Verbraucherschutz
Lemonaid noch immer zu gesund für Limonade?
‚Zucker-Ministerin‘ bringt Bewegung in Streit um zu niedrigen Zuckergehalt

Das ‚süßeste Ministerium des Landes‘ nennen die Aktivisten des fairen Getränkeherstellers Lemonaid das Ernährungsministerium. Schon wieder hat das Unternehmen Ärger mit dem Verbraucherschutz – da seine Limonaden weniger Zucker enthalten als vorgeschrieben. Eine Julia Klöckner-Statue aus Zucker vor dem Ernährungsministerium sorgte jetzt für ein Einlenken der Behörde.
Mitarbeiter des Hamburger Unternehmens Lemonaid stellten am Mittwoch eine Julia Klöckner-Statue aus Zucker als ‚Denk Mal‘ vor dem Ernährungsministerium in Berlin auf – und klingelten bei der Ministerin. Es ging um eine Rüge des Verbraucherschutzamts der Stadt Bonn, nach der Lemonaid weniger als die in den Leitsätzen vorgesehenen ‚mindestens sieben Gewichtsprozent‘ Zucker für eine Limonade enthalte und in der ‚weitergehende behördliche Maßnahmen‘ angekündigt wurden, sollte der Zuckergehalt so niedrig bleiben.
© Lemonaid
Julia Klöckner erschien zwar nicht persönlich, doch die Aktion brachte Bewegung in den schon seit letztem Jahr andauernden Streit: Die aktuelle Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz der Hansestadt Anna Gallina (Grüne) schickte je ein Schreiben an Julia Klöckner und die für die Limonaden-Leitsätze zuständige Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission. Sie fordert darin eine Überarbeitung der gesundheitsschädlichen Zucker-Untergrenze – und hebt hervor, dass ihre Vorgängerin dies im letzten Jahr auch schon getan habe.
Noch am gleichen Tag verlautbarte Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel für das Ernährungsministerium: "Wir haben das klare Ziel, in Fertiglebensmitteln und auch Erfrischungsgetränken den Gehalt von Zucker zu reduzieren. [...] Umso mehr haben wir die klare Erwartung, dass sich die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission der aktuellen Problematik nun zügig annimmt und die entsprechenden Leitsätze überprüft.“
© Lemonaid
Ein klarer Erfolg für Lemonaid, aber noch immer keine Rechtssicherheit. Gründer Paul Bethke sagt deshalb: „Es muss Schluss sein mit leeren Sonntagsreden der Politik für gesündere Lebensmittel. Wir fordern, dass diese wahnwitzige Zucker-Untergrenze jetzt endlich konkret gestrichen wird!“