Ausland
Bio-Kräuter aus Marokko
Beleco bringt Kräuter und Blüten nach Deutschland

Thymian, Lavendel, Salbei – eine breite Palette von frischen und getrockneten Kräutern ist direkt von marokkanischen Feldern in Bio-Qualität zu haben. Das südmarokkanische Unternehmen Beleco ist auf Kräuter spezialisiert. In den letzten Jahren bringen Blütenblätter wie Calendula oder Jasmin Farbe in den Export.
Beleco ist ein marokkanisches Unternehmen, das sich auf den ökologischen Anbau von Kräutern spezialisiert hat. Es ist noch relativ jung, im Jahre 2006 gegründet und liegt etwa 50 Kilometer südlich von der Stadt Agadir im Süden des Landes. Die Souss-Ebene, einer der fruchtbarsten Landstriche Marokkos, bietet beste Voraussetzungen für den Kräuteranbau. Die Farm umfasst 15 Hektar Anbaufläche, dazu 1,7 Hektar Gewächshausflächen in drei Gewächshäusern. Angestellt sind 20 feste Mitarbeiter.
Bei Beleco gibt es nur Bio, zertifiziert nach Ecocert und Bio Suisse. Die Kräuter werden in frischem Zustand (75 Prozent) oder getrocknet (25 Prozent) angeboten. Frisch zu haben sind Dill, Estragon, Fenchel, Kapuzinerkresse, Koriander, Lavendel, Majoran, Rosmarin, Salbei Schnittlauch, Thymian und Zitronengras; Salbei und Thymian auch getrocknet. Nur als getrocknete Produkte werden Anis, Calendula, Jasmin, Minze und Süßholz angeboten.
Export vor allem nach Deutschland
Im Lande bleibt von diesen Waren wenig. Der Manager Moustapha Danouane gibt an, seine Waren würden etwa das Zehnfache der konventionellen Produkte kosten. Diesen Preis bekommt er in Marokko nicht bezahlt, daher wird das breite Sortiment in erster Linie für den Export produziert.
Beleco arbeitet mit Legros Bio in Perpignan in Frankreich zusammen, exportiert in die Schweiz, zum größten Teil aber auf den deutschen Markt. Im Grunde ist dies sogar eine Art Heimat-rückführung, denn die Kräuter aus Marokko haben deutsche Wurzeln. Beleco verwendet das Bio-Saatgut der Marbacher Hild Samen GmbH, für Rosmarin und Lavendel zieht die Firma eigene Stecklinge.
Blüten für die Kosmetik-Industrie
Außerhalb des Lebensmittelhandels findet Danouane gute Kunden in der Kosmetik-Industrie. Die kräftig gelb-orange gefärbten Blüten von Calendula (Ringelblume) sind ein wahrer Blickfang. Es hat einiges an Experimenten gekostet, bis die beste Methode gefunden wurde, um diese Farbe bei der Trocknung zu erhalten.
In 2018 exportierte Beleco etwa eine Tonne der Calendula-Blüten nach Deutschland. Dieses Jahr soll es schon die doppelte Menge sein. Außerdem experimentiert das Unternehmen mit der Trocknung von Jasmin-Blüten, die ebenfalls ein deutscher Kunde angefragt hat und für die das beste Verfahren erst noch gefunden werden muss.
Eine weitere Besonderheit außerhalb des Kräuterbereichs ist das hier produzierte Süßholz. Eine langwierige Angelegenheit, denn es benötigt immerhin drei Jahre bis zur Ernte.
Partner im Public-Private-Partnership-Projekt
Bezogen auf die von der marokkanischen Regierung festgeschriebenen Ziele für die Entwicklung der einheimischen Agrarwirtschaft ist Beleco ein Musterbetrieb. Unter anderem, weil es als Partner an einem Public-Private-Partnership-Projekt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) teilnimmt.
Im Rahmen des Entwicklungsprogramms unterstützt die marokkanische Regierung lokale Landwirte bei der Umstellung auf ökologischen Landbau; unter anderem durch Vermittlung moderner Anbau- und Bewässerungsmethoden. Bei Beleco ist mit 13 Hektar der größte Teil der Farm im Programm eingeschlossen.
Erfolgreicher Öko-Landbau
Beleco arbeitet auch aktiv an der Bodenverbesserung durch Einbringung von Kompost. Dieser wird eingekauft und besteht je zur Hälfte aus Beikräutern und Schafsmist. Danouane ist sehr stolz auf die Bodenentwicklung. Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich der Humusgehalt von anfänglich 0,22 Prozent auf 1,4 Prozent mehr als versechsfacht.
Etwa die Hälfte des Wassers für die Tröpfchenbewässerung kommt aus dem Stausee. Die andere Hälfte aus selbst angelegten zertifizierten Brunnen, alles staatlich überwacht.
Auf Beleco wird ökologische Vielfalt groß geschrieben. Olivenbäume dienen der Erhöhung der Biodiversität, und Schilf wird als Windschutz angebaut. Auf einigen der Kräuterfelder weiden Schafe.
Unterstützung bei der Planung, Überwachung und Beprobung der Kräuter bekommt Danouane wieder einmal aus Deutschland: Die Firma Plantawalle ist sein Ansprechpartner, und die Kräuterexpertin von Plantawalle ist die in Stockach angesiedelte Agrarwissenschaftlerin Eva Maria Walle.
Elke Reinecke