Agrarwende
Bio als Trittstein für den Umbau
Angla Merkel erhält Bericht der Zukunftskommission Landwirtschaft
Vor einer Woche hat die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) ihren Abschlussbericht mit Empfehlungen für eine grundlegende Agrar- und Ernährungswende verabschiedet. Heute wurde der Bericht an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben. Kommissionsmitglied Felix Prinz zu Löwenstein beschreibt, wie Bio als Tritttstein für den Umbau genutzt werden kann.
Als „starkes und wegweisendes Signal“ für den gesellschaftlichen Ausgleich und die Lösung von Zielkonflikten betrachtet Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Bericht. Die Kosten für den Transformationsprozess – sieben bis elf Milliarden Euro pro Jahr – könnten nicht allein von den Betrieben getragen werden. Vielmehr müssten Unternehmen und Gesellschaft gemeinsam in die Zukunft der deutschen Landwirtschaft investieren.
Ein „starkes Zeichen für die Zukunft“ sieht auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter – allerdings entgegengerichtet zur „unsäglichen Bremserei“ von Frau Klöckner. Die Agrar-, Umwelt- und Verbraucherverbände hätten mit ihrem Kompass für eine neue Agrar- und Ernährungspolitik den Job der Ministerin übernommen, die ihnen jetzt entgegenkommen müsse.
Auch Renate Künast, Sprecherin der Grünen für Ernährungspolitik, findet den Bericht „auffällig konträr zur Politik der amtierenden Ministerin“. Der Bericht zeige, wie eine nachhaltige Landwirtschaft den Anforderungen von Klima, Umwelt und den Betrieben gerecht werden kann. „Hinter diese Einigung dürfen wir nicht mehr zurückfallen“, mahnt Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen. Artenvielfalt, Tierwohl und der Erhalt ländlicher Strukturen gehörten ganz oben auf die politische Agenda.
Bio kann dabei als Trittstein für den Umbau genutzt werden, wie der Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft, Felix Prinz zu Löwenstein, der selbst in der Kommission mitgewirkt hat, beschreibt. Die Ökologische Lebensmittelwirtschaft habe nicht nur die Aufgabe, ihre Leistungen für Natur- und Klimaschutz sowie Tierschutz und gesunde Ernährung weiter zu vergrößern, sie könne auch zusammen mit ihren Kunden als Pfadbereiter für die Transformation der gesamten Land- und Ernährungswirtschaft wirken.
Elementar sei es, der Zentralisierung der letzten Jahrzehnte etwas entgegenzusetzen und regionale Wertschöpfung wieder zu stärken. „Die nächste Bundesregierung wird einen wirtschaftspolitischen Schwerpunkt darauf legen müssen, mittelständische, nach ökologischen Prinzipien ausgerichtete Verarbeitungsunternehmen zu unterstützen – beispielsweise Schlachtstätten“, fordert Löwenstein.
Ein wichtiger Schritt sei auch die Internalisierung externer Effekte. „Sobald die Preise für Produkte und der Aufwand der Produktion auf den tatsächlichen Kosten beruhen, werden die Marktkräfte für einen Umbau sorgen“, so Löwenstein. Ab 2028 müsse die Europäische Agrarpolitik zudem vollkommen darauf ausgerichtet sein, konkrete gesellschaftliche Leistungen zu bezahlen, anstatt Flächenbesitz bedingungslos zu belohnen. Umweltschutz müsse sich für die Landwirte wirtschaftlich auszahlen.
Wirkliche „Enkeltauglichkeit“ zu erreichen, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Um den Umbau zu begleiten, brauche es deshalb ein Querschnittsprogramm der gesamten Bundesregierung, in dem alle Politikinstrumente aufeinander abgestimmt sind.