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Pestizide

Umweltschützer fordern Pestizidausstieg bis 2035

Offener Brief an Bundestagskandidaten

Mehr als 100 Bio-Unternehmen, Umweltorganisationen, Wasserwirtschaftsverbände und Wissenschaftler rufen die Kandidaten der kommenden Bundestagswahl dazu auf, bis 2035 aus synthetisch-chemischen Pestiziden auszusteigen. In einem offenen Brief, initiiert vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, fordern sie dazu eine Pestizid-Abgabe und ein jährliches Pestizid-Monitoring ab 2022.

„Setzen Sie sich in der kommenden Legislaturperiode ein für eine Beschlussfassung auf nationaler und EU-Ebene zum schrittweisen Ausstieg aus der Anwendung von chemisch-synthetischen Pestiziden bis zum Jahr 2035 sowie für ein Verbot der für Gesundheit und Umwelt besorgniserregendsten Pestizide in den nächsten fünf Jahren.”

Dies fordern die Unterzeichner von den Bundestagskandidaten von CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP und Linke. Darunter sind neben dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Umweltinstitut München, die Bio Company, die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL), die Aurelia Stiftung, die Schweisfurth Stiftung, Demeter und Bioland.

Johannes Heimrath, Vorstandsmitglied des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft: „Bisherige Maßnahmen wie das kürzlich beschlossene Insektenschutzgesetz reichen bei weitem nicht aus, um Mensch und Natur vor Pestiziden zu schützen. Besonders die sich nachweislich über die Luft weit verbreitenden Wirkstoffe Glyphosat, Pendimethalin, Prosulfocarb und Terbuthylazin müssen sofort neu bewertet werden. Bis sichere Ergebnisse vorliegen, sind für diese Pestizide strenge Risikominderungsmaßnahmen einzuleiten.”

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft hat 2020 eine bundesweite Studie zur Verbreitung von Pestiziden in der Luft veröffentlicht. Sie belegt den kilometerweiten Ferntransport vor allem dieser fünf Stoffe bis in Städte und Naturschutzgebiete hinein. Auch Bio-Betriebe leider unter diesem Abdriftproblem und müssen die Kosten für kontaminierte Ernten selbst tragen.

Um Mensch und Natur besser vor dem Pestizid-Einsatz in der Landwirtschaft zu schützen, müssten sich die künftigen Bundestagsabgeordneten für eine Reform des Pestizid-Zulassungsverfahrens auf EU-Ebene einsetzen, fordern die Unterzeichner des offenen Briefes. Dabei müssten der Ferntransport von Pestiziden durch die Luft sowie die Kombinationswirkung mehrerer Pestizide in der Natur und im menschlichen Körper künftig stärker berücksichtigt werden.

Zudem sollten sich die Bundestagskandidaten für ein jährliches Pestizid-Monitoring sowie eine Pestizid-Abgabe ab dem Jahr 2022 stark machen. „Die Europäische Kommission will mit ihrem Green Deal den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 Prozent verringern. Das ist in Deutschland jedoch nur mit einer Pestizidabgabe und dem forcierten Ausbau des Ökolandbaus zu schaffen. Eine Pestizidabgabe muss daher zentraler Baustein der Reduktionsstrategie werden“, so Gerald Wehde, Leiter Agrarpolitik und Kommunikation bei Bioland.

Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt, dass durch eine Pestizidabgabe die Halbierung des Pestizideinsatzes erreicht werden kann. Mit diesem marktwirtschaftlichen Instrument würden die Hersteller und Anwender endlich in die Pflicht genommen und das Verursacherprinzip greifen.

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