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Milchwirtschaft

Hamfelder Hof startet neue Qualitätsstandards

Mehr Tierwohl und Naturschutz sowie zukunftsfähige Arbeitsbedingungen

Hamfelder Hof startet neue Qualitätsstandards © Hamfelder Hof
Kuhgebundene Kälberaufzucht beim Biohof Schnars (Loxstedt-Schwegen)

Die Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof führt zusätzliche Qualitätsstandards ein, um für mehr Tierwohl und Naturschutz zu sorgen und die Arbeitsbedingungen auf den Höfen zukunftsfähig zu gestalten. Damit die Höfe diese Ziele erreichen, erhöht die Bauerngemeinschaft den Milchpreis um 20 Cent pro Liter. Der Erlös geht direkt an die Höfe – zum Beispiel, um kuhgebundene Kälberhaltung zu ermöglichen, Naturschutzpläne umzusetzen und der nächsten Landwirts-Generation eine Perspektive zu bieten.

„Auch in der ökologischen Landwirtschaft gibt es Herausforderungen bei Tierwohl, Naturschutz und Arbeitsbedingungen“, erklärt Janosch Raymann, Geschäftsführer der Hamfelder Hof Bauernmeierei. Deshalb habe man in den letzten drei Jahren Qualitätsstandards entwickelt, die noch über die strengen Bioland-Richtlinien hinausgingen.

„Wir wollen eine Landwirtschaft, die zu einer lebenswerten Zukunft beiträgt. Das eint alle 36 Betriebe unserer Gemeinschaft. Konkret heißt das: Wir wollen hin zur kuhgebundenen Kälberaufzucht. Wir wollen noch mehr Weidehaltung und bessere Stallkonzepte. Wir wollen die Lebensräume unserer Kulturlandschaft erhalten und ihre Vernetzung sicherstellen. Dazu sollen unter anderem Wiesen und Weiden extensiver genutzt werden, manche Flächen gehen auch komplett aus der Bewirtschaftung. Und wir wollen, dass die Arbeit auf den Höfen so ist, dass auch künftige Generationen Spaß an ökologischer Landwirtschaft haben.“

Innerhalb von zehn Jahren sollen die Qualitätsstandards auf den Betrieben umgesetzt werden. Dafür seien große Investitionen notwendig, zum Beispiel in neue Ställe, befestigte Winterausläufe, Personal und Naturschutz. Durch die kuhgebundene Kälberaufzucht werde außerdem die produzierte Milchmenge sinken. Damit die Betriebe das stemmen können, sollen die Bauern ab dem 1. Oktober 20 Cent mehr pro Liter bekommen.

Der Auszahlungspreis für die Höfe der Bauerngemeinschaft liege dann insgesamt bei rund 70 Cent pro Liter, so Raymann. Der durchschnittliche Auszahlungspreis für Bio-Milch in Norddeutschland liege derzeit bei rund 50 Cent.

Jeder Betrieb habe im Hinblick auf die neuen Qualitätsstandards klar festgelegte Zwischenziele. In jährlichen Entwicklungsgesprächen will die Bauerngemeinschaft die Ziele abstimmen, die Fortschritte kontrollieren und Unterstützung anbieten.

„Unser Anspruch sind Produkte mit einem gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert“, meint Raymann. „Wir wollen in der Biomilcherzeugung ein Preisniveau erreichen, mit dem zukunftsfähige ökologische Landwirtschaft möglich ist. Deshalb hoffen wir, dass auch andere Molkereien unserem Beispiel folgen werden.“

Die Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof besteht zurzeit aus 36 familiengeführten Bio-Betrieben in Norddeutschland, die an die Bio-Verbände Bioland, Demeter oder Naturland angeschlossen sind. Die Höfe verarbeiten ihre Bio-Milch in der eigenen Bauernmeierei und vermarkten sie unter einer gemeinsamen Marke.

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