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Verbrauchertäuschung

Klage gegen Aldi-Kampagne zum Thema Kükentöten

Foodwatch sieht Irreführung der Verbraucher

Große Lebensmittelhändler werben immer mehr damit, dass sie dem Kükentöten im Zuge der Ei-Produktion für ihre Supermärkte ein Ende bereiten. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat Lidl abgemahnt und Aldi nach erfolgloser Abmahnung verklagt: Die Aufmachung der Kampagne stelle eine irreführende Täuschung des Verbrauchers dar.

Männliche Küken werden häufig direkt nach dem Schlüpfen geschreddert oder vergast, weil die Aufzucht der Bruderhähne wirtschaftlich nicht lohnend ist. In Deutschland wurde das Thema vom Gesetzgeber aufgegriffen und hierzulande wird diese Praxis ab 2022 verboten sein. Bei inländischen Eiern ist der Verbraucher dann bei auf der sicheren Seite.

Jetzt nutzen große Lebensmittelhändler die Sympathien der Kunden für die Küken und werben damit, ‚das Kükentöten zu beenden‘. Viele dieser Äußerungen standen schon früher in der Kritik von Bio-Verbänden und Tierschützern. Jetzt geht die Verbraucherorganisation Foodwatch mit rechtlichen Schritte gegen einige der Schlagzeilen vor.

So teilte Lidl mit, das bis Ende 2021 alle Freiland- und Bio-Eier und bis Ende 2022 das gesamte Eiersortiment ohne Kükentöten produziert werde und warb mit „Damit [mit dem Kükentöten] machen wir jetzt Schluss“. Es werde nach Foodwatch in den Darstellungen nicht klar genug, dass es nur um die als Schalenei in den Geschäften verkauften Eier geht und die für andere Produkte benötigten Eier davon nicht betroffen sind. Den gleichen Einwand führt Foodwatch gegenüber Aldi ins Feld, die „Wir schaffen das Kükentöten ab“ deklamierten.

Lidl reagierte auf eine Abmahnung durch Foodwatch Anfang Oktober 2020: Der Discounter gab an, die kritisierte Werbung nicht mehr zu verwenden. Eine Abmahnung gegenüber Aldi Ende September 2020 blieb erfolglos. Foodwatch reichte daher jetzt Klage gegen Aldi beim Landgericht Essen ein.

Für die Zukunft setzen die großen Konzerne zum einen auf Techniken zur frühen Geschlechtsbestimmung im Brutei. Männliche Küken werden so gar nicht erst ausgebrütet. Bereits Ende 2020 würden bei Aldi die ersten Eier angeboten, für deren Produktion die neue Methode zum Einsatz kommt. Rewe will die Anzahl seiner respeggt-Freiland-Eier, für deren Produktion eine Geschlechtsbestimmung im Ei vorgenommen wird, bis Ende 2020 auf rund 260 Millionen steigern.

Alternativ werden in den Supermärkten Eier aus Bruderhahn-Projekten angeboten. Die großen Bio-Anbauverbände in Deutschland wie Bioland, Naturland, Demeter und Biokreis arbeiten aktuell daran, die Bruderhahnaufzucht verpflichtend in ihren Richtlinien zu verankern.

Es geht Foodwatch aufgrund dieser Entwicklung nicht nur um irreführendes Marketing. Nach Meinung der Verbraucherorganisation steuerten Aldi, Lidl und andere große Lebensmittelhändler nicht in Richtung einer nachhaltigeren Eierproduktion.

Foodwatch fordert einen grundlegenden Richtungswandel in der Hühnerhaltung. Statt der Geschlechtsbestimmung im Ei oder Bruderhähne solle in Zukunft auf Zweinutzungshühner gesetzt werden. Diese robusteren und weniger krankheitsanfälligen Rassen eignen sich sowohl für die Eier- als auch zur Fleischproduktion. Das Kükentöten sei nur ein Symptom eines die Tiere krank machenden Agrarsystems und das eigentliche Problem seien die einseitig hochgezüchteten Hühnerrassen.

Damit liegt die Verbraucherorganisation ganz auf einer Linie mit der Ökologischen Tierzucht GmbH (ÖTZ). Deren Geschäftsführerin Inga Günther spricht von einem fehlentwickelten System der Geflügelhaltung mit seinen zementierten Monopol-Strukturen und setzt ebenfalls auf Zweinutzungshühner.

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