 soll sie in Betrieb gehen.
Neuland regionales Bio-Soja
Bio-Landwirt Klaus Süpple ist 2016 mit Koriander, Schwarzkümmel, Bockshornklee und Gelbsenf in den Gewürzanbau eingestiegen. Seit 2017 baut er Schabzigerklee an und experimentiert mit Bohnenkraut, Thymian und Majoran. Trotz Höhen und Tiefen habe er die Anbaufläche mittlerweile auf rund 40 Hektar ausgedehnt. „Der Gewürz- und Kräuteranbau ist eine Nische, in der durchaus Wettbewerb herrscht“, so der Bio-Bauer.
Eine große Nachfrage bestätigt auch Hans-Albrecht Müller, Geschäftsführer der Saatbau Deutschland GmbH: „Ich erwarte einen Boom auf Erbsen und Soja.“ Dank des Klimawandels und erfolgreicher Neuzüchtungen gedeihe die wärmeliebende Sojapflanze heute auch in hiesigen Breitengraden. Der Anbau sei zwar noch herausfordernd, dafür wurden aber bisher nur wenige Krankheiten beobachtet.
In Nürnberg hat die Saatbau GmbH eine Sojaölmühle gebaut, an die auch Hohenloher Landwirte ihre Ernte liefern können. Das Unternehmen stellt vorbehandeltes Saatgut und garantiert die Abnahme. Die neue Erzeugergemeinschaft wird als Partner fungieren. In Kürze sollen zwei Versuchsfelder in Hohenlohe angelegt werden, damit Interessierte Einblicke in die Praxis bekommen können.
Seit gut 35 Jahren setzt sich die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall für hohe Preise und Abnahmegarantien ein. „Wenn wir sagen, bauen Sie Kräuter und Gewürze an, dann bringen wir auch den Markt mit“, versichert BESH-Gründer Rudolf Bühler.